Mit der Kürzung des Weihnachtsgeldes tragen die Hamburger Beamten die größte Last des Senatsplans. Viele fühlen sich ungerecht behandelt.

Hamburg. Der Justizsekretär Ramazan Bas aus Wilhelmsburg ist frustriert. Täglich sorgt er im Hamburger Amtsgericht am Sievekingplatz dafür, dass Akten zur richtigen Zeit am richtigen Ort sind. Er organisiert den Bürobedarf, kümmert sich darum, dass die Computer laufen. Jetzt wird ihm ein Teil seines Weihnachtsgeldes gestrichen - eine Entscheidung des Hamburger Senats, die Bas als extrem ungerecht empfindet.

"Ich leiste mir von dem Weihnachtsgeld keinen Luxus, sondern ich nutze es für die Begleichung von Rechnungen", sagt der 36-jährige Familienvater. "Für jemanden wie mich, der eine fünfköpfige Familie unterhalten muss, machen sich diese Kürzungen extrem bemerkbar im Portemonnaie." Obwohl er die Streichung als ungerecht empfindet, sieht der Wilhelmsburger aber keine Option darin, sein Glück in der freien Wirtschaft zu suchen. "Als Beamter habe ich einen festen Job, das ist das Allerwichtigste. Aber es ärgert mich, dass uns die Hände gebunden sind."

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Der schwarz-grüne Senat hatte am Mittwochabend ein Sparprogramm über 406 Millionen Euro vorgelegt. Wirksam wird es ab dem Haushaltsjahr 2011. Von 2014 an sollen sogar die ursprünglich geplanten 510 Millionen Euro pro Jahr eingespart werden. In dem Mix aus Ausgabenreduzierungen und neuen Einnahmequellen machen die Beamten den größten Brocken aus: Die Kürzung ihres Weihnachtsgeldes spart allein 100 Millionen Euro pro Jahr. 50 Millionen davon entfallen auf Lehrer.

Die Schulleiterin Sabine Solger empfindet die Streichung ihres Weihnachtsgeldes nicht nur als eine Ungerechtigkeit. Sie und ihre Kollegen an der Schule Hinter der Lieth sind traurig und empört. "Wir haben das Gefühl, dass unsere Arbeit überhaupt nicht geschätzt wird", sagt die 60-Jährige. "Besonders weil wir für die Schulreform so viel mehr gearbeitet haben, im Endeffekt ja für die Schublade. Und das ist nun der Dank." Aufgrund ihrer Besoldungsstufe fallen die Sonderzuwendungen am Ende des Jahres bei der Schulleiterin komplett weg.

Der Feuerwehrmann Olaf Reichelt geht davon aus, dass er im kommenden Jahr einen großen finanziellen Rückschritt machen muss. Der Vorsitzende des Berufsverbandes der Feuerwehr hatte bisher das Weihnachtsgeld dazu genutzt, um jährliche Versicherungszahlungen oder Kosten für den Haushalt zu begleichen. "Ich empfinde diese Streichungen wirklich als einen Einschnitt in die Privatsphäre, denn nun muss ich an anderen Stellen Abstriche machen - und möchte meinen Kindern trotzdem am Ende des Jahres etwas unter den Tannenbaum legen können."

Die Arbeitsvermittlerin Renate Meyer sieht nicht nur ein Problem darin, dass die Beamten ab 2011 weniger Geld in der Tasche haben. Sie befürchtet, dass die Motivation der Kollegen durch die Kürzungen leiden wird. "Wir arbeiten mit größtmöglichem Einsatz, und jetzt spart Hamburg auf unsere Kosten - das ist gemein und ungerecht", sagt die 53-jährige Harburgerin. "Die Stadt gibt so viel Geld aus, zum Beispiel für die Elbphilharmonie. Und es wird wieder mal am falschen Ende gespart. Außerdem glaube ich nicht daran, dass es bei diesen Kürzungen bleiben wird."