Dortmund gewinnt Gipfel gegen Bayern: BVB sechs Punkte vorn - Robben verschießt Elfmeter

Dortmund. War das schon die Entscheidung? Titelverteidiger Borussia Dortmund ist die achte deutsche Meisterschaft der Klubhistorie kaum noch zu nehmen. Die Mannschaft von Trainer Jürgen Klopp feierte in einem packenden Spiel gegen Bayern München am Mittwochabend ein 1:0 (0:0) durch das 20. Saisontor von Robert Lewandowski (77. Minuten) und geht nach dem vierten Liga-Sieg in Folge gegen den Rekordmeister vier Spieltage vor dem Ende der 49. Saison in der Fußball-Bundesliga mit einem Vorsprung von sechs Punkten auf die Zielgerade. Der 22-malige Meister aus München, der durch Arjen Robben einen Foulelfmeter nicht nutzen konnte, muss wohl ein weiteres Jahr auf die nächste Schale warten.

„Die Anspannung war am Anschlag“, sagte Klopp nach dem Spiel und ergänzte: „Die letzten Minuten waren einfach unglaublich.“ Durch den Erfolg ist Borussia Dortmund bereits seit 24 Spielen in Folge ungeschlagen. Dass die Meisterschaft nun schon so gut wie gewonnen sei, glaubt Klopp aber nicht. „Es kann leider noch eine Menge passieren. Schon im nächsten Spiel werden es unsere Freunde aus Gelsenkirchen uns schwer machen“, sagte der Coach mit Blick auf das Spiel am kommenden Sonnabend bei Schalke 04.

Sein Trainerkollege Jupp Heynckes vom FC Bayern dagegen war der Auffassung, dass es für seine Mannschaft nun „wahnsinnig schwierig wird“, die Dortmunder noch abzufangen. „Man kann fast sagen, dass Dortmund Deutscher Meister ist“, sagte auch Robben, der seinem verschossen Elfmeter nachtrauerte: „In den letzten drei Jahren habe ich zehn oder elf Elfmeter am Stück verwandelt. Dass es heute nicht geklappt hat, ist natürlich bitter.“

Die knisternde Stimmung am Spieltag war spürbar in einem Stadion, in dem im Schnitt 80.000 Menschen die Heimspiele besuchen. 8.000 Fans unterstützten den 22-maligen Meister aus München. Der Schwarzmarkt blühte, im Internet wurden Karten zu Preisen zwischen 800 und 1.000 Euro gehandelt. Der Fernsehrekord von 200 zugeschalteten Ländern weltweit aus dem Hinspiel, das die Dortmunder mit 1:0 gewannen, wurde eingestellt. Das ließ sich natürlich auch nicht Bundestrainer Joachim Löw entgehen, er saß auf der Haupttribüne.

Der sah das Beste vom Besten in der Bundesliga und den Großteil des personellen Gerüst der deutschen Nationalmannschaft. Lediglich zwei Stars fehlten. Mittelfeldstar Mario Götze, Torschütze im Hinspiel, wurde nach zehn Tagen Mannschaftstraining von Klopp noch nicht in den Kader aufgenommen. Bastian Schweinsteiger blieb, obwohl er beim 2:1 gegen den FC Augsburg erstmals seit seiner langen Verletzungspause durchgespielt hatte, auf der Bank.

Die Zuschauer im Stadion und am TV-Schirm rund um den Globus bekamen von Beginn an eine intensive Auseinandersetzung auf höchstem technischen Niveau geboten. Schon nach 57 Sekunden hatte Gomez nach einem Freistoß von Toni Kroos eine Kopfballchance, doch BVB-Keeper Roman Weidenfeller war zur Stelle. Eine Minute später dann der BVB, doch Jakub Blaszczykowski verfehlte nach einem Pass von Ilkay Gündogan das Tor. Wenig später hatte dann Kevin Großkreutz nach wunderbarer Vorarbeit von Shinji Kagawa und Gündogan die Riesenmöglichkeit zur Führung, scheiterte aus kurzer Distanz aber am überragenden Neuer.

Danach bekämpften sich beide Teams dann zwischen den Strafräumen verbissen, die Dortmunder mit ihrem gewohnten Pressing. Torchancen blieben Mangelware. Bayerns Flügelzange Arjen Robben und Franck Ribery kam nie zur Entfaltung. Dafür sorgte Toni Kroos für ein Highlight, als sein 16-Meterschuss nur knapp das Bayern-Tor verfehlte (25.). Pech hatten die Gastgeber dann in der 37. Minute, als nach Flanke von Blaszczykowski sein polnischer Nationalmannschaftkollege Robert Lewandowski nur den Pfosten traf.

Als Manuel Neuer zu Beginn seinen Platz im Tor vor der Südtribüne bezog, ging auf den ehemaligen Schalker Keeper zunächst ein Bananenregen nieder. Stadionsprecher Norbert Dickel musste die Fans zur Ordnung rufen. Die Gastgeber übernahmen zunächst die Initiative, mit einem Kopfball von Kagawa hatte Neuer aber keine Probleme. Das Heynckes-Team kam anschließend besser in die Gänge und hatte durch den ersten starken Auftritt von Ribery eine Riesenmöglichkeit. Doch der Schuss des Franzosen ging ans Außennetz.

Doch die Dortmunder berappelten sich wieder. Einen Schuss von Großkreutz von der Strafraumgrenze fälschte Lewandowski unhaltbar für Neuer ins Tor ab – der Jubel kannte keine Grenzen. Schon gar nicht, als Roman Weidenfeller einen Foulelfmeter von Arjen Robben fünf Minuten vor dem Ende parierte. Die Dramaturgie fand auch in der Nachspielzeit kein Ende: Neven Subotic lenkte zunächst eine Flanke per Kopf an die eigene Latte, kurz darauf scheiterte auf der anderen Seite auch Lewandowski am Querbalken.

BVB-Verteidiger Subotic sorgte zuvor für einen Aufreger, als er Arjen Robben nach dem verschossenen Elfmeter heftige Worte ins Gesicht schrie, als dieser noch über die vertane Chance trauerte. Was er denn zum Niederländer gesagt hätte, wollte die Sky-Reporterin nach dem Spiel wissen. Die Antwort des Serben: "Ich habe ihm gesagt, dass ich Schwalben nicht richtig finde". Vielleicht nur ein bißchen deutlicher...

Die Statistik

Dortmund: Weidenfeller - Piszczek, Subotic, Hummels, Schmelzer - Gündogan (74. Perisic), Kehl - Blaszczykowski (89. Owomoyela), Kagawa (74. Leitner), Großkreutz - Lewandowski. - Trainer: Klopp

München: Neuer - Lahm, Boateng, Badstuber, Alaba - Luiz Gustavo, Toni Kroos - Robben, Thomas Müller (61. Schweinsteiger), Ribery - Gomez (75. Olic). - Trainer: Heynckes

Schiedsrichter: Knut Kircher (Rottenburg)

Tor: 1:0 Lewandowski (77.)

Zuschauer: 80.720 (ausverkauft)

Beste Spieler: Blaszczykowski, Gündogan - Alaba, Neuer

Besonderes Vorkommnis: Weidenfeller hält Foulelfmeter von Robben (85.)

Torschüsse: 13:7

Ecken: 3:4

Ballbesitz: 44:56 Prozent

Mit Material von dapd und sid