Praktika sind eine tolle Chance, um bei Unternehmen Eindruck zu machen. Experten raten zu guter Vorbereitung und strategischem Vorgehen.

Auf ihr Betriebspraktikum bereiten sich die Studenten der Kühne Logistic University (KLU) in Hamburg professionell wie Manager auf eine neue Chefposition vor: Unter Leitung von Martha Hannappel, Karrierecoach an der KLU, erstellen sie ein Profil ihrer Fähigkeiten, Stärken und Interessen, das ihnen die Suche nach einem geeigneten Unternehmen erleichtern soll.

Wichtig ist es Hannappel, ihren Studenten die Bedeutung des Praktikums klarzumachen: "Es kann entscheidender Baustein für die Karriere sein", sagt sie. Das Praktikum biete Studenten die einmalige Chance, noch während der Ausbildung - quasi in einem geschützten Rahmen - ihre Kenntnisse, Kreativität und Persönlichkeit in einem Unternehmen einzubringen.

+++Eine Studie zeigt: Praktika sind besser als ihr Ruf+++

Den hohen Stellenwert eines Praktikums für den späteren Berufserfolg bestätigt auch Christine Köcher, Personalreferentin der Abteilung Talent Management bei Beiersdorf. Ehemalige Praktikanten, meist Studenten der Wirtschaftswissenschaften mit guter Beurteilung, betreut sie im Rahmen des Studenten-Bindungsprogramms C2B. "Seit der Einführung von C2B vor zweieinhalb Jahren haben wir schon sechs Trainee-Stellen aus diesem Talent-Pool besetzt", sagt Köcher.

Um das Optimum aus einem Praktikum herauszuholen, raten Karriere-Experten zu strategischem Vorgehen.

Regel Nr. 1: Erkenne dich selbst

Vor allem eigene Stärken und Interessen sollten bei der Wahl des Unternehmens im Fokus stehen. Karrierecoach Hannappel: "Eine Studentin zum Beispiel war extrem sportbegeistert, ein Student interessierte sich brennend für Solarenergie. Das waren Anknüpfungspunkte, gezielt nach Unternehmen in diesen Bereichen zu suchen."

Regel Nr. 2: Bewerbungsunterlagen optimieren

Der Lebenslauf sollte auf höchstens zwei Seiten alle wichtigen Stationen dokumentieren. Im einseitigen Bewerbungsschreiben sollte der angehende Praktikant seine Motivation erklären und ausführen, warum er sich gerade bei diesem und keinem anderen Unternehmen bewirbt.

Regel Nr. 3: Selbstdarstellung prüfen

Auch die eigene Internetpräsenz ist wichtig. Karrierecoach Hannappel: "Aktualisieren Sie Ihre Online-Profile etwa bei Xing und LinkedIn oder legen Sie eines an. Und überarbeiten Sie alle Aspekte Ihres professionellen Profils, die den künftigen Arbeitgeber interessieren könnten."

Regel Nr. 4: Gezielte Suche

"Je konkreter der Student weiß, was er später beruflich machen möchte, umso spezifischer kann auch die Auswahl des Praktikums sein", sagt Michael Sell, Leiter Personalmanagement der ERGO-Versicherungsgruppe in Hamburg. Außer den zahlreichen Praktikumsbörsen - etwa bei Handelskammern, in sozialen Netzwerken - dienen vor allem die Homepages der Wunsch-Unternehmen selbst als Orientierungshilfe. Oft lohnt auch der Besuch von Recruitingmessen und Informationsveranstaltungen der Unternehmen.

Regel Nr. 5: Selbstbewusstsein auf allen Ebenen

Wer weiß, was er will, kann und vom Praktikum erwartet, hat die besten Voraussetzungen für eine erfolgreiche Selbstvermarktung. Fürs Bewerbungsgespräch rät Michael Sell, Wünsche und Vorstellungen klar zu äußern: Wer beispielsweise an einem bestimmten Projekt mitarbeiten möchte, sollte gleich darauf hinweisen. Ideal sei es, eine bestimmte Person im Team zu unterstützen, die auch als Mentor fungiert. Praktikanten sollten aktiv die Rolle eines Mitarbeiters auf Zeit einnehmen und vor allem keine Angst haben, Fragen zu stellen, eigene Ideen zu entwickeln und Unterstützung anzubieten.

Regel Nr. 6: Netzwerken

Außer den fachlichen Einblicken sollten sich Praktikanten aktiv um den Aufbau und die Pflege ihres beruflichen Netzwerks kümmern. Michael Sell rät, sich bei Besprechungen einzuklinken oder mit Mitarbeitern anderer Abteilungen essen zu gehen. "Man weiß nie, wann sich welcher Kontakt bewährt."

Regel Nr. 7: Selbstreflexion

Ein Praktikum ist für viele Studenten eine Reise ins Ich. Martha Hannappel von der KLU erwartet von ihren Studenten einen Bericht, in dem sie ihre Erfahrungen reflektieren. Eine Studentin, so erzählt sie, hätte auf ihren Rat hin ihre Schüchternheit thematisiert. "Sie verpflichtete sich selbst, dieses Manko zu überwinden, indem sie sich bei jeder Besprechung zu Wort melden wollte." Nach dem Praktikum hatte Hannappel einen selbstbewussteren Menschen vor sich. "Die Frau hatte plötzlich Vertrauen in ihre Stärke und Urteilsfähigkeit, weil sie merkte, dass alle nur mit Wasser kochen. Mehr kann man nicht erwarten."