Etwa 365 Kilometer Schutzdeiche an Nordsee und Elbe sowie 70 Kilometer an der Ostsee schützen die rund 300 000 Menschen in den überflutungsgefährdeten Gebieten Schleswig-Holsteins. Auf der Grundlage des so genannten Generalplanes Küstenschutz verstärkt der Landesbetrieb für Küstenschutz, Nationalpark und Meeresschutz Schleswig-Holstein (LKN) die Deiche oder baut neue Küstenschutz-, Hafen- und Sperrwerksanlagen. "Diese erfüllen ihre Aufgaben allerdings nur, wenn sie in gutem Zustand sind", sagt Günter Kruse (57), einer von etwa 30 Küsteningenieuren beim LKN. Er verfügt über mehr als 20 Jahre Berufserfahrung und hat festgestellt, dass der durch den Klimawandel bedingte Meerwasseranstieg sich immer mehr bemerkbar macht. "Deshalb gibt es in unserem Bereich auch zukünftig viel zu tun", prognostiziert der Küsteningenieur. Zu seinen Projekten in diesem Jahr zählen der Bau einer neuen Kaimauer in Westerland sowie ein neues Deckwerk am Sylter Ellenbogen in List.

Hervorragende Zukunftsperspektiven attestiert Professor Torsten Schlurmann vom Franzius-Institut für Wasserbau und Küsteningenieurwesen der Universität Hannover qualifizierten Küsteningenieuren. "Küsteningenieure sind national und international gefragter denn je. Vor allem Ingenieurbüros suchen händeringend Nachwuchs." In Deutschland gibt es etwa 500 aktive Küsteningenieure, pro Jahr kommen 25 neue Absolventen auf den Markt. Diese können heute daher in der Regel zwischen drei und vier Jobangeboten auswählen, sagt Schlurmann. Er rechnet für die nächsten Jahre mit einem deutlich ausgeweiteten Aufgaben- und Einsatzspektrum von Küsteningenieuren. Ihr Wissen sei besonders gefragt, wenn es um die Erforschung der Klimaveränderungen, die erhöhte Seegangsbelastung oder zunehmende Erosionstätigkeit gehe.

Dem aktiven Hochwasserschutz hat sich auch der niedersächsische Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN) verschrieben. Er plant, baut und betreibt Hochwasserschutz-Einrichtungen, Schutzdämme, Rückhaltebecken, Überschwemmungspolder und Talsperren. Zum Einsatzgebiet der Betriebsstelle Norden-Norderney gehören auch die sieben ostfriesischen Inseln. "Durch ihre exponierte Lage sind die Inseln sehr starken Seegangs- und Strömungsbelastungen ausgesetzt. Veränderungen in der Seegangsbelastung, bei Stränden und Dünen müssen daher im Hinblick auf die Sturmflutsicherheit laufend überprüft und neu beurteilt werden", berichtet Küsteningenieur Frank Thorenz (46), Leiter der Betriebsstelle. Neben der Unterhaltung plant und leitet er Maßnahmen zur Verstärkung der Inselschutzanlagen. "Bei unserer Arbeit müssen wir nicht nur auf die Belange des Naturschutzes, sondern auch auf die Bedürfnisse der Gemeinden und Kurverwaltungen Rücksicht nehmen."