Noch immer brennen große Teile des Landes. 24 Feuer außer Kontrolle. Behörden in der Kritik. Bilder von Koala Sam.

Sydney. Kaplan Russell Hildebrandt hat schon Hunderten Menschen nach Bränden, Überschwemmungen und dem Tod von Angehörigen beigestanden. Doch die jüngsten Buschbrände übertreffen alles bisher Dagewesene: "Das war ein Tsunami aus Feuer", sagt der Geistliche vom Notfall-Hilfszentrum in Healesville nordöstlich von Melbourne. "Die Leute haben Schlimmes durchgemacht."

Bis gestern Abend forderten die verheerenden Brände mehr als 230 Tote. Bei Gippsland sind 24 Feuer außer Kontrolle, die Flammenwand ist 135 Kilometer breit.

Die Polizei bildete eine 100 Mann starke Spezialeinheit, die gegen die Brandstifter vorgehen soll. Dannye Moloney, Leiter der Task Force, kündigte an, dass seine Beamten das Phantombild eines Verdächtigen vorbereiteten - in diesem Fall geht es um ein Feuer, dem 21 Menschen zum Opfer fielen.

Mehrere zerstörte Ortschaften wurden zu Tatorten erklärt und für die Ermittlungen abgesperrt. In New South Wales wurden bereits ein Mann (31) und eine 15-jähriger Junge festgenommen.

Die Möglichkeit, dass bei der Katastrophe Brandstiftung im Spiel gewesen sei, "macht uns sprachlos", sagte Ministerpräsident Kevin Rudd. Für solche Menschen gebe es keine anderen Worte als "Massenmörder".

Die Brände in der Nähe von Melbourne zerstörten mehr als 750 Häuser und machten 5000 Menschen obdachlos. Insgesamt wurde eine Fläche von 3300 Quadratkilometern verkohlt - das ist größer als das Saarland.

Das Ausmaß der Katastrophe schockt die australische Öffentlichkeit. Die Behörden räumten ein, dass die Richtlinien zur Evakuierung geändert werden sollten. Bislang steht es den Betroffenen frei, der Aufforderung zum Verlassen ihrer Häuser Folge zu leisten. Zudem besteht die australische Feuerwehr zum größten Teil aus Freiwilligen. Sie hat nicht die Mittel, jedes Haus zu schützen. Daher versuchen viele Hausbesitzer, ihr Anwesen selbst zu retten. In Victoria, dem am schwersten betroffenen Staat, gibt es kein Warnsystem per SMS oder Telefon. Die Bewohner werden lediglich über Radio oder im Internet informiert.

US-Präsident Barack Obama telefonierte mit Rudd und sprach ihm sein Beileid aus. Obama bot Australien die Hilfe der USA im Kampf gegen die Brände an.