Ich kannte Evelyn Hamann seit zwölf Jahren. So lange betreibe ich den Kiosk schon. Alle zwei Wochen schaute sie vorbei, während Dreharbeiten alle sechs Wochen. Sie war ein einfühlsamer, freundlicher Mensch, der viel gelächelte. Sie kaufte meine selbst gemachte Marmelade, am liebsten Kirsche und Erdbeer. Sie fragte nach den Zutaten, die ich verwende - Zimt, Kardamom und Koriander -, denn sie kochte auch Marmelade ein. Ich besorgte ihr diese Aufkleber zum selber beschriften. Manchmal brachte sie eines meiner Gläser auch ihrer alten Nachbarin mit. Sie war fürsorglich und großzügig, dachte an andere Menschen. Oft hat sie auch Versandtaschen bei mir gekauft. An wen sie was verschickte, habe ich natürlich nicht gefragt. Wir unterhielten uns mehr über politische oder wirtschaftliche Themen. Sie wünschte sich zum Beispiel, die Politik würde sich stärker für Kinder einsetzen. Sie war immer sehr direkt und vertrat ihre Meinung. Bei einem unserer Gespräche bot sie mir das Du an. Sie hielt nicht viel vom Siezen. Sowieso waren ihr Starallüren fremd. Sie hat sich immer gefreut, wenn sie angesprochen wurde. Sie hat sich gern unterhalten und Witze gemacht. Oft fragte sie mich auch, wie ich ihren Auftritt fand. Schließlich habe ich jede Folge von "Adelheid und ihre Mörder" gesehen. Das letzte Mal habe ich sie vor vier Monaten gesehen. Sie sah sehr schlecht aus, war ganz schmal im Gesicht. Doch wenn ich nach ihrem Befinden gefragt habe, lächelte sie und sagte, es ginge ihr gut. Es war nicht ihre Art, zu jammern. Eine starke Frau. Montag früh um halb sechs hörte ich die traurige Nachricht im Radio. Ich war sehr betroffen und trage Trauer. Für das deutsche Fernsehen ist es ein großer Verlust. Ihre Gestik und Mimik waren einzigartig. Niemand wird sie ersetzen können.