Die Berliner Charité kommt nicht aus den Schlagzeilen: Darmkeime auf Babystationen und ein verletzter Klinikchef beschäftigen die Klinik.

Berlin. Das in der Berliner Charite mit einem Darmkeim infizierte und später gestorbene Baby ist bereits beigesetzt worden. Darüber informierte die Charite am Mittwoch in einer Pressemitteilung, nachdem es zuvor Verwirrung um den Verbleib der Leiche gegeben hatte. Demnach hatte sie die Staatsanwaltschaft am Dienstag (23. Oktober) über die Identität des Säuglings und den Wohnort der Eltern informiert. „Nach unserem vorläufigen Kenntnisstand wurde das Kind beigesetzt“, hieß es in der Mitteilung weiter. Gesundheitssenator Mario Czaja (CDU) warf der Charité unterdessen Defizite in der Informationspolitik vor. Dadurch seien Patienten und Angehörige unnötig verunsichert worden.

Zunächst hatten Medien am Mittwoch berichtet, dass die Berliner Staatsanwaltschaft nicht wisse, wo sich die Leiche des Säuglings befinde. Aus dem Deutschen Herzzentrum, in dem das Baby nach einer Herzoperation am 5. Oktober gestorben war, verlautete jedoch: „Der Weg des Leichnams des Kindes ist nachvollziehbar.“

Weitere infizierte Babys stabil

Der Berliner Staatsanwaltschaft erklärte zunächst, dass ihr die Identität des toten Babys nicht bekannt sei. Später informierte der Sprecher der Staatsanwaltschaft, Martin Steltner, dass es am Dienstag Vorgespräche zwischen der Charité und der Mordkommission gegeben habe. Die Staatsanwaltschaft sei aber erst am Mittwochnachmittag nach einem richterlichen Beschluss über Identität und Verbleib der Babyleiche offiziell informiert worden. Außerdem teilte Steltner mit, dass auch die Familie des gestorbenen Babys erst am Mittwoch über die Darmkeiminfektion informiert wurde, die zum Tod des Kindes geführt hatte.

Nach Angaben von Gesundheitssenator Czaja hatten die Ärzte nach dem Tod des Babys am 5. Oktober eine Obduktion des Leichnams vorgeschlagen. Dem hätten die Eltern des Kindes jedoch widersprochen. Das Kind sei dann am 12. Oktober auf einem Friedhof am Columbiadamm beerdigt worden.

Am vergangenen Wochenende war bekannt geworden, dass Anfang Oktober ein Neugeborenes an den Folgen einer Infektion mit Serratienkeimen gestorben war. Das Kind war nach einer Behandlung am Campus Virchow-Klinikum der Charité im benachbarten Deutschen Herzzentrum in Berlin operiert worden. Darüber hinaus sollen sich nach Klinikangaben bereits vor Monaten zwei Babys mit Serratien in der Charité angesteckt haben. Ob es einen Zusammenhang zu den jüngsten Vorfällen gibt, ist noch unklar. Außer dem gestorbenen Säugling hatten sich sieben weitere Säuglinge mit den Darmbakterien infiziert. Die Infektionszeichen seien weiterhin rückläufig, teilte die Charité mit.

Charité-Arzt attackiert – Kein Zusammenhang zu Keiminfektion

Ebenfalls im Virchow-Klinikum der Charité ist am Dienstag ein Mediziner in seinem Büro von zwei mit Stöcken bewaffneten Unbekannten angegriffen und schwer verletzt worden. Der 44-jährige Arzt wird mit einem Rippenbruch sowie diversen Prellungen und Schürfwunden in einem Krankenhaus behandelt, wie die Polizei mitteilte. Einen Zusammenhang mit dem Tod des Babys sieht die Polizei jedoch nicht.

Suche nach Infektionsquelle

Die Suche nach der Ursache des Auftretens von Serratien in der Charité läuft unterdessen weiter auf Hochtouren. Bislang gibt es nach Angaben des Gesundheitsamtes des Bezirkes Mitte noch keine konkreten Anhaltspunkte. Es waren Hunderte Proben genommen worden. Allerdings brauchen die Keime auch eine gewisse Zeit, um sich zu entwickeln.

Bislang ergaben Kontrollen auf den betreffenden Frühchenstationen in der Charité und im Deutschen Herzzentrum laut Gesundheitsamt, dass die Hygienevorschriften eingehalten wurden. Dennoch würden die Desinfektionsprozesse auf den betroffenen Stationen aktiv überwacht. Das Landeslabor Berlin-Brandenburg und das Robert-Koch-Institut (RKI) unterstützten die Charité bei der Suche nach der Infektionsquelle.