Noch immer ist unklar, wie die Erreger auf Säuglingsstationen in zwei Berliner Kliniken kamen. Die Infektionen wurden zu spät gemeldet.

Berlin. Nach mehreren Darmkeim-Infektionen von Babys drohen zwei renommierten Berliner Kliniken Konsequenzen. Sowohl das Deutsche Herzzentrum als auch das Universitätsklinikum Charité hätten die Infektionen zu spät gemeldet. „Das ist ein Verstoß gegen das Infektionsschutzgesetz“, sagte die Leiterin des zuständigen Gesundheitsamtes Berlin-Mitte, Anke Elvers-Schreiber, am Freitag. Ein Kind war am 5. Oktober im Herzzentrum gestorben.

Bezirksbürgermeister Christian Hanke (SPD) kündigte Bußgelder gegen beide Kliniken an. Es gehe um schutzbedürftige Babys. „Die Öffentlichkeit hat ein Recht, zeitnah informiert zu werden.“

Am Donnerstagabend war bekanntgeworden, dass nicht nur an der Charité, sondern auch am benachbarten Herzzentrum Darmkeim-Infektionen ausgebrochen waren. Die Keime wurden dort laut Bezirksamt bereits Mitte September nachgewiesen, jedoch erst in dieser Woche dem Gesundheitsamt mitgeteilt. Auch die Charité habe zu spät reagiert. Das Bezirksamt bildete einen eigenen Krisenstab.

Das Baby, das nach einer Operation vermutlich an den Darmkeimen starb, hat den Krankheitserreger nach Einschätzung des Bezirksamtes nicht aus der Charité mitgebracht. Das Kind sei keimfrei ins Herzzentrum verlegt worden, sagte Elvers-Schreiber. Nun ermittelt die Staatsanwaltschaft wegen fahrlässiger Tötung. Die Ermittler beschlagnahmten Krankenakten der Charité und des Herzzentrums.

Laut Gesundheitsamt kam der Keimnachweis erst fünf Tage nach dem Tod des Kindes aus dem Labor. Der kleine Leichnam war zu diesem Zeitpunkt nicht mehr im Herzzentrum. Das Kind wurde am 12. Oktober auf einem muslimischen Friedhof bestattet.

Neuinfektionen gibt es laut Bezirksamt in beiden Einrichtungen derzeit nicht. Ob die Keime zwischen den benachbarten Häusern hin- und hergetragen wurden oder ob sie woanders herkamen, war noch unklar. Es könne Wochen dauern, die Zusammenhänge aufzuklären, so das Gesundheitsamt. Die Fälle müssten in beiden Kliniken bekannt gewesen sein. Es gebe eine Hygienikerin, die beide Häuser betreue.

Drei ursprünglich infizierte Babys seien inzwischen aus dem Herzzentrum entlassen worden. Ein weiteres Kind trug die Keime in sich, die Krankheit brach aber nicht aus. In der Charité werden laut Angaben auf zwei Stationen noch sechs erkrankte Kinder mit Antibiotika behandelt. Bei sieben weiteren Kindern brach die Krankheit nicht aus.

Unter Leitung der Wissenschaftssenatorin Sandra Scheeres (SPD) trafen sich am Freitag Vertreter von Charité und Herzzentrum, um eine bessere Kommunikation zwischen den Institutionen voranzutreiben. Ergebnisse lagen am Nachmittag noch nicht vor. Voraussichtlich wird der Gesundheitsausschuss des Abgeordnetenhauses am Montag über die Probleme diskutieren.