Rolf Baumann erinnert sich an die Schauspielerin im Gespräch mit Abendblatt-Reporterin Sophie Laufer.

Von Evelyns Tod habe ich durch eine Kollegin am Montag erfahren. Die kam zu mir gelaufen und rief: "Evelyn ist tot. Das habe ich gerade im Radio gehört." Ich wollte ihr nicht glauben, stand richtig unter Schock. Denn von ihrer schweren Krankheit habe ich nichts gewusst. Und ich bin unendlich traurig, dass sie nicht mehr da ist. Schon jetzt vermisse ich sie. Es fehlt da jemand, der Millionen von Menschen so viel Komik gebracht hat, so viele schöne Momente bereitet hat. Gestern Abend saß ich vorm Fernseher und habe im NDR eine Folge "Adelheid und ihre Mörder" gesehen, eine Folge, bei der ich sie geschminkt habe. Ich habe immer nur gedacht: Mein Gott, Evelyn! Wenn ich jetzt daran denke und an die vielen schönen Erlebnisse, muss ich richtig schlucken, so weh tut es.

Evelyn und ich haben uns 1979 kennen- gelernt, bei einer Aufzeichnung in Stuttgart, an den Titel des Filmes kann ich mich nicht mehr erinnern. 1983 habe ich sie dann bei den Dreharbeiten zum "Traumschiff" wieder getroffen. Unsere enge Zusammenarbeit begann allerdings erst 1996 mit der Serie "Adelheid und ihre Mörder". In den darauf folgenden neun Jahren haben wir viel gemeinsam gemacht. So auch "Evelyn Hamanns Geschichten aus dem Leben".

Diese Jahre waren toll. Wir hatten eine wirklich schöne Zeit. Haben so viel gelacht, so viel Spaß zusammen gehabt. Ich habe sie immer sehr geschätzt. Und ja, richtig geliebt. Sie war zauberhaft. Am Set, wenn sie mich brauchte, rief sie immer "Rolfi, mein Süßer". Ich höre noch genau ihre Stimme. Ich fand Evelyn so komisch, musste immer schallend über sie lachen, und deshalb hat sich mich während der Aufnahmen manchmal weggeschickt: "Es ist besser, wenn du jetzt gehst", sagte sie dann. Ich hätte mit meinem lauten Lachen einfach die Aufnahme gestört, so lustig fand ich sie.

Während der Arbeit war Evelyn allerdings unglaublich konzentriert und eine sehr disziplinierte Frau. Sie konnte beispielsweise 800 Seiten Text problemlos auswendig. Einmal haben wir 105 Drehtage am Stück gehabt, für Evelyn war das kein Problem. Sie konnte auch noch Texte von vor drei Jahren mühelos wieder aus ihrem Gedächtnis hervorkramen. Ich denke, diese Disziplin kam aus ihrer Zeit am Theater und von der Zusammenarbeit mit Vicco von Bülow, denn der war auch so diszipliniert.

Privat hatten wir beide allerdings nur wenig Kontakt. Evelyn hat das Privatleben immer strikt von der Arbeit getrennt. Sie war keine von denen, die gern in der "Gala" oder "Bunten" erscheinen. Nur wenige von uns hatten überhaupt ihre Telefonnummer. Sie war da sehr vorsichtig. Trotzdem hat sie sich regelmäßig bei mir gemeldet, sie hatte meine Nummer. Irgendwie habe ich immer das Gefühl gehabt, dass sie an einen denkt.

Ich habe in den Jahren viele lustige Geschichten mit Evelyn erlebt. Einmal kam sie zu Dreharbeiten und hatte schrecklich blaue Knie. "Was hast du denn gemacht?", habe ich sie gefragt. "Meine Terrasse geschrubbt", hat sie ganz trocken geantwortet. Also bin ich in einen Supermarkt gegangen, habe ihr Knieschoner gekauft. Die hat sie dann auch bei ihren Putzaktionen genutzt.

Ihre Kollegen hat sie beim Dreh immer wunderbar behandelt und beinahe mütterlich versorgt. Da gab es mal Weißwürste für alle, Kuchen oder Torten. Ich erinnere mich an einen solchen Tag, als wir in Hamburg in einem Reihenhaus drehten. Da wurde um uns herum wie wild in dem Haus gebaut. Evelyn und ich haben uns auf die Treppe gesetzt, die Torte und einen Kaffee genossen. "Ach Rolfi, ist das nicht wunderbar", hat sie gesagt. "Wir sitzen hier gemütlich, und um uns herum wird gearbeitet." Am Ende eines Drehs hat sie uns alle immer beschenkt. Sich für die Zusammenarbeit bedankt. Sie war sehr großzügig. Einmal habe ich von ihr einen Perückenbaum bekommen, einen Baum der haarähnliche Blätter hatte. "Der ist für deinen Garten", hat sie gesagt. "Weil du so viel mit Haaren zu tun hast."

Ich kann noch immer nicht glauben, dass sie nicht mehr da ist. Und ich vermisse diesen großartigen Menschen schon jetzt so sehr. Alle vermissen sie. Sie war einfach etwas ganz Besonderes.