Intensivstation für Neugeborene der Stader Elbe Kliniken wieder geöffnet. Ärzte arbeiten mit neuem Sicherheitskonzept

Stade. Die Erleichterung ist groß bei allen Mitarbeitern der Elbe Kliniken Stade und den Eltern der Babys, bei denen Ende Januar multiresistente Keime des Darmbakteriums E. coli nachgewiesen wurden.

"Keines der betroffenen elf Kinder ist erkrankt, sie konnten alle gesund entlassen werden", sagt Professor Benno Stinner, ärztlicher Direktor der Elbe Kliniken. So können ab sofort wieder Kinder in der Intensivstation für Neugeborene aufgenommen werden, ebenso Mütter, bei denen eine Risikoschwangerschaft vorliegt oder eine Frühgeburt zu erwarten ist, erklärt der Leiter der Kinderklinik, Dr. Volker Berg. Am Montag habe es zur Sicherheit noch einmal eine große Prüfung gemeinsam mit Hygieneexperten des Landsgesundheitsamtes gegeben, mit dem Ergebnis, dass alle 15 Betten der Station wieder belegt werden können, so Professor Stinner.

Zugleich habe man ein neues Konzept entwickelt, die Gefahr eines Keimbefalls künftig so gering wie möglich zu halten. "Am 16. Januar hat das Robert-Koch-Institut eine Empfehlung gegeben, einmal wöchentlich ein Screening aller Patienten durchzuführen. Wir werden diese vorbeugenden systematischen Testverfahren zweimal pro Woche durchführen, um so früh wie möglich alle Sicherheitsrisiken eingrenzen zu können", sagt Stinner.

Die Mediziner haben keine Illusionen, dass man Keime komplett ausschließen kann. "Sie gehören inzwischen zunehmend zu unserer Gesellschaft. Wir wissen aus Untersuchungen, dass in medizinischen Bereichen, in denen Erwachsene behandelt werden, der Durchseuchungsgrad bei rund 15 Prozent liegt", sagt Stinner.

Trotz der Erfahrungen, die von den Bremer Kollegen gemacht werden mussten, traue man sich in Stade, mit besonderen Sicherheitsmaßnahmen wieder zu starten. Wenn Kinder in die Klinik kommen oder Schwangere, so werden man gezielt Abstriche machen und falls Keime gefunden werden, die Patienten schnell isolieren, um die Gefahr einer Übertragung auf andere Patienten einzugrenzen, so der ärztliche Direktor der Elbe Kliniken.

Für ihr Krisenmanagement, nachdem die Keime erstmals bei den Frühchen entdeckt worden waren, wurden die Stader Mediziner und die Leitung der Elbe Kliniken von der niedersächsische Gesundheitsministerin Aygül Özkan (CDU) gelobt. Die Zusammenarbeit mit dem Landesgesundheitsamt bezeichnet Professor Stinner als "perfekt und ausgesprochen konstruktiv".

Sie soll mit weiteren Studien und Analysen fortgeführt werden, um aus den Vorfällen zu lernen. Bis Oktober sollen bundesweite Ergebnisse gemeinsam mit dem Robert-Koch-Institut zusammengetragen werden, wie Träger von Keimen früh zu erkennen sind und eine Ausbreitung der Keime unterbunden werden kann. Denn dass in den vergangenen zehn Jahren Nachweise von resistenten Darmkeimen deutlich angestiegen und zunehmend mehr von diesen Keimen gegen Antibiotika resistent sind, bestätigt auch Dr. Matthias Pulz, Leiter des Niedersächsischen Landesgesundheitsamts (NLGA). "Ursachen können übermäßige Gaben von Antibiotika in der Tier- wie auch der Humanmedizin sein." Pulz sieht diese deutliche Zunahme der Antibiotikaresistenz mit Sorge und plädiert für einen sensiblen und sparsamen Umgang mit Antibiotika. Ihr unsachgemäßer und übermäßiger Einsatz schüre das Problem der Antibiotikaresistenz, verdeutlicht Pulz.

Inzwischen seien diese Keime überall zu finden, wie auch Abstriche auf Lebensmitteln immer wieder beweisen, so Professor Stinner. "Eine intelligente Auslese resistenter Keime hat gelernt, im Kampf gegen Antibiotika zu überleben. So sind sie in Altenheimen, in der Hähnchenmast oder auch in Krankenhäusern immer wieder zu finden", sagt Stinner.

Da praktisch jeder die E. coli-Bakterien im Darm habe, sei die Händedesinfektion ein zentrales Thema im Krankenhaus. Jeder Besucher könne so einen wichtigen Beitrag im Kampf gegen Keimverbreitung leisten, so Stinner.

Zum Problem werden die Keime nämlich erst, wenn sie auf ein geschwächtes Immunsystem von Kranken treffen. Bei Frühchen, die kaum Abwehrkräfte haben, ist das Risiko zu erkranken deshalb besonders hoch.

Dennoch wolle man keine Panik machen und Kinder nicht in sterile Tücher packen. "Körperkontakt mit den Eltern werden wir in jedem Falle weiter vertreten", sagt Stinner.

Die Mitarbeiter der Kinderklinik seien, wie die Kollegen auf allen anderen Stationen, äußerst motiviert, alles zu tun, die Ausbreitung von Keimen zu vermeiden, versichert Berg.