Marco W. hat sich gestern in einer E-Mail selbst an die Öffentlichkeit gewandt und darin sein Buch angekündigt. Das Schreiben liegt der Deutschen...

Marco W. hat sich gestern in einer E-Mail selbst an die Öffentlichkeit gewandt und darin sein Buch angekündigt. Das Schreiben liegt der Deutschen Presse-Agentur (dpa) in Hannover vor. Hier einige von der dpa veröffentlichte Auszüge: "Nun reicht es mir. Lange genug habe ich geschwiegen. Es ist an der Zeit, die Dinge auszusprechen, die mich belasten. Ich musste etwas tun, damit ich mich hoffentlich endgültig von meinen Alpträumen befreien kann. Manche werden sagen, Diplomatie und taktisches Schweigen wären die bessere Lösung gewesen. Aber: Das Schweigen macht mich krank. Ich habe schon nach den ersten Gesprächen mit dem Arzt über meine traumatischen Erlebnisse festgestellt, dass es mir danach besser ging. Doch nach einer gewissen Zeit holten mich die Ereignisse in der Türkei wieder ein. Sie verwandelten meine Träume in Alpträume. Tagsüber drückten mich oft bleischwere Gedanken, an denen ich nicht selten verzweifelte." (...) "Der Prozess scheint kein Ende nehmen zu wollen. Meine Familie leidet unter der ewigen Anspannung, die ein schwebendes Strafverfahren ohne Abschluss in uns allen hervorruft." (...) "Die Idee, mir die ganze Geschichte von der Leber zu erzählen, arbeitete schon seit einiger Zeit in mir. Der laufende Prozess und die Angst, dass meine Erzählungen sich auch negativ auf das Urteil auswirken könnten, obwohl ich allein die Wahrheit erzähle, haben mich zögern lassen. Ein totales Schweigen über Haftverhältnisse und über die verhängnisvolle Nacht wäre vielleicht nach politischen und juristischen Maßstäben besser gewesen. Aber nicht für meine Seele." (...) "Ich bin unschuldig. Ich habe ein reines Herz. Mir bleibt nur der Weg, mit meiner Geschichte um mein Ansehen zu kämpfen." (...) "Letzten Endes gab das Schicksal meines Vaters den Ausschlag für meinen Entschluss, meine Geschichte gerade jetzt veröffentlichen zu lassen. Deshalb habe ich meine Bedenken beiseite geschoben. Ohne die Sicherheit eines Urteils. Ich nehme die Risiken in Kauf. Meinem Vater, der an Leukämie leidet, geht es wieder schlechter. (...) Deshalb wird mein Buch 'Marco W. - Meine 247 Tage im türkischen Knast' zum 1. Jahrestag der Haftentlassung im Dezember 2008 im Hamburger Kinderbuchverlag Dr. Carlos Schumacher veröffentlicht werden. Vielleicht kann mein Buch verhindern helfen, dass anderen jungen Menschen, wann und wo auch immer, das gleiche Schicksal widerfährt wie mir. Marco W."