Fußball-Deutschland freut sich auf das spannende Topspiel zwischen dem Meister Dortmund und dem Rekordmeister Bayern am Mittwoch.

Dortmund/München. Krimi-Altmeister Alfred Hitchcock hätte dieses "Finale furioso" sicher nicht besser inszenieren können. Bayern München bläst doch noch mal zur Jagd auf Meister Borussia Dortmund. Fünf Spiele stehen noch aus, drei Punkte trennen die beiden Rivalen - und jetzt kommt es zum Gipfeltreffen zwischen Tabellenführer und Verfolger.

Ganz Fußball-Deutschland hält bereits seit Tagen den Atem an und schaut am Mittwoch (20 Uhr/Sky und Liveticker auf abendblatt.de) gebannt nach Dortmund. Keine Frage: Es ist das Spiel des Jahres. Es könnten 90 einzigartige und unvergessene Minuten werden, die das Titelrennen entscheiden (wenn Dortmund gewinnt) oder völlig offen werden lassen (wenn Dortmund verliert).

+++ Bayern und Dortmund im Gleichschritt - VfB im Aufwind! +++

Fast eine halbe Million Fußballfans wollten das Topspiel live im Stadion sehen. "Wir hatten ungefähr 450.000 Bestellungen. Viele haben aber gar nicht erst bestellt, da sie wussten, dass es aussichtslos ist", sagte Dortmunds Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke. In nur wenigen Minuten waren alle Karten vergriffen. 80.720 Zuschauer sind in der Arena, Millionen Fans weltweit wollen sich das Spiel im Fernsehen anschauen.

Obwohl so unendlich viel auf dem Spiel steht, gibt es im Vorfeld bislang keine, oder zumindest fast keine bösen Worte. Sogar Bayern-Präsident Uli Hoeneß, die selbst ernannte "Abteilung Attacke" lässt die Giftpfeile diesmal größtenteils im Köcher. Für Watzke ist die neue Bayern-Strategie keine Überraschung. "Mit Psychostrategien gewinnst du kein Spiel. Unsere Spieler lachen sich darüber kaputt. Die juckt das wirklich nicht, das ist heute eine ganz andere Generation", sagt der BVB-Boss.

Einzig Bayerns Sportdirektor Christian Nerlinger ließ sich zu einer kleinen Kampfansage hinreißen. "Der FC Bayern wird Deutscher Meister", sagte er nach dem 2:1-Holpersieg gegen den Aufsteiger FC Augsburg, zu dem Torjäger Mario Gomez einen Doppelpack beisteuerte. Für Hoeneß wird der Mittwoch nun zum "Tag der Wahrheit". "Es kann sein, dass der, der einen Fehler macht, als Verlierer vom Platz geht", sagt Karl-Heinz Rummenigge, der Bayern-Vorstandsboss. Und der wieder genesene Bastian Schweinsteiger ("Ich fühle mich zu 100 Prozent fit") fordert seine Mitspieler auf, im Spiel der Spiele "über sich hinauszuwachsen".

Aus Dortmund gibt es trotz des souveränen 3:1-Erfolgs gegen den VfL Wolfsburg derzeit nur Respekt und Lob für den Gegner. "Wenn die Bayern im Wettbewerb sind in Deutschland, sind sie der Topfavorit. Das haben sie sich erarbeitet, da können sie stolz drauf sein. Das müssen wir respektieren. Das bedeutet nicht, dass wir sie nicht schlagen wollen, wenn wir auf sie treffen", sagt Dortmunds Meistertrainer Jürgen Klopp. Für die Fans ist vorerst ohnehin alles gesagt. Das kühle 3:1 gegen starke Wolfsburger war Statement genug. "Deutscher Meister wird nur der BVB", skandierten in Wolfsburg die 6000 mitgereisten BVB-Anhänger bereits nach dem herrlichen wie kompromisslosen 2:0 durch den immer stärker werdenden Mittelfeldspieler Ilkay Gündogan (49.). Die restlichen beiden Treffer gingen einmal mehr auf das Konto des polnischen Torjägers Robert Lewandowski (22./90.), der in der Torjägerliste "nur" noch sechs Treffer hinter dem führenden Gomez zu finden ist.

Bei aller Euphorie in Dortmund steht für Klopp trotzdem fest, dass dieses eine Spiel die Meisterschaft nicht entscheiden wird. "Man hat versucht, uns in etlichen Fragestellungen zu suggerieren, es sei eine Art Finale. Das ist natürlich Quatsch. Auch wenn wir die Bayern schlagen, würde ich nicht sagen, dass es eine Vorentscheidung wäre", sagt der 44-Jährige und verweist aufs Restprogramm. Da müsse man drei Tage später immerhin beim Erzrivalen Schalke 04 antreten.

Auch Watzke denkt schon über das Bayern-Spiel hinaus. "Ich lehne mich weit aus dem Fenster: Wenn wir nach dem 32. Spieltag noch sechs Punkte Vorsprung haben, wird das Torverhältnis nicht mehr entscheidend sein", sagt der Dortmunder Geschäftsführer.

Laut Klopp sei so viel drin in den letzten Spielen, "da ist völlig unwichtig, wann wie welche Entscheidung fällt". Deshalb hat der Coach auch keine möglichen Szenarien durchgespielt. "Ich rechne mit gar nichts. Ich rechne einfach damit, dass wir unsere Spiele gewinnen müssen", sagt der BVB-Trainer.

Rein statistisch, da kann Klopp sagen, was er möchte, wäre ein Dortmunder Heimsieg sehr wohl eine Vorentscheidung im Meisterschaftskampf. Noch nie hat eine Mannschaft im Titelkampf nach dem 30. Spieltag einen Sechs-Punkte-Vorsprung verspielt. Legt man die Drei-Punkte-Regel zugrunde, war in der Bundesliga-Historie bisher auch erst einmal ein Fünf-Punkte-Polster nicht ausreichend. In der Saison 1985/86 hatte Werder Bremen nach dem 30. Spieltag auf den FC Bayern diesen Vorsprung (umgerechnet 67 zu 62 Punkte), verlor diesen aber in den abschließenden vier Spielen und wurde aufgrund der schlechteren Tordifferenz schließlich nur Zweiter - hinter den Münchnern.