Nach den verheerenden Buschbränden in Australien hat die Polizei zwei mutmaßliche Brandstifter festgenommen. Gleichzeitig verdichtete sich der Verdacht, dass das tödliche Feuer, das die Ortschaft Marysville nördlich von Melbourne zerstörte, wahrscheinlich mit Absicht gelegt worden war.

Sydney. Die Behörden befürchten, dass dort am Wochenende 100 der 500 Einwohner qualvoll verbrannten. Premierminister Kevin Rudd kündigte im Parlament einen Trauertag an. Nach offiziellen Angaben kamen 181 Menschen ums Leben, doch haben die Behörden die Sorge, dass die Zahl auf weit über 200 steigen wird.

Die Polizei hat Marysville zum Zorn vieler Einwohner abgeriegelt, um zunächst die verkohlten Leichen zu bergen. "In manchen Fällen ist es schwierig, die Leute zu identifizieren, weil nicht mal klar ist, ob es sich am Fundort um eine oder zwei Leichen handelt", sagte Polizeisprecher Steve Fontana. Über der Ortschaft hingen noch dicke Rauchwolken und der Gestank von Verbranntem lag in der Luft, berichteten Augenzeugen.

Die beiden Festgenommenen seien angezeigt worden, sagte Polizeisprecher Simon Overland. Sie hätten sich "verdächtig benommen", seien aber nicht "in flagranti" erwischt worden. "Wir bitten alle Einwohner, verdächtiges Verhalten zu melden", sagte Polizeichefin Christine Nixon. Soziologen meinen, dass die Brände vor allem von jungen Leuten gelegt werden, die sich wichtig tun wollen oder von Benachteiligten, die sich an der Gesellschaft rächen wollen.

Insgesamt meldete die Feuerwehr am Donnerstag noch zwölf große Brände. Nach Angaben von Nixon sind die Brandstifter auch nach dem verheerenden Wochenende mit den vielen Toten weiter aktiv. "Jeder normale Mensch wäre entsetzt, aber es gibt Anhaltspunkte dafür", sagte sie. Rund 125 Beamte ermittelten auf Hochtouren. Bis Ende der Woche sollen Fahndungsbilder von verdächtigen Brandstiftern veröffentlicht werden. Die Polizei verfolgt auch Plünderer, die sich nach Angaben von Einwohnern über verlassene Häuser hermachten.

Am vergangenen Wochenende wurden 5000 Menschen obdachlos, 1200 Häuser wurden zerstört und fast eine halbe Million Hektar Land brannten ab. Der Premierminister von Victoria, John Brumby, räumte ein, dass die Menschen nicht schnell genug gewarnt worden waren. Die Telefonnetze seien überlastet gewesen. In Zukunft würden auch SMS an Handys versendet, sagte er.

Ein freiwilliger Feuerwehrmann, der die ganze Woche bei den verheerenden Bränden in Einsatz war, kam bei einem Feuer in seinem eigenen Haus ums Leben. Russell Pitt konnte von seinen Kollegen in Melbourne nur noch tot geborgen werden, berichtete die Feuerwehr am Donnerstag. "Es ist einfach nicht fair, nach allem, was er geleistet hat, und dann liegt er im Bett (und stirbt). Wir wissen noch nicht genau, was passiert ist", sagte Feuerwehrsprecher Peter Smith.