Das ungewöhnlich ruhige Wetter vor der schottischen Küste spielt Total in die Hände. Solange der Wind nicht dreht, kann eine Strategie entsinnt werden.

Edinburgh. Der Energiekonzern Total hat nach eigenen Angaben das Leck in seiner Gasplattform "Elgin" in einer Tiefe von 4000 Metern endlich geortet. Das Unternehmen erklärte am Donnerstag nach einem Bericht der BBC, das Leck befinde sich über einer seit bereits einem Jahr verschlossenen Quelle. Es sei schwierig abzuschätzen, wie viel Gas austrete. Die Plattform wurde am Sonntag geräumt, derzeit gilt eine Rückkehr als zu gefährlich.

Greenpeace forderte Total unterdessen zu mehr Transparenz auf. Der Konzern müsse darüber aufklären, wie viel Gas sich noch in dem Reservoir unterhalb der Nordseeplattform befinde, sagte der Meeresbiologe und Greenpeace-Mitarbeiter Jörg Federn. Es sei nicht akzeptabel, das Gas einfach ausströmen zu lassen, wie von Total in Erwägung gezogen werde. Das schade der Umwelt und dem Klima.

Total erklärte, es erwäge derzeit mehrere Möglichkeiten. Dazu gehört auch eine Entlastungsbohrung, die jedoch mehrere Monate dauern kann. Die Umweltschutzorganisation World Wide Fund for Nature (WWF) befürchtet, dass zusätzlich Öl aus dem Leck im Meeresboden dringen könnte. Der Direktor des WWF in Schottland, Richard Dixon, erklärte, Total müsse handeln, bevor es zu einer Ölpest mit möglicherweise katastrophalen Folgen für die Umwelt komme.

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Aus dem Gasleck der Förderplattform "Elgin" steige Methan in die Atmosphäre auf. Weil dieses ein Treibhausgas sei, könne man bereits von Auswirkungen auf die Umwelt sprechen, sagte Dixon. "Zudem befindet sich Öl in der Quelle und Total muss handeln, bevor das Öl aus dem Leck dringt", fügte Dixon hinzu. In dem Fall wären Shetland, die Färöer und die norwegische Küste betroffen.

Total-Sprecher Jacques Emmanuel Saulnier sagte, die Situation sei ernst, aber stabil. Nach dem Grund für das Leck werde weiter geforscht. Zuvor erklärte Total, aus der Luft sei ein Film von fast fünf Quadratkilometern um die Plattform herum entdeckt worden. Es handele sich dabei um kondensiertes Gas. Diese Substanz enthält aber auch Öl.

Das Gasleck auf "Elgin" war am Sonntag bemerkt worden. In der Folge wurden alle 238 Mitarbeiter von der Förderplattform etwa 240 Kilometer vor der Küste von Aberdeen in Sicherheit gebracht. Über der Plattform wird weiter Gas abgefackelt. Nach Angaben von Total besteht bei den derzeitigen Wetterbedingungen keine Gefahr einer Explosion. In einem Umkreis von fast vier Kilometern um den Unglücksort wurde eine Sperrzone verhängt.

Die EU-Kommission forderte derweil Konsequenzen aus dem Leck an der Ölplattform. Möglicherweise müssten die Sicherheitsregeln verschärft werden, sagte die Sprecherin von Energiekommissar Günther Oettinger am Donnerstag in Brüssel. Zwar werde die Brüsseler Behörde vom Betreiber der Plattform regelmäßig informiert. Die EU müsse jedoch aus dem Vorfall lernen und die EU-Regeln prüfen. Oettinger hatte 2011 neue Kontrollen und Haftungsregeln vorgeschlagen. Sie sind noch nicht in Kraft getreten, könnten aber abermals verschärft werden, sagte die Sprecherin.