Krimi und Weinführer: Michael Böcklers “Sterben wie Gott in Frankreich“ füllt eine neue Marktlücke.

Es gehört zu den fürwahr erlesenen Dingen des Daseins, mittels einer Flasche Chateau Lafite-Rothschild aus dieser Welt befördert zu werden. In diesem Fall jedoch weniger, weil der Ermordete zu viel des Rebensafts getrunken hätte, sondern weil er mit der Glashülle des Bordeaux-Weines erschlagen worden ist. Dieses exquisite Schicksal widerfährt einem Weinhändler in der Provence - sein Tod bildet den Auftakt zu Michael Böcklers Kriminalroman "Sterben wie Gott in Frankreich".

"Ein Wein-Roman" nennt sich das Buch im Untertitel, und das Signet "Mit Weinführer" ist ebenfalls auf dem Umschlag platziert. Gewiss ist damit noch kein neues Untergenre der Gattung Kriminalroman ins Leben gerufen. Gleichwohl mag sich da eine kleine Marktlücke öffnen - nach einer Anthologie mit Weinkrimis (erschienen im Scherz-Verlag) sitzen zurzeit auch andere Autoren an Romanen, die sich mörderisch weinseligen Gelüsten widmen.

So ist es kein Fehler, Böcklers Buch bei einem Glas Wein zu lesen. Doch auch ohne Stimulanzien lässt sich die konventionell erzählte Geschichte durchaus lesen. Hippolyte Hermanus, Ex-Polizist und jetzt freiberuflicher Ermittler, recherchiert im Auftrag der Weinbruderschaft "Chevaliers des Grand Crus" den Mord quer durch alle Weinregionen Frankreichs, kommt dabei einem seltsamen Liebhaber des Chteau d'Yquem aus dem legendären Jahrgang 1784 auf die Spur und entdeckt, wie brüchig die Fassade der Betuchten ist, wenn Leidenschaften ins Spiel kommen.

Insgesamt ein recht süffiger Kriminalroman mit ordentlicher Struktur, der im Abgang jedoch ein wenig flach daherkommt und recht tanninarm ist, weshalb er kein großes Lagerungspotenzial besitzen dürfte. Für zwei, drei belebende Abende jedoch reichts.

Michael Böckler: Sterben wie Gott in Frankreich. Droemer, 415 S.; 18,90 Euro.