Der Neuzugang soll heute im Champions-League-Spiel gegen Titelverteidiger Ciudad Real in der Color-Line-Arena den Unterschied ausmachen.

Hamburg. Andreas Rudolph ist ein Genussmensch. Und deshalb war der Präsident des Handball-Spielvereins Hamburg in der Vergangenheit nicht mit jeder öffentlichen Darbietung seiner Bundesliga-Mannschaft einverstanden. Zuletzt aber kam selbst Rudolph auf seine hohen Kosten. Einer hatte es ihm dabei besonders angetan: Domagoj Duvnjak. Der 21 Jahre alte kroatische Spielmacher löste beim HSV-Boss regelmäßig Gesten des Entzückens aus. "Der Junge ist einfach fantastisch", sagt Rudolph. Er nennt ihn gern "Dule". Bei HSV haben sie alle ihren Spitznamen.

Duvnjak soll heute erneut den Unterschied machen, wenn die Hamburger Handballer in der Champions Legaue Titelverteidiger Ciudad Real in der Color-Line-Arena (18.30 Uhr, Eurosport) fordern. Drei von vier Duellen hat der HSV gegen den spanischen Meister verloren und war gegen die einst teuerste Mannschaft der Welt zweimal knapp im Halbfinale der Königsklasse gescheitert. Diesmal ist es nur ein Spiel der Vorrundendengruppe C, doch ein richtungweisendes. Der Gruppensieger darf bis zum Final Four Ende Mai 2010 in Köln mit einem leichteren Programm rechnen - was die Gegner im Achtel- und Viertelfinale betrifft.

Domagoj Duvnjak, den Namen haben sich die HSV-Fans längst gemerkt. Eine Million Euro hatte der Vizeweltmeister an Ablöse gekostet. Wochenlang hatte HSV-Sportchef Christian Fitzek mit Croatia Zagreb um eines der größten Talente des Welthandballs gefeilscht, bis die Kroaten Ende August in den Deal einwilligten. Duvnjak hatte zwei Monate zuvor einen Dreijahresvertrag in Hamburg ab 2011 unterschrieben. Der wurde dann auf 2009 vordatiert. "Er ist sein Geld wert, jeden Cent", sagt Rudolph, "sportlich und charakterlich. Wir hätten um ihn nicht so lange gekämpft, aber 'Dule' hat uns gesagt, für ihn gebe es nur einen Verein: den HSV. Und in der Tat: Er hat mit keinem anderen Klub verhandelt und ist uns bei seinen Gehaltsvorstellungen entgegengekommen, damit wir die Ablösesumme zahlen konnten. Das hat uns allen imponiert."

Duvnjak hat sich in Hamburg schnell eingelebt. Die Stadt gefällt ihm, die Spiel- und Trainingsmöglichkeiten, das professionelle Umfeld des Vereins, die Mannschaft sowieso. Obwohl er erst seit zwei Wochen einen Deutschkurs besucht, versteht er sich mit seinen Kollegen prächtig, in der Kabine und auf dem Feld. Er hilft dem HSV dort, wo das Team Impulse am nötigsten hatte. Guillaume Gille war jahrelang als Regisseur auf sich allein gestellt. Jetzt hat er die Unterstützung erhalten, die er sich immer gewünscht hatte. Das macht auch den Franzosen stärker. "Ich profitiere von ihm", sagt Gille. Weil es jetzt für die Gegner noch schwerer wird, sich auf das Angriffsspiel des HSV einzustellen.

Duvnjak ist nicht nur ein exzellenter Spielgestalter, er überzeugt auch mit seiner Wurfkraft. Er holt weit aus, Arm und Schulter werden zum Katapult und schleudern den Ball aufs Tor - oft mit mehr als 100 km/h. Schnelligkeit gehört ohnehin zu seinen Tugenden, in seinen Bewegungen und bei seinen Anspielen. Duvnjak bringt Tempo ins Spiel.

"Ich kann noch viel mehr, vor allem konditionell bin ich längst nicht bei hundert Prozent", wehrt er alle Schulterklopfer mit einem lausbübischen Grinsen ab. Duvnjak hat mit dem HSV große Ziele. Deutscher Meister will er werden und die Champions League gewinnen. Mit einem wie ihm ist das keine Utopie.

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