Sehr geehrte Damen und Herren,

die Menschen, die das Hamburger Abendblatt lesen, sind ausgewählte Personen, die auf eine seriöse Berichterstattung zählen. Deswegen, denke ich, wäre es für das Hamburger Abendblatt wichtig, zumindest die Leser auf die Bundestagswahl 2009 so vorzubereiten und zu überzeugen, dass bei dieser Wahl jeder zur Wahl muss, um das beste Wahlergebnis seit Gründung der BRD zu erreichen, denn Deutschland steht wie die ganze Welt am Scheidepunkt, und Deutschland als Exportland ganz entscheidend.

Mit einer erneuten Großen Koalition laufen wir ins Verderben, denn es geht nur um Machtkämpfe, denn die Politik muss sich ändern. Ich hoffe, dass das Abendblatt jene Pläne schon in der Schublade hat.

Beste Grüße aus Trittau,

Jens Heimlich

Sehr geehrter Herr Heimlich,

natürlich haben Sie recht, wenn Sie betonen, wie wichtig es ist, zur Wahl zu gehen, in Zeiten globaler Wirtschaftskrisen allemal. Es ist alarmierend, dass nach einer jüngsten Forsa-Umfrage jeder zweite Deutsche nicht weiß, wann Bundestagswahl ist. Wer Demokratie verstanden hat, das Leben in Freiheit und Frieden in einem Rechtsstaat zu schätzen weiß, für den ist es ohnehin selbstverständliche Bürgerpflicht, zur Wahl zu gehen. Und den Rest, die Wahlmüden und Wahlunwilligen, die müssen wir eben überzeugen, und da meine ich: Wir alle! Jeder Einzelne in seinem privaten Umfeld und jedes Medium, so gut es kann.

Ihre These, dass Deutschland mit einer Großen Koalition ins "Verderben" laufe, möchte ich mir dennoch nicht zu eigen machen. Sie nimmt einen Gedanken auf, den der Dichter Friedrich von Logau in einem legendären Vers verewigt hat: "In Gefahr und großer Not bringt der Mittelweg den Tod." Lassen Sie uns bitte nicht so schwarzmalen. Das führt erfahrungsgemäß eher zu emotionalen Reaktionen und nicht zu rationalen Analysen.

Problematischer als die dauernde Verpflichtung zum Kompromiss scheint mir in Zeiten einer Großen Koalition das Fehlen einer starken Opposition zu sein. Ohne Opposition - oder besser gesagt: mit einer in die Regierung eingebauten, verdeckten Opposition - entstehen Stillstand, Trägheit und Schattenboxen. Schwung, Entscheidungsfreude und Schlagabtausch sind aber entscheidende Merkmale einer konstruktiven Diskurskultur. Deshalb führt eine starke Opposition zu einer besseren, vermutlich sogar ehrlicheren Regierungsarbeit.

Das Hamburger Abendblatt wird bis zum 27. September über alle für die persönliche Wahlentscheidung wichtigen Sachverhalte informieren. Wir werden das ausführlich tun, ohne zu langweilen. Da unsere Leserinnen und Leser deutlich gebildeter sind als der Durchschnitt der Bevölkerung, werden wir auch in die Tiefe gehen, analysieren und versuchen, Denkanstöße zu liefern. Dazu sind einige Artikelreihen in der Politik- und Lokalredaktion in Vorbereitung. Ich bin sicher, dass wir damit unserer Verpflichtung zu einer ausgewogenen Berichterstattung gerecht werden, ohne die Wirklichkeit außer Acht zu lassen.

Herzlichst,

Ihr Claus Strunz