Brendan S. – das ist der Name des Mannes, der in Australien die die verheerenden Waldbrände legte. Im Gericht verlasen sie seinen Namen – ungeachtet der Befürchtung Angehörige von Opfern könnten Lynchjustiz verüben. Hier sehen Sie die Waldbräne in Bildern.

Melbourne. Dem Australier wird vorgeworfen einen Brand mit 21 Toten gelegt zu haben. Insgesamt starben mindestens 189 Menschen in den Feuern. In der vergangenen Woche wurde Brendan S. in seiner im Bundesstaat Victoria festgenommen und wurde nach Melbourne gebracht, wo er nun vor Gericht steht. Den Medien war es zunächst streng untersagt, Hinweise auf die Identität des Verdächtigen zu veröffentlichen. Damit reagierte die Polizei auf Rufe nach Selbstjustiz: Überlebende der Brände hatten im Fernsehen gefordert, die Brandstifter sollten an Pferden festgebunden und zerrissen oder mit Öl übergossen und verbrannt werden.

Doch ein Richter hob die Anonymität auf. Seine Begründung: Diese habe kaum "praktische Auswirkungen". Der erste Prozesstag fand ohne den Angeklagten statt er wünschte es sich. Auch im Gefängnis nahm man Rücksicht auf den mutmaßlichen Brandstifter: Er wurde gesondert untergebracht; aus Angst andere Häftlinge könnten ihn töten. Brendan S. drohen insgesamt bis zu 25 Jahre Haft nicht allein, weil er das Feuer legte, sondern auch wegen Besitzes von Kinderpornographie.

Die Polizei schützte den Prozess mit einem großen Aufgebot, wütende Proteste blieben jedoch zunächst aus. Die Verteidigerin Helen Spowart warnte vor Angriffen auch auf die Familie des Angeklagten. "Das ist ein außergewöhnlicher Fall", sagte sie vor Gericht. "Das Ausmaß an Emotionen, Wut und Abscheu, das die Vorwürfe hervorgerufen haben, ist ohne Beispiel." Die Polizeichefin von Victoria, Christine Nixon, hatte die Öffentlichkeit gemahnt, den Verdächtigen der Justiz zu überlassen.

Australiens Premierminister Kevin Rudd hatte vergangene Woche die Brandstifter als "Massenmörder" bezeichnet und gefordert, sie sollten "im Gefängnis verrotten". Brandstiftung war nach Ansicht von Experten auch die Ursache des Feuers in Maryville, bei dem möglicherweise bis zu einhundert Menschen starben.

Nach Polizeiangaben wurden alle außerhalb von Ortschaften gefundenen Toten mittlerweile identifiziert. Die Polizei durchsuche jetzt die "schwierigen" Gebiete innerhalb der niedergebrannten Gemeinden nach weiteren Opfern. Es werde noch einige Zeit dauern, bis die endgültige Opferzahl feststehe, sagte der Vizepolizeichef von Victoria, Kieran Walshe.

Premierminister Rudd rief für den kommenden Sonntag einen nationalen Trauertag für die Opfer der Brände aus. Am Austragungsort des Tennisturniers Australian Open in der Rod Laver Arena in Melbourne soll eine Gedenkfeier abgehalten werden, die im Fernsehen und Rundfunk übertragen werden soll. Der 7. Februar, an dem die Feuer über die Häuser und Ortschaften hinweggefegt seien, werde sich als Tag der "Katastrophe, des Todes und der Trauer" in das Gedächtnis der Nation einprägen, erklärte Rudd.

Am Montag kämpften tausende Feuerwehrleute weiter gegen noch acht außer Kontrolle geratene Brände in Victoria, Ortschaften waren jedoch nicht bedroht. Die günstigen Wetterbedingungen sollen noch bis Mittwoch andauern, die Behörden warnten jedoch, dass starke Winde die Feuer wieder anfachen könnten.