Der ehemalige Hamburger Spieler Serge Aubin analysiert für das Abendblatt den 4:2-Sieg der Freezers gegen die Düsseldorfer EG.

Hamburg. 36 Minuten hat er ruhig auf seinem Stuhl gesessen, die linke Hand zumeist in der rechten verschränkt, doch plötzlich schnellt Serge Aubin hoch und schlägt die Hände vor die Augen. Auf dem Eis hat Julian Jakobsen gerade eine große Torchance für die Hamburg Freezers vergeben, und Aubin weiß, dass ein Treffer die Partie endgültig entschieden hätte. Nach einer 4:0-Führung für die "Eisschränke" war der Tabellenletzte Düsseldorfer EG auf 4:2 herangekommen, und als ehemaliger Profi, der 396 Spiele in Nordamerikas Topliga NHL absolviert hat, hat Aubin schon oft erlebt, dass solche Spiele noch gekippt sind. Ein 5:2 hätte Sicherheit gegeben, doch Jakobsen scheitert. Aubin setzt sich wieder und legt die linke Hand in die rechte. So wird er sitzen bleiben, bis der 4:2 (3:0, 1:2, 0:0)-Heimsieg eingefahren ist.

Serge Aubin, 38, hat seine Karriere Mitte Januar wegen einer komplizierten Daumenverletzung beenden müssen. Aber die Daumen drückt er weiter mit großem Einsatz. Er soll dem Club in der kommenden Saison als Co-Trainer verbunden bleiben, der Vertrag ist allerdings noch nicht unterschrieben. Das Abendblatt bat ihn, die Partie gegen Düsseldorf von der Pressekabine aus zu beobachten, anstatt wie gewohnt mit Sportchef Stephane Richer und den verletzten oder, wie am Sonntagnachmittag Rob Collins, aussortierten Profis in einer Loge in der O2 World zu sitzen.

Zu erleben ist ein Mann, der trotz seiner Nähe zur Mannschaft beeindruckend sachlich analysiert. Wo viele Zuschauer herumbrüllen, gestikulieren oder sich bewegen, als würden sie mitspielen, bleibt Aubin sogar bei den Toren ruhig. Mehr als ein unterdrücktes "Yes!" oder "Good job!" erlaubt er sich nicht. "Ich bin ruhig, weil ich spüre, dass die Jungs gut vorbereitet sind und alles im Griff haben", sagt er.

Nach der 0:1-Pleite vom Freitagabend gegen Hannover ist der Auswahl von Benoît Laporte zu Spielbeginn eine Verunsicherung anzumerken, während Düsseldorfs junges Team versucht, eine Reaktion auf die 1:7-Blamage gegen Nürnberg zu zeigen. Nach zehn Minuten entspannt sich Aubin, weil er sieht, dass seine Jungs, die er noch immer auf jede Auswärtsreise begleitet, die Kontrolle über die Partie gewinnen. Das 1:0, das Colin Murphy ins Netz abfälscht, lobt er als "Zeichen dafür, dass ein Stürmer immer zentral vorm Tor stehen muss, um solche Tore möglich zu machen". Das 2:0 durch Eric Schneider, den Aubin später als besten Akteur des Spiels ausmacht, beschreibt er als "typisches Play-off-Tor, das Eric schon in der Entstehung an der Bande eingeleitet und dann durch harte Arbeit abgeschlossen hat".

Tatsächlich ist das erste Drittel das beste, was die Freezers in dem kampfbetonten Spiel zu bieten haben. Das 3:0 durch James Bettauers Schlagschuss in doppelter Überzahl freut Aubin besonders, weil das Hamburger Powerplay zuletzt oft kritisiert worden war. "Irgendwann ist es ein mentales Problem, weil man die perfekte Lösung sucht, anstatt das Einfache zu machen", sagt er.

Dass sich die Düsseldorfer nach dem 4:0 durch Thomas Dolak nicht aufgeben, gefällt Aubin. Den Torwartwechsel, den DEG-Coach Christian Brittig danach vollzieht, beschreibt er später als Schlüsselmoment. "Danach ging ein Ruck durchs Team, und Goepfert hat einige wichtige Paraden gezeigt", sagt er. Tatsächlich kommen die Gäste, angefeuert von 800 im Sonderzug angereisten Fans, noch einmal zurück ins Spiel. Die beiden Gegentore fallen jedoch in Unterzahl und geben Aubin deshalb keinen Anlass zur Sorge. "Bei Fünf gegen Fünf sind wir die bessere Mannschaft und haben alles unter Kontrolle", sagt er - und er wird Recht behalten.

Die Freezers bringen den unspektakulären, aber wichtigen Arbeitssieg ins Ziel. Aubin hat teilweise mehr Interesse an den Zwischenständen der anderen Spiele, die er auf dem Smartphone verfolgt. "Es war ein solides Spiel, das wir verdient gewonnen haben", sagt er und eilt in die Kabine, um mit den Kollegen zu feiern. Zurück bleibt der Eindruck, dass Serge Aubin auch als seriöser Experte eine gute Figur abgeben würde.

Tore: 1:0 (12:18) Murphy (Roy, Möchel), 2:0 (13:45) Schneider (Demkov, Kotschnew), 3:0 (16:28) Bettauer (Pettinger, Schneider) 5-3, 4:0 (24:05) Dolak (Jakobsen, Krämmer), 4:1 (26:48) Ridderwall (Turnbull, Ebner) 5-4, 4:2 (33:01) Ebner (Turnbull, Ridderwall) 5-4. Strafminuten: 10/10. SR: Brill/Schütz (Zweibrücken/Moers). Z.: 8124.