In den Anlagen verbinden sich viele Gewerke: Kunststoff- und Energietechnik oder Bauingenieurwesen. Neben Ingenieuren sind für die Wartung auch Techniker gefragt.

Trotz Wirtschafts- und Finanzkrise boomt im Norden der Bereich der erneuerbaren Energien. Hamburg entwickelt sich dabei zum norddeutschen Branchenzentrum. "Besondere Dynamik gibt es derzeit in der Windenergie-Branche", sagt Tobias Knahl, Leiter der Abteilung für Energie und Umwelt bei der Handelskammer Hamburg.

In der Elbmetropole befinden sich mittlerweile zahlreiche Branchengrößen wie Nordex, Vestas, REpower Systems, Enercon, der Energiedienstleister RETC sowie die Geschäftsbereiche für Windenergie der Energiekonzerne RWE und Vattenfall. Die Stadt fördert diese Entwicklung im Rahmen der Clusterorganisation Erneuerbare Energien Hamburg (EEHH). Im Auftrag der Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt (BSU) soll die EEHH zukünftig alle Aktivitäten im Bereich erneuerbare Energien in der Region vernetzen.

Der Anteil der Windenergie liegt in Norddeutschland mit 19,1 Prozent bereits deutlich über dem Bundesdurchschnitt von 8,2 Prozent, so Branchenexperte Knahl. Hinzu kämen mittelfristig 25 Offshore-Windparks in der Nordsee und fünf in der Ostsee. Gerade die Offshore-Windparks bieten große Chancen für norddeutsche Küstenstädte wie Emden, Bremerhaven oder Rostock, denn hier siedeln sich die benötigten Dienstleistungs- und Serviceunternehmen an.

Entscheidend für das starke Wachstum der Windenergie-Unternehmen an der Elbe sind aber die internationalen Aktivitäten, die sich von Hamburg aus gut koordinieren lassen. Etwa 80 Prozent Umsatz wird mittlerweile im Export verdient. Der Boom drückt sich direkt in Arbeitsplätzen aus. "Die REpower Systems AG hatte 2004 noch 600 Mitarbeiter, mittlerweile sind es fast 2000 weltweit." sagt Andreas Kaffka, Direktor Human Resources bei REpower. Das Unternehmen richte sich auf weiteres Wachstum in den nächsten Jahren ein. "Wir planen Einstellungen in den Bereichen technisches Projektmanagement, Vertrieb, Service und Entwicklung."

Konkreten Personalbedarf meldet auch die Nordex. "Zurzeit haben wir 30 Ingenieurstellen ausgeschrieben", sagt Stefan Schlatter, Leiter Recrouting und Personal bei dem Norderstedter Unternehmen. Die Aufgabengebiete sind vielfältig, denn in Windenergieanlagen verbinden sich viele Gewerke. So etwa Kunststofftechnik, Energietechnik oder Bauingenieurwesen. Neben Ingenieuren seien für die Wartung der bestehenden Anlagen aber auch Techniker gefragt, sagt Schlatter. Sie sollten eine Ausbildung als Elektriker oder Elektroniker haben und schwindelfrei sein.

"In der gesamten Branche werden akademische wie nichtakademische Fachkräfte aus den Bereichen Maschinenbau und Elektrotechnik benötigt", erklärt Ulf Gerder, Sprecher vom Bundesverband WindEnergie e.V. Kleinere Firmen bildeten ihre Mitarbeiter für Service und Wartung an übergeordneten Einrichtungen wie dem Berufsbildungszentrum Erneuerbare Energien in Husum aus.

Da viele der Technologien, die in der Wind- und Solarbranche zum Einsatz kommen, aus anderen Wirtschaftszweigen stammen, bieten die zukunftsweisenden Arbeitsfelder beste Chancen auch für Ingenieure aus anderen Wirtschaftszweigen wie etwa Luftfahrt oder Schiffbau.