Über den ganzen Bahnsteig in Ahrensfelde hat eine S-Bahn einen 19-Jährigen mitgeschleift. Er wurde schwer verletzt. Hat ein Zugabfertiger versagt?

Berlin. Die Ursache für den Unfall auf dem S-Bahnhof in Ahrensfelde, bei dem ein 19-Jähriger schwer verletzt wurde, ist völlig unklar. Möglich sind menschliches oder technisches Versagen oder auch Leichtsinn. Die Polizei hat ein Ermittlungsverfahren wegen des Verdachts des gefährlichen Eingriffs in den Bahnverkehr gegen unbekannt eingeleitet, teilte ein Sprecher am Mittwoch mit. Der Zug werde technisch überprüft, das Ergebnis fließe in die Ermittlungen ein.

Der junge Mann hatte sich am Dienstagabend gegen 22.30 Uhr auf dem Bahnsteig von zwei Bekannten verabschiedet und war nach Ertönen des Abfahrtssignals in den vorletzten Waggon des Zuges gesprungen, wie Polizeisprecher Meik Gauer mitteilte. Dabei wurde sein Arm eingeklemmt. Der 19-Jährige wurde bis zum Ende des Bahnsteigs mitgeschleift, wo er gegen einen Pfeiler oder ein Absperrgitter prallte.

Durch die Wucht des Aufpralls löste sich der Arm aus der Tür, der Mann stürzte hinter dem fahrenden Zug auf die Gleise und kam mit schweren Verletzungen an Kopf, Fuß und Arm ins Krankenhaus. Der Zugführer bemerkte den Vorfall offenbar nicht. Der Zug wurde laut Polizei erst mehrere Stationen später aus dem Verkehr gezogen.

Mangelnde Aufsicht auf dem S-Bahnhof kann nicht grundsätzlich als Ursache angesehen werden. Am S-Bahnhof Ahrensfelde fertigt der S-Bahn-Fahrer vom Bahnsteig aus selbst den Zug ab. Dabei kontrolliert der Fahrer persönlich vom Bahnsteig aus, ob die Türen frei sind, löst das „Zurückbleiben bitte“-Signal aus und setzt sich erst wieder in den Führerstand, wenn sich die Türen geschlossen haben, erläutert Bahn-Sprecher Burkhard Ahlert. Wie ausgerechnet bei dieser Art der Abfertigung ein Mensch eingeklemmt werden konnte und ob der Zugfahrer dies hätte verhindern können, sei völlig unklar und Gegenstand der Ermittlungen.

Berichte, wonach der Mann die Tür gewaltsam geöffnet habe, dementierte Polizeisprecher Gauer. Dies habe keiner der Zeugen ausgesagt. Eine der beiden Bekannten des Verletzten musste wegen eines Schocks ärztlich behandelt werden.

Der Fahrgastverband Pro Bahn warnt davor, Zugtüren gewaltsam zu öffnen oder nach Ertönen des Abfahrtssignals in Züge zu springen. Diese in Berlin besonders verbreitete Unsitte sei „so gefährlich, wie zu Fuß eine Autobahn zu überqueren“, sagte Pro Bahn-Sprecher Matthias Oomen.