Das Gas komme aus einer Gesteinsformation 4000 Meter unter dem Meeresboden, trete aber oberhalb der Wasseroberfläche aus

Edinburgh/London. Der Plattformbetreiber Total hat den Ort des Gaslecks in der Nordsee vor Schottland präzisiert. Das Gas komme aus einer Gesteinsformation 4000 Meter unter dem Meeresboden, trete aber oberhalb der Wasseroberfläche aus, sagte ein Total-Sprecher am Donnerstag in Aberdeen. Das Leck befinde sich ungefähr 25 Meter über der Wasseroberfläche.

„Das Leck befindet sich am Kopf der Bohrung – am oberen Ende des Bohrlochs“, sagte der Sprecher. „Es ist nicht unter Wasser. Es gibt kein Gas, das im Meer Blasen schlägt und es ist auch nicht giftig“, sagte er. Total wolle das Problem so schnell wie möglich lösen, betonte der Sprecher. „Wir kennen jetzt das Problem“, sagte er.

Die schottische Regionalregierung stuft die Umweltauswirkungen des Gaslecks bisher als gering ein. „Das Forschungsinstitut Marine Scotland beobachtet die Umweltauswirkungen weiterhin. Bisher sind sie minimal“, sagte der schottische Ministerpräsident Alex Salmond im Parlament in Edinburgh. Dennoch dürfe das Problem nicht heruntergespielt werden.

Greenpeace forderte Total zu mehr Transparenz auf. Der Konzern müsse darüber aufklären, wie viel Gas sich noch in dem Reservoir unterhalb der Nordseeplattform befinde, sagte der Meeresbiologe und Greenpeace-Mitarbeiter Jörg Federn. Es sei nicht akzeptabel, das Gas einfach ausströmen zu lassen, wie von Total in Erwägung gezogen werde. Das schade der Umwelt und dem Klima.

Total erklärte, es erwäge derzeit mehrere Möglichkeiten. Dazu gehört auch eine Entlastungsbohrung, die jedoch mehrere Monate dauern kann.

Die Umweltschutzorganisation World Wide Fund for Nature (WWF) befürchtet, dass zusätzlich Öl aus dem Leck im Meeresboden dringen könnte. Der Direktor des WWF in Schottland, Richard Dixon, erklärte, Total müsse handeln, bevor es zu einer Ölpest mit möglicherweise katastrophalen Folgen für die Umwelt komme.

Aus dem Gasleck der Förderplattform „Elgin“ steige Methan in die Atmosphäre auf. Weil dieses ein Treibhausgas sei, könne man bereits von Auswirkungen auf die Umwelt sprechen, sagte Dixon. „Zudem befindet sich Öl in der Quelle und Total muss handeln, bevor das Öl aus dem Leck dringt“, fügte Dixon hinzu. In dem Fall wären Shetland, die Färöer und die norwegische Küste betroffen.

Total-Sprecher Jacques Emmanuel Saulnier sagte, die Situation sei ernst, aber stabil. Nach dem Grund für das Leck werde weiter geforscht. Zuvor erklärte Total, aus der Luft sei ein Film von fast fünf Quadratkilometern um die Plattform herum entdeckt worden. Es handele sich dabei um kondensiertes Gas. Diese Substanz enthält auch Öl.

Das Gasleck auf „Elgin“ war am Sonntag bemerkt worden. In der Folge wurden alle 238 Mitarbeiter von der Förderplattform etwa 240 Kilometer vor der Küste von Aberdeen in Sicherheit gebracht. Über der Plattform wird weiter Gas abgefackelt. Nach Angaben von Total besteht bei den derzeitigen Wetterbedingungen keine Gefahr einer Explosion. In einem Umkreis von fast vier Kilometern um den Unglücksort wurde eine Sperrzone verhängt.

Die EU-Kommission forderte Konsequenzen aus dem Leck an der Ölplattform. Möglicherweise müssten die Sicherheitsregeln verschärft werden, sagte die Sprecherin von Energiekommissar Günther Oettinger am Donnerstag in Brüssel. Zwar werde die Brüsseler Behörde vom Betreiber der Plattform regelmäßig informiert. Die EU müsse jedoch aus dem Vorfall lernen und die EU-Regeln prüfen. Oettinger hatte 2011 neue Kontrollen und Haftungsregeln vorgeschlagen. Sie sind noch nicht in Kraft getreten, könnten aber abermals verschärft werden, sagte die Sprecherin.

Mit Material von doa und dapd