Trotz der Krise wollen die meisten Verbraucher ihre Ausgaben nicht kürzen. Notfalls werden sie am Urlaub oder an Freizeitaktivitäten sparen.

Hamburg. Vor dem Hintergrund der immer schlechter gewordenen Wirtschaftsdaten ist der private Konsum bislang erstaunlich stabil geblieben - und auch für das zweite Halbjahr erwartet der Einzelhandel keinen Umsatzeinbruch. Somit sind die Konsumausgaben der Bürger zum Stabilitätsanker der Konjunktur geworden.

Eine aktuelle Umfrage der Haspa unter Hamburger Verbrauchern, die dem Abendblatt exklusiv vorliegt, untermauert dieses Bild: 64 Prozent der insgesamt 800 Befragten erklärten, sie hätten ihr Konsumverhalten bislang nicht geändert, weitere fünf Prozent haben sogar mehr ausgegeben.

Auch in den nächsten zwölf Monaten will die große Mehrheit dieser zusammen 69 Prozent der Hamburger nicht auf Sparkurs gehen: 83 Prozent von ihnen haben trotz Rezession nicht vor, weniger zu konsumieren.

"Kaum Potenzial zum Sparen"

Allerdings warnt Haspa-Privatkundenvorstand Reinhard Klein vor überzogenen Hoffnungen: "So positiv wie die Ergebnisse angesichts der Krisenlage aussehen, muss man sie doch relativieren. Insbesondere die einkommensschwachen Haushalte haben kaum Potenzial, ihre Konsumausgaben weiter einzuschränken."

Die Resultate der Umfrage passen aber zu den Erhebungen des Nürnberger Marktforschungsinstituts GfK, die in den zurückliegenden Monaten eine stetige Verbesserung des Konsumklimas in Deutschland ergaben - der entsprechende Index kletterte zuletzt sogar auf den höchsten Stand seit einem Jahr.

"Die Inflationsrate ist sehr niedrig, überall sieht man Rabattaktionen", sagte eine GfK-Sprecherin dazu dem Abendblatt. "Außerdem ist die Arbeitslosenquote noch nicht so stark gestiegen, dass ein Großteil der Menschen sich von der Krise wirklich betroffen fühlt." Hinzu komme eine abnehmende Sparneigung, weil wegen der Finanzkrise das Vertrauen in die Banken gelitten habe.

Weniger Ausgaben für Sport und Kino

"Die Bundesbürger lassen die Negativmeldungen zur Wirtschaftslage an sich abprallen", meint Ulf Kalkmann, Geschäftsführer des Hamburger Einzelhandelsverbandes, "und schließlich müssen sie essen und sich kleiden." Er verweist zudem auf die gestiegene Kaufkraft dank der zuletzt erstmals wieder etwas höher ausgefallenen Lohn- und Gehaltstarifsteigerungen und der Wiedereinführung der Pendlerpauschale.

Trotzdem rechnet Kalkmann für dieses Jahr mit einem leichten Minus von 1,5 bis zwei Prozent im Einzelhandel der Hansestadt. Auch für 2010 sei nicht mit einer durchgreifenden Erholung zu rechnen, erwartet Kalkmann.

Sähen sich die Hamburger künftig gezwungen, ihre Ausgaben stärker zu kürzen, träfe dies der Haspa-Umfrage zufolge allerdings nicht in erster Linie den Einzelhandel: Sparpotenzial sehen 69 Prozent der Verbraucher bei Freizeitaktivitäten wie Sport und Kino. Immerhin 63 Prozent der Befragten wollen weniger für den Urlaub ausgeben.

Ganz besonders gilt dies für jüngere Menschen im Alter zwischen 18 und 29 Jahren sowie für Spitzenverdiener mit Haushaltsnettoeinkommen von mehr als 4000 Euro. Was alle Bevölkerungsschichten vereint, ist der Rückzug ins Private: Beim Wohnen und bei der Altersvorsorge ist die Bereitschaft, die Ausgaben einzuschränken, mit Abstand am geringsten.