Wer diesmal zu Silvester - wie es die Tradition befahl - "Dinner for One" gesehen und es eine Spur langweilig gefunden hat, wer gern neue Geschichten über Butler James und Miss Sophie erfahren hätte, für den ist Abhilfe zur Stelle. Michael Koglin hat sich erneut in die Seelen des schrulligen Butlers und seiner exzentrischen Arbeitgeberin vertieft und liefert uns eine schräge Geschichte über den "40. Geburtstag und was tatsächlich passierte".

James will mit einer Goldwäscherpfanne im Gepäck sein Glück im Schlamm des Klondike im fernen Amerika suchen. Die Überfahrt verdient er sich, indem er Miss Sophie, einer Art weiblicher Heiratsschwindlerin, auf der Titanic zu Diensten steht. Es ist, als habe der legendäre englische Humorlieferant P.G. Wodehouse einen illegitimen Sohn in Hamburg. Koglin liefert eine urkomische Schilderung, wie James und Sophie auf der Titanic reisen, den 40. Geburtstag feiern und überleben! Dabei treten sich mit herrlicher Unverfrorenheit die Klischees auf die Füße. Die Kulisse scheint bisweilen aus einem verstaubten Schnürboden auf die Erzählbühne runter zu rattern, aber bei so wohltuender Unterhaltung verzeiht man das, ohne die Nase in kultivierte Rümpfungen zu legen und kichert sich durch die Idylle dieser wunderlichen Seereise.

Michael Koglin: Dinner For One auf der Titanic. Knaur, 200 Seiten; 9,90 Euro. Annemarie Stoltenberg , stellt für den Börsenverein, Region Nord, im Frühjahr und Herbst Neuerscheinungen vor. Hier präsentiert die NDR-Redakteurin einmal im Monat ihre persönliche Buch-Auswahl.