Ein Neugeborenes starb in Berlin vermutlich an Darmkeimen. Mehrere weitere Babys sind auch daran erkrankt. Wo kamen die Keime her?

Berlin. Nach dem Tod eines wahrscheinlich mit Darmkeimen infizierten Babys an der Berliner Charité wird dort weiter mit Hochdruck nach der Ursache gesucht. Am heutigen Dienstag wollen sich die Klinik und das für die Hygieneaufsicht zuständige Bezirksamt Mitte auf Pressekonferenzen zu den Vorfällen äußern. Der Zustand der sieben weiteren erkrankten Kinder ist nach Angaben der Charité vom Montagabend stabil. In Lebensgefahr war kein Säugling mehr. Bei einem weiteren Baby ohne Symptome ist der Darmkeim Serratia nachgewiesen worden. Damit erhöhte sich die Zahl der Kinder mit Keimen auf 16. Die Staatsanwaltschaft ermittelt wegen fahrlässiger Tötung.

Indes wurde bekannt, dass sich auch im Deutschen Herzzentrum in Berlin ein Säugling mit Darmkeimen angesteckt hat. Das Zentrum bestätigte am Montagabend einen entsprechenden Bericht des Gesundheitsmagazins „rbb Praxis“. Dem Jungen gehe es nach einer erfolgreichen Behandlung wieder gut, sagte die Sprecherin des Herzzentrums, Barbara Nickolaus. Der Kleine solle an diesem Mittwoch entlassen werden.

Das gestorbene Baby war als Notfall mit einem angeborenen Herzfehler von der Charité ins Deutsche Herzzentrum gebracht worden. Dort wurde es nach Angaben einer Sprecherin erfolgreich operiert. Dann seien aber Serratien-Keime festgestellt worden, an denen das Kind vermutlich starb, so die Charité-Sprecherin.

„Wir gehen davon aus, dass der später verstorbene Säugling die Keime in das Herzzentrum eingeschleppt hat“, sagte Nickolaus. Beide Jungen seien zur gleichen Zeit behandelt worden. Der Direktor der Klinik für angeborene Herzfehler und Kinderkardiologie am Herzzentrum, Prof. Felix Berger, sagte dem rbb, im Labor werde gerade getestet, ob beide Kinder an den genetisch gleichen Keimen erkrankt seien.

Die Charité hat erstmals Fehler im Umgang mit dem Infektionsfall auf der Frühchenstation zugegeben. „Es wäre besser gewesen, schon am vergangenen Donnerstag die Öffentlichkeit zu informieren“, sagte Ulrich Frei, Ärztlicher Direktor der Universitätsklinik, dem Tagespiegel (Dienstag). Am Donnerstag (18. Oktober) war für die zwei Neugeborenen-Stationen im Virchow-Klinikum in Wedding ein Aufnahmestopp beschlossen worden. Erst zwei Tage später wurde die Öffentlichkeit darüber und über den Tod eines Babys informiert.

Eine Arbeitsgruppe unter Leitung des Gesundheitsamtes Berlin-Mitte nahm am Montag ihre Arbeit auf. Vertreter der Charité, des Robert Koch-Instituts, des Landesamtes für Gesundheit und Soziales und der Senatsverwaltung für Gesundheit gehören dazu. „Dieses Ausbruchs-Team wendet jetzt jeden Stein innerhalb der beiden Stationen“, sagte Gesundheitssenator Mario Czaja (CDU). Geprüft werde auch, welche Angehörigen im Krankenhaus waren und warum so viele Kinder betroffen seien.