Ingenieure sollten nach dem Bachelorabschluss weiterstudieren, Geisteswissenschaftler in den Job einsteigen.

Mit dem Bachelorabschluss in der Tasche wird es für die Berufsplanung höchste Zeit. Weiter zum Master oder raus in die Welt? "Ein großer Fehler wäre es sicherlich, fünf Jahre zu studieren, ohne dabei Praxiserfahrung zu sammeln", sagt Frauke Narjes vom Career Center der Uni Hamburg. Wer also nach dem Bachelor gleich weitermachen will, sollte zumindest jede Gelegenheit nutzen, um mit der Praxis und Praktikern in Kontakt zu kommen. Egal ob durch Nebenjob, bei Vorträgen, Betriebsbesichtigungen oder Messen

Für stark branchenabhängig hält Tiemo Kracht, Geschäftsführer der Kienbaum Executive Consultants, die Frage des "richtigen" Abschlusses. "Während Chemiker tunlichst promovieren sollten, ist generell bei Naturwissenschaftlern und in technologiegetriebenen Branchen ein Master gern gesehen", sagt er. Geisteswissenschaftlern dagegen rät er zum Berufseinstieg mit Bachelor, um dann je nach Entwicklung vielleicht später einen betriebswirtschaftlichen Master draufzusatteln.

Doch nicht überall können Geisteswissenschaftler problemlos ein betriebswirtschaftliches Studium anschließen. An der Uni Hamburg wird eine inhaltliche Vorbildung erwartet. Doch Voraussetzungen für die Bewerbung variieren nach Fach und Hochschule. So kann bundesweit nach einer Hochschule mit weniger strengen Voraussetzungen gesucht werden. Orientierung bei dieser Suche die Seite www.hochschulkompass.de .

Einfacher ist der Fachwechsel bei privaten Instituten wie der FOM Hochschule für Oekonomie & Management. "Beim Programm Master of Business Administration ist der Zugang auch mit einem geisteswissenschaftlichen Bachelor-Abschluss möglich", sagt Marco Lippert von der FOM. Für andere betriebswissenschaftliche Master-Studiengänge kann das nötige Know-how durch Berufserfahrung nachgewiesen werden.

Eine Pause zwischen Bachelorabschluss und Masterstudium kann sich durchaus lohnen. Hochschulrückkehrer studierten "oft sehr effektiv, weil sie dank ihrer Praxiserfahrung wissen, worauf es ankommt", sagt Anne Grobe, Leiterin Führungskräfteauswahl und -entwicklung bei Unilever. Das Unternehmen steht Bachelor- wie Masterabsolventen offen gegenüber. Grobe sieht in einem fehlenden Master auch kein Karrierehemmnis für die Zukunft. "Weit größeren Wert legen wir auf die Persönlichkeit und das Standing der Bewerber." Wer also nach erstem Abschluss das Gefühl hat, noch nicht reif fürs Berufsleben zu sein, für den könne es durchaus sinnvoll sein weiterzustudieren. "Oder durch Praktika und Auslandserfahrung Reife zu gewinnen."

Manchmal geht es aber schlicht um Wissen. Wer sich etwa beim Ingenieurbüro WTM bewirbt, sollte einen Master-Abschluss mitbringen. "Nur mit einem Bachelor in Bauingenieurwesen ist der Bewerber zu schmal aufgestellt. Masterabsolventen hingegen bringen deutlich mehr Kompetenz mit", sagt Stefan Ehmann, Geschäftsführer bei WTM Engineers. Die sei nötig, zumal die Ansprüche in der Praxis gestiegen seien. "Heute ist beispielsweise eine Bauweise mit hohem energetischem Anspruch gefragt. Oder denken Sie an die Tanzenden Türme, die auf St. Pauli entstehen - ein solches Gebäude zu entwerfen ist schlicht etwas anderes als der herkömmliche Mauerwerksbau."