Neben Gold ist auch Silber stark gefragt. Abendblatt.de erklärt den Höhenflug der Edelmetalle und warum Käufer starke Nerven brauchen.

Hamburg. Mit kaum einer anderen Geldanlage ließ sich in diesem Jahr so gut verdienen wie mit den Edelmetallen: Der Preis für eine Feinunze (31,1 Gramm) Gold schoss in den vergangenen zwölf Monaten um fast 50 Prozent nach oben, die Notierung von Silber hat sich sogar etwa verdoppelt. Und der Trend dürfte sich fortsetzen. So halten etwa Experten der Deutsche-Bank-Fondstochter DWS und bei Barclays Capital einen Anstieg des Goldpreises auf 1500 Dollar in absehbarer Zeit für möglich.

Für Marktkenner sind die Gründe für die Edelmetall-Hausse der zurückliegenden Monate kein Rätsel: "Sie kann zum Großteil mit der Währungsentwicklung erklärt werden", sagte Carsten Fritsch, Rohstoffanalyst bei der Commerzbank, dem Abendblatt. "Die Investoren betrachten Goldkäufe als eine Absicherung gegen eine Abschwächung des Dollar." Tatsächlich hat etwa der Euro seit März gegenüber der US-Währung von 1,25 Dollar auf rund 1,49 Dollar zugelegt. Doch der Zusammenhang zwischen einem billigeren Dollar und teurerem Gold ist ungünstig für Anleger im Euro-Raum - sie profitieren nur abgeschwächt vom Höhenflug der Edelmetallnotierungen. Dennoch kletterte der Goldpreis auf Euro-Basis in den vergangenen zwölf Monaten immerhin um 30 Prozent, Silber verteuerte sich um 67 Prozent.

"In Euro gerechnet liegt der Goldpreis derzeit nur noch drei Prozent unter dem Allzeithoch von 788,50 Euro je Feinunze, das am 20. Februar erreicht wurde", erklärte Fritsch. Er rechnet bis Ende 2010 mit einer weiter kräftigen Aufwärtsbewegung bis auf 900 Euro. Denn nach Einschätzung der Experten bei der Commerzbank wird der Dollar-Kurs im nächsten Jahr spürbar nach oben drehen, weil die US-Notenbank die Leitzinsen früher wieder anheben dürfte als die Europäische Zentralbank.

Hinzu kommen aber andere Faktoren: Während die Zentralbanken in den vergangenen Jahren regelmäßig Gold auf den Markt geworfen haben, überraschte Indiens Notenbank Anfang November mit der Nachricht, man habe 200 Tonnen des gelben Metalls für fast sieben Milliarden Dollar vom Internationalen Währungsfonds erworben. "Dieses Signal hat dem Goldpreis noch einmal einen Schub gegeben", sagte Jörn Quitzau, Volkswirt beim Hamburger Bankhaus Berenberg. Die Entscheidung der Inder gilt als Zeichen, dass Staaten besonders in Asien für ihre Währungsreserven nach Alternativen zum Dollar suchen.

"Ein weiterer Grund für die zunehmende Goldnachfrage ist die Inflationsangst mancher Investoren", so Quitzau. Zwar erwartet er - ebenso wie eine Mehrheit der anderen Volkswirte - trotz anwachsender Staatsverschuldungen keine gravierende Geldentwertung in den nächsten Jahren. Doch manche Anleger haben offenbar ähnliche Befürchtungen wie der Präsident des Hamburgischen WeltWirtschaftsInstituts (HWWI), Thomas Straubhaar, der vor künftigen Inflationsraten in Deutschland von fünf bis zehn Prozent gewarnt hatte.

Wer von potenziell weiter steigenden Goldpreisen profitieren möchte, ist längst nicht mehr allein darauf angewiesen, Barren oder Münzen zu kaufen - die wegen der hohen Kosten ihrer sicheren Aufbewahrung bei vielen Experten nicht als die sinnvollste Form der Anlage gelten. Stattdessen bieten sich laut Quitzau börsennotierte Goldfonds (ETF) an, die wie ein Wertpapier gekauft und verkauft werden können. Währungsgesicherte Zertifikate schützen - allerdings nicht kostenlos - sogar gegen Renditeverluste durch einen sinkenden Dollar-Kurs. Anders als bei Fonds, die mit physisch vorhandenem Gold hinterlegt werden müssen, ist bei Zertifikaten aber ein Totalverlust möglich.

"Grundsätzlich eignen sich jedoch alle Sachwerte, also nicht zuletzt auch Immobilien, zur Absicherung gegen Inflation", sagte Quitzau. Gleiches gelte für andere Metalle wie Silber, Platin oder Palladium. Das Silber habe seine Unterbewertung im Vergleich zum Gold aber schon weitgehend aufgeholt, meint Fritsche. Und er hat einen guten Rat für Anleger: "Wer in Edelmetalle investiert, braucht starke Nerven - mit heftigen Schwankungen muss man immer rechnen."