Sehr geehrte Redaktion,

wir hatten wegen der Frage des Einflusses der Medien durch schlichten Gebrauch bestimmter Begriffe und Zusammenhänge schon einmal Kontakt - damals zum Thema "Lehrerstreik". Ich denke die Verwendung des Begriffs Nacktscanner, der zwar auch schon im Duden geführt wird, ist wenig hilfreich in der Diskussion über den Einsatz von Sicherheitssystemen, zumal neue Generationen dieser Geräte mit dem Begriff nichts mehr gemein haben.

Jürgen Schmidt, Hamburg

Sehr geehrter Herr Schmidt,

vielen Dank für Ihre Mail. Ich freue mich immer, wenn Leser uns zu einer noch intensiveren Auseinandersetzung mit Sprache motivieren - schließlich ist die Sprache unser wichtigstes wie wertvollstes Handwerkszeug. Das Wort Nacktscanner ist dafür ein gutes Beispiel. Auf der einen Seite ist es eine sehr bildkräftige Teilübersetzung des englischen Begriffs Body Scanner: Es beschreibt das Gerät, das den Körper mittels Strahlentechnik nach gefährlichen Objekten abtastet und dann die Körperumrisse abbildet. Genauer mag die Übersetzung "Körperscanner" sein, bildmächtiger, wenngleich auch wertender ist "Nacktscanner".

Im Abendblatt finden Sie beide Begriffe. Ganz verbannen möchten wir den "Nacktscanner" nicht: Das Wort beschreibt den Vorgang anschaulich, weil zumindest die ersten Generationen des Geräts Körperumrisse ohne Kleidung zeigten. Die neueren Modelle sind weniger detailgetreu - und daher eher Körperscanner. "Jedes Wort hat fließende Grenzen", hat der Dramatiker Arthur Schnitzler einmal sehr treffend formuliert.

Zugleich zeigt uns Ihre Mail, wie wichtig es ist, bei Wortschöpfungen genau hinzuschauen. Unvergessen sind die Versuche, Atommülllager einst zu "Entsorgungsparks" sprachlich aufzuhübschen, Massenentlassungen als "Freisetzungen" zu verharmlosen oder die gezielte Tötung als "finalen Rettungsschuss" zu banalisieren. Lassen Sie uns gemeinsam sensibel mit Sprache umgehen.

Herzlichst

Ihr Matthias Iken