Viele gestandene männliche Facharbeiter haben ihre Jobs verloren, auch die Jugend findet immer schwerer Lehrstellen.

Hamburg. Nachdem bisher die Berufsanfänger die Verlierer der Wirtschaftskrise waren, sind es jetzt die gestandenen männlichen Facharbeiter. Das ergibt sich aus der jüngsten Arbeitslosenstatistik, die gestern vorgelegt wurde. So hat die Arbeitslosigkeit der Männer in Hamburg wesentlich stärker zugenommen als die der Frauen. Gegenüber dem Vorjahr waren 12,5 Prozent mehr Männer ohne Beschäftigung. Bei den Frauen lag der Anstieg bei 4,7 Prozent.

"Diese starken Unterschiede zeigen sich bereits seit Anfang des Jahres", sagt Knut Böhrnsen von der Arbeitsagentur Hamburg. Der Trend habe sich verfestigt. Seit Januar stieg die Zahl der arbeitslosen Männer in Hamburg um sechs Prozent auf 44 941. Bei den Frauen nahm die Arbeitslosigkeit um 3,5 Prozent auf 34 852 zu. Böhrnsen begründet diese Entwicklung damit, dass die Industrie stärker von der Wirtschaftskrise erfasst werde. "Das trifft vor allem typische Männerberufe", so Böhrnsen. Frauen arbeiteten mehr in Dienstleistungsbereichen, die nicht so stark von der Krise betroffen sind.

In anderen Bundesländern sieht die Entwicklung für die Männer noch dramatischer aus. So nahm die Männerarbeitslosigkeit in Baden-Württemberg um 50 Prozent zu. "Dort sind die exportorientierten und von Männern dominierten Branchen wie der Maschinenbau oder die Fahrzeugindustrie stark konzentriert, wo der Auftragsmangel am stärksten zu spüren ist", sagt Uwe Blien vom Institut für Arbeits- und Berufsforschung. Bundesweit sank die Zahl der weiblichen Arbeitslosen innerhalb eines Jahres sogar um 1,2 Prozent auf 1,5 Millionen.

Insgesamt waren im Juli 79 793 Hamburger arbeitslos. Gegenüber dem Vorjahresmonat ist das ein Anstieg um neun Prozent. Die Arbeitslosenquote liegt bei 8,7 Prozent. "Gegenüber dem Vormonat hat sich die Arbeitslosigkeit nur leicht um 2,2 Prozent erhöht", sagt Hans Martin Rump, Geschäftsführer der Agentur für Arbeit. "Der Anstieg entspricht der jahresüblichen Entwicklung", sagt Rump. Dramatischer sei, dass sich immer mehr junge Menschen nach der Ausbildung arbeitslos meldeten. Im Juli waren das 1512 Personen, was einem Anstieg gegenüber dem Vorjahresmonat um 30 Prozent entspricht. Rump appellierte an die Unternehmen, die Ausgelernten weiterzubeschäftigen und dafür auch das Mittel der Kurzarbeit zu nutzen.

Verschlechtert haben sich auch die Chancen für Schulabgänger, einen Ausbildungsplatz zu finden. Die Zahl der Arbeitsagentur gemeldeten freien Lehrstellen ist um 13,6 Prozent zurückgegangen.

Wesentlich besser sieht die Lage bei der Handwerkskammer aus. "Wir haben bisher 1451 Ausbildungsverträge abgeschlossen", sagte Josef Katzer, Präsident der Handwerkskammer, gestern dem Abendblatt. Gegenüber dem Vorjahr sei das ein Rückgang von 2,7 Prozent. "Wenn man berücksichtigt, dass 2008 ein Rekordjahr war, so sind wir mit der Lage sehr zufrieden, denn es sind immer noch 4,9 Prozent mehr Ausbildungsverträge als 2007." Ein weiterer Pluspunkt in der Lehrstellenbilanz der Handwerkskammer: 500 Betriebe bilden erstmals wieder aus. Die Handwerkskammer hatte einen wesentlich stärkeren Rückgang der Ausbildungsverträge von bis zu 15 Prozent erwartet. "Gegenwärtig gibt es noch 170 offene Stellen", sagt Katzer. Das betreffe die Gewerke Fleischer, Optiker, Elektrohandwerk, Gebäudereiniger und Anlagenmechaniker. Konkrete Angebote können unter www.lehrstellenagentur.de eingesehen werden.

Bundesweit stieg die Arbeitslosenzahl von Juni auf Juli um 52 000 auf 3,462 Millionen. Experten hatten mit einem doppelt so hohen Anstieg gerechnet. Noch werde der Anstieg der Arbeitslosigkeit durch die starke Nutzung der Kurzarbeit gebremst, sagt der Chef der Bundesagentur für Arbeit, Frank-Jürgen Weise. In Hamburg wurden im Juni 277 neue Kurzarbeitsanträge registriert, die 2754 Beschäftigte umfassen. Insgesamt haben hier 1400 Betriebe für 28 000 Arbeitnehmer Kurzarbeit beantragt. Nach bisherigen Erfahrungen kann aber davon ausgegangen werden, dass lediglich ein Drittel dieser Beschäftigten tatsächlich in Kurzarbeit ist. Die Unternehmen haben drei Monate Zeit, die Kurzarbeit mit der Arbeitsagentur abzurechnen.

Aktuell sind bundesweit 252 000 mehr Männer und Frauen arbeitslos als vor einem Jahr. Die Arbeitslosenquote nahm um 0,1 Punkte auf 8,2 Prozent zu. Im Vorjahresmonat hatte sie noch bei 7,7 Prozent gelegen.