Die Geschichtsschreibung hat sie als machtbesessene Hure verdammt, der Autor Eric Walz hat aus der "Herrin der Päpste" eine emanzipierte und selbstbewusste Persönlichkeit gemacht. Die Römerin Marocia war im zehnten Jahrhundert Geliebte, Mutter und Großmutter je eines Papstes. Sie hatte drei Ehemänner, außereheliche Affären und fünf Kinder, die sie alle in ihrem Sinne manipulierte und strategisch ausrichtete. Kurzum sie war eine Frau, die ihrer Zeit um Jahrhunderte voraus war.

Der Roman beginnt mit der Anklage Marocias wegen Hochverrats am Heiligen Römischen Reich. Die 73-jährige Senatrix von Rom und Großmutter des amtierenden Papstes Johannes XII., muss sich 963 vor dem kaiserlichen Prokurator verteidigen. Daraus folgt die Beschreibung ihres Lebens: Als 16-jährige wird Marocia von ihrer ehrgeizigen Mutter als Geliebte des Papstes Sergius III. in den Lateran abgeschoben. Sie schwört, unabhängig und mächtig zu werden. Sie beweist großes diplomatisches Geschick und wird zur engsten Beraterin von Sergius, nach dessen Tod zur Herzogin von Spoleto und begegnet in dieser Ehe ihrer großen Liebe, dem Fürsten Lando von Capua.

Doch statt ihn heiratet Marocia in zweiter Ehe Hugo, Sohn von König Louis von Italien. Durch Hugo wird Marocia zur Senatrix von Rom und erlebt die Geburt des Heiligen Römischen Reiches. Als Hugo sie verlässt, muss sie viele Jahre als Gefangene in der Engelsburg auf ihre nächste Chance warten . . .

Geschichts-Fakten, interessante Charaktere, Machtspiele und Liebe: Eric Walz hat einen imposanten und sehr unterhaltsamen historischen Debütroman verfasst. Sehr farbig mit vielen Details beschreibt er anhand der Person Marocias das "dunkle Zeitalter" in Europa. Wer den Roman "Die Päpstin" von Donna Woolfolk Cross mochte, wird "Die Herrin der Päpste" ebenso gerne verschlingen. (Sabine Tesche)

Eric Walz: Die Päpstin. Blanvalet. 640 Seiten; 12 Euro.