Die Wut der Menschen wird immer größer, denn die Zahl der Toten steigt unerbittlich. In der Flammenhölle von Australien verbrannten mindestens 200 Personen, wie die Polizei nun mitteilte - aber auch rund eine Million Tiere kamen um. Der mutmaßliche Brandstifter Brendan S. und seine Familie erhalten nun Morddrohungen. Der 39-Jährige steht nun vor Gericht. Zudem wird das Land auch noch von Überschwemmungen heimgesucht. Bilder der verheerenden Brände.

Bisher war von 189 Toten die rede gewesen, danach aber wurden in mehreren Städten weitere Leichen gefunden. In der besonders betroffenen Stadt Kinglake hatte man fünf Tote entdeckt und im völlig zerstörten Ort Marysville drei. Es sei zu erwarten, dass die Zahl der Opfer noch weiter steigen werde. In einigen Fällen sei von den Toten nur Asche geblieben, was die Identifizierung erschwere oder unmöglich mache. In der Region wüteten noch sechs Feuer, die aber auch aufgrund der milderen Witterung alle unter Kontrolle waren, wie die Polizei mitteilte.

Während einige Feuer auf natürliche Weise oder nach Einschätzung der Behörden versehentlich entstanden, besteht für andere der Verdacht der Brandstiftung. Mutmaßlicher Feuerleger soll der 29-jährige Brendan S. sein. Er wird beschuldigt, das Feuer nahe der Stadt Churchill rund 130 Kilometer südöstlich von Melbourne gelegt zu haben, bei dem 21 Menschen starben und 151 Häuser zerstört wurden. S. ist wegen des Todes von elf Menschen angeklagt. Sollte er verurteilt werden, drohen ihm 25 Jahre Gefängnis.

Der Richter des Obersten Gerichtshofes von Victoria hatte am Montag trotz Befürchtungen von Selbstjustiz den vollen Namen des Verdächtigen preisgegeben. Im Internet tauchten anschließend nach Angaben seines Verteidigers Julian McMahon die ersten Hass-Botschaften auf, in denen dem 39-Jährigen "Folter und Tod" gewünscht wurden.

Verteidiger McMahon sprach am Dienstag vor dem Gericht von ernsthafter Sorge um die Sicherheit seines in Haft sitzenden Mandaten sowie seiner Verwandten. Mindestens ein Mitglied der Familie sei bereits bedroht worden sei. Im Internetforum Facebook etwa gebe es Gruppen, in denen sogar ein Foto des mutmaßlichen Brandstifters zu finden sei, sagte McMahon. Die australische Nachrichtenagentur AAP berichtete über eine Flut von Hass-Botschaften auf Internetseiten. Im Gefängnis wird der mutmaßliche Brandstifter vor seinen Mithäftlingen geschützt.

Unterdessen wurde Medienberichten zufolge gegen einen Energieversorger eine Schadenersatzklage eingereicht. Eine herabhängende Leitung des Elektrizitätskonzerns SP Ausnet habe Funken gesprüht, die das Buschfeuer nahe der Stadt Kinglake entzündet habe, erklärten die Kläger demnach. Die Polizei von Victoria teilte mit, die Brandursache sei noch nicht abschließend geklärt. Das Unternehmen wies die Vorwürfe zurück.

Insgesamt wurden bei den schwersten Buschfeuern in der Geschichte Australiens bislang fast 2000 Häuser zerstört. Rund 450. 000 Hektar Land verbrannten. Für die Opfer der Brände gingen nach Angaben des australischen Roten Kreuzes bislang Spenden in Höhe von mehr als 100 Millionen australischen Dollar (rund 51 Millionen Euro) ein. Die US-Popsängerin Pink stellte 250.000 australische Dollar (129.000 Euro) zur Verfügung, zu weiteren prominenten Spendern gehört auch der Sänger Leonhard Cohen.

Tierschützer bemühen sich unterdessen um Hilfe für Tiere, die bei der Brandkatastrophe verletzt wurden. Nach Angaben des Internationalen Tierschutz-Fonds (IFAW) kamen in den Flammen Schätzungen zufolge mehr als eine Million Tiere um. Die Organisation entsandte ein Rettungsteam in die Region. Immer mehr Tiere tauchten auf der Suche nach Futter und Wasser aus den Brandgebieten auf, erklärte der IFAW. Sie litten an Verbrennungen, Dehydrierung und anderen Verletzungen. Betroffen seien sowohl Wild- als auch Haus- und Heimtiere.

Weiter nördlich gelegene Gebiete Australiens kämpfen dagegen mit schweren Überschwemmungen. Am Dienstag wurde die Region Bourke im Staat New South Wales zum Katastrophengebiet erklärt. 20 Wohnhäuser und mehrere Regierungsgebäude wurden überflutet, wie ein Behördensprecher mitteilte. In mehreren Städten und Dörfern im Norden des Staates waren rund 5.000 Einwohner von den Fluten eingeschlossen. In der 3.000-Einwohner-Stadt Bellingen und weiteren Ortschaften mussten laut Polizei Häuser und Geschäfte evakuiert werden, nach dem der Bellinger River über die Ufer trat. Für (den morgigen) Mittwoch wurden weitere Regenfälle erwartet.

Auch der Staat Queensland leidet unter den Überschwemmungen. Die schwersten Überflutungen seit 30 Jahren haben sieben Menschen das Leben gekostet, Hunderte verloren ihre Wohnungen.