Nach Berichten britischer Medien soll Ex-BBC-Moderator Savile in einem Kinderkrankenhaus einen Elfjährigen vor seinem Tod missbraucht haben.

Hamburg/London. Neue schreckliche Details im Missbrauchsskandal beim britischen Rundfunksender BBC: Der verstorbene Ex-Moderator Jimmy Savile soll einen sterbenden elfjährigen Jungen missbraucht haben. Das berichtet die britische Boulevardzeitung „The Sun“ in ihrer Online-Ausgabe. Demnach soll Savile sich bei einem Besuch des Kinderkrankenhauses Great Ormond Street an dem Kind vergangen haben. Laut „The Sun“ hat der Junge einem Verwandten kurz vor seinem Tod von dem Missbrauch berichtet.

Ein erschütternder Ermittlungsbericht hat am Freitag die Abgründe des Missbrauchsskandals um Savile ans Licht gebracht und das Bild eines skrupellosen Sexualstraftäters gezeichnet. In einem Zeitraum von mehr als 50 Jahren habe der ehemalige BBC-Moderator 214 Sexualverbrechen begangen, darunter 34 Vergewaltigungen, hieß es in dem am Freitag veröffentlichten Polizeibericht. Savile nutzte demnach seinen Ruhm aus, um Jagd auf neue Opfer zu machen – das jüngste war nach Angaben der BBC erst acht Jahre alt.

Savile starb im Oktober 2011 im Alter von 84 Jahren. Bekanntheit erlangte er vor allem in den 1960ern als Moderator der BBC-Chart-Show „Top of the Pops“. Später schuf er die Kindersendung „Jim'll Fix It“, in der er jungen Leuten ihre Träume erfüllte. Zudem galt er als Vertrauter von Ex-Premierministerin Margaret Thatcher.

„Man kann durchaus sagen, dass er eine ganze Nation an der Nase herumgeführt hat“, sagte Kriminalkommissar Peter Spindler über Savile. „Er versteckte sich vor aller Augen, aber keiner von uns konnte irgendetwas dagegen tun.“ Das Ausmaß der Missbrauchsfälle sei „im Vereinigten Königreich ohne jeden Vergleich“.

Sein Unwesen trieb Savile laut dem Polizeibericht in Krankenhäusern und Schulen, wo er sich oft im Rahmen seiner Wohltätigkeitsarbeit aufgehalten habe. „Er konnte tun und lassen, was er wollte“, sagte Chefermittler David Gray. „Er konnte einfach in einer Schule auftauchen und fragen: 'Will mich irgendjemand kennenlernen?'“ Ganz bewusst habe sich Savile nur die Schwächsten ausgesucht, sagte Gray weiter. „Er war schlau genug, diejenigen Kinder auszumachen, die am ehesten stillhalten würden.“

Einige Opfer Saviles machten aber doch den Mund auf. Etliche gingen bereits im Jahr 2003, 2007 und 2008 zur Polizei. Der Stein kam trotzdem erst ins Rollen, als der Fernsehsender ITV im vergangenen Oktober eine Reportage ausstrahlte, in der mutmaßliche Missbrauchsopfer von Savile zu Wort kamen. Die Behörden seien im Lichte der jüngsten Enthüllungen verpflichtet, Kindern besser zuzuhören, die von Missbrauch berichteten, sagte Peter Saunders von der Vereinigung für minderjährige Missbrauchsopfer. „Ich will, dass wir Jimmy Savile vergessen. Er ist unseres Andenkens nicht wert. Aber ich will, dass wir uns an seine Opfer erinnern.“