Der Fall des gestohlenen Leichnams des deutschen Milliardärs Friedrich Karl Flick (starb mit 79) bleibt rätselhaft. Die Polizei im österreichischen Kärnten tappte gestern noch völlig im Dunkeln. „Wir ermitteln in alle Richtungen“, sagte Polizeisprecher Rainer Dionisio dem Abendblatt. Es gebe keine Spur.

Der mehr als 200 Kilogramm schwere Sarg des Industriellen war wie berichtet vermutlich am vergangenen Wochenende aus dem Familienmausoleum auf dem Friedhof von Velden am Wörthersee in Österreich gestohlen worden. Der Raub wurde erst am Mittwoch von einer Angestellten der Flick-Familie bemerkt, die an der Grabstätte Kratz- und Schleifspuren fand.

Die Witwe des Milliardärs, Ingrid Flick (48), erhielt die Nachricht von dem Raub des Leichnams ihres Mannes in den USA. "Ich finde es abscheulich", sagte sie dem Magazin "Bunte". "Die Töchter stehen unter Schock, denn für uns alle ist diese Tat unbegreiflich." Die Familie stehe in engem Kontakt. Ingrid Flick wandte sich an die Täter: "Wir, die ganze Familie, appellieren an die Täter, den Sarg und den Leichnam meines verstorbenen Gatten bitte sofort und unversehrt zurückzugeben." Für sie sei es "völlig unverständlich, dass man meinem geliebten Gatten die letzte Ruhe raubt".

Die "Entführung" des Flick-Sarges ist nicht das erste Kidnapping eines prominenten Toten. Im März 1978 raubten zwei Männer auf dem Friedhof von Corsier-sur-Vevey über dem Genfer See den Leichnam von Charly Chaplin (starb mit 88). Nach zahlreichen Telefonaten, bei denen es um Lösegeld ging, wurden die Grabräuber schließlich gefasst.

Im Falle Flicks schließt ein Vertrauter eine Belohnung für Hinweise auf die Täter nicht aus. Allerdings gibt es weder eine Lösegeldforderung noch hat die Polizei Augenzeugen für das Verbrechen ausfindig machen können. Wie der österreichische Rundfunk ORF berichtete wird jetzt auf Anordnung der Behörden auch das Urnengrab des vor knapp sechs Wochen bei einem Autounfall getöteten Kärntner Landeshauptmanns Jörg Haider (starb mit 58) im Kärntner Bärental bewacht. Auch der Personenschutz für die neun Jahre alten Zwillinge Flicks wurde verstärkt.

Zwar setzte die Polizei bei einem Großeinsatz inzwischen Hundestaffeln und einen Hubschrauber ein, doch gibt es nach wie vor keinen Hinweis auf den oder die Täter. Die Beamten gehen davon aus, dass es sich um eine Tätergruppe handelt, die die mehrere hundert Kilogramm schwere Granitplatte über dem Grabstein weggeschoben hat. Anschließend hätten die Täter den schweren Sarg vermutlich mit einem Lastwagen abtransportiert.

Friedrich Flick war am 5. Oktober 2006 in seiner Villa am Südufer des Wörthersees gestorben. Er hinterließ eine Frau und vier Kinder, die er zum Erbe seines geschätzten Vermögens von fünf bis sechs Milliarden Euro machte. Der Milliardär war 1985 nach dem Verkauf des Flick-Firmenimperiums nach Österreich gezogen und heiratete dort die Kärntnerin Ingrid Ragger. 1991 entführten Kriminelle ihren Bruder und forderten mehrere Millionen Lösegeld. Die Entführung endete unblutig, die Täter wurden verhaftet und verurteilt.