Sein Name steht für einen bedeutenden Großindustriellen, aber auch für einen Parteispendenskandal, der Anfang der 80er-Jahre die Bundesrepublik...

Wien. Sein Name steht für einen bedeutenden Großindustriellen, aber auch für einen Parteispendenskandal , der Anfang der 80er-Jahre die Bundesrepublik erschütterte. Vor zwei Jahren starb Friedrich Karl Flick (* 79) in seinem Haus am Wörthersee nach schwerer Krankheit. Jetzt ist das Grab des deutschen Milliardärs auf einem österreichischen Friedhof geschändet worden. Schlimmer noch: Die unbekannten Täter stahlen den Sarg mit Flicks Leiche aus dem Mausoleum in Velden. Das Motiv ist unklar.

Die Tat ereignete sich wahrscheinlich schon am Wochenende. Ein Zeuge entdeckte gestern an der schweren Granitplatte auf Flicks Grab Kratzer und rief die Polizei. Auch zwei Ziffern des Todesdatums auf dem Grabstein fehlen - die Täter rissen aus der Jahreszahl 2006 die beiden Nullen ab. Die Ermittler gehen von mehreren Tätern aus, da die Grabplatte mehrere Hundert Kilo wiegt. Der Sohn des Flick-Konzern-Gründers Friedrich Flick (1883-1972) sei vermutlich mit einem Lkw abtransportiert worden. Die Täter müssten professionelles Werkzeug benutzt haben, so die Polizei.

Auch eine mögliche Erpressung schließen die Ermittler nicht aus. Lösegeldforderungen gebe es bislang jedoch nicht. Die Sargdiebe haben sich laut Staatsanwaltschaft Klagenfurt der Störung der Totenruhe sowie der schweren Sachbeschädigung schuldig gemacht. Auf Störung der Totenruhe stehen in Österreich bis zu sechs Monate Haft. Je nach Schadenshöhe drohen bei Sachbeschädigung zusätzlich zwei bis fünf Jahre Gefängnis. Flick selbst hatte zeitlebens Angst vor Entführungen. Seine Kinder wurden von Leibwächtern zur Schule begleitet. Im Dezember 1991 war der Bruder seiner Frau gekidnappt worden . Die Geiselnehmer verlangten rund fünf Millionen Euro Lösegeld. Sie wurden jedoch noch vor der Geldübergabe gefasst, und die Entführung endete unblutig.

Den Konzern hatte Flicks Vater aufgebaut. Wegen seiner NS-Verstrickung wurde er in Nürnberg nach dem Krieg zu sieben Jahren Haft verurteilt. Nach drei Jahren wurde Flick begnadigt und ordnete sein Imperium neu. Nach dem Tod des Vaters erbte Friedrich Karl 1972 das Imperium. Mit 43 000 Beschäftigten erzielte die Flick-Gruppe 1984 einen Umsatz von 22 Milliarden Mark. Ein Jahr später verkaufte Flick die Firmengruppe an die Deutsche Bank. Mitte der 90er-Jahre verlegte er seine Vermögensverwaltung von Düsseldorf nach Wien, um Steuern zu sparen.

In dem Parteispendenskandal, der zehn Jahre zuvor aufgeflogen war und als "Flick-Affäre" in die Geschichtsbücher einging, waren Millionenbeträge aus den Kassen des Unternehmers an CDU, CSU, SPD und FDP geflossen.

Nach einer für ihn positiven Sondergenehmigung des Wirtschaftsministeriums, die ihm Millionen an Steuerschuld ersparte, zahlte Flick am Finanzamt vorbei Millionenbeträge an die Parteien. Wirtschaftsminister Otto Graf Lambsdorff (81, FDP) trat damals zurück.