Sechs Stars musste Champions-League-Sieger Ciudad Real ziehen lassen. Doch die Spanier mit Trainer Talant Dujshebaev fürchten nur den HSV.

Hamburg. Seit zwei Wochen sind Talant Dujshebaev und Rolando Uríos erhältlich. Wegen der großen Nachfrage hat der Fanshop des Club Balonmano Ciudad Real die Trikots seiner beiden großen Stars wieder ins Programm genommen. Es sind schon jetzt Erinnerungsstücke: Der zweimalige Welthandballer Dujshebaev ist beim Champions-League-Sieger nur noch als Trainer zu erleben, auch Uríos hat seine Kreisläuferkarriere beendet und kümmert sich nun um den Nachwuchs.

Man könnte es den Anhängern der Spanier nicht verdenken, wenn sie sich ein bisschen in ihre ruhmreiche jüngere Vergangenheit zurücksehnten. Sechs Stars hat der Titelverteidiger vor der Saison ziehen lassen. Von den vier Neuen haben drei den Zenit weit vor und einer, der Argentinier Eric Gull (36), bereits hinter sich. Die Mannschaft, die morgen in der Color-Line-Arena zum Vorrundenspiel antritt (18.30 Uhr/Eurosport), erinnert kaum noch an jene, die dem HSV in den vergangenen beiden Jahren den Weg ins Endspiel verbaute.

Sie sei aber keine schlechtere, da legt sich Präsident Domingo Díaz de Mera fest: "Wir sind viel besser als im Vorjahr." Die Defensive sei noch stabiler, vor allem weil Dujshebaev nun nicht mehr nach jedem Angriff drei Spieler wechseln müsse. Der erfolgreiche Saisonverlauf scheint Señor Díaz so weit recht zu geben.

Schätzungsweise zwölf Millionen Euro jährlich hat sich der schwerreiche Bauunternehmer sein Hobby kosten lassen - bis ihn im vergangenen Jahr die Finanzkrise traf. 200 Millionen Euro hat Díaz allein durch die Beteiligung an einer Immobiliengruppe in den Sand gesetzt. Dem Klub fehlt für die Saison noch ein Hauptsponsor, die Zuschauereinnahmen decken maximal 20 Prozent der Kosten ab. Der sonst so freigebige Klubboss, der seinen Spielern als Prämien schon mal unterschriebene Blankoschecks aushändigte, hat sich deshalb einen Sparkurs verordnet: "In Zeiten wie diesen darf man nichts verschleudern."

Die Frage ist, ob Zeiten wie früher noch einmal wiederkommen. Seit der Premierensaison 1993/94 haben zwölfmal spanische Teams die Champions League gewonnen, sechsmal allein der FC Barcelona. Diese Dominanz könnte bald zu Ende gehen, weil den Klubs das Geld und den Fans die Lust ausgeht. In den vergangenen Jahren ging das Interesse am Handball in Spanien um etwa ein Drittel zurück, wie eine Untersuchung der Agentur Sport+Markt ergeben hat. Selbst Erfolge wie der WM-Sieg 2005 haben den Abwärtstrend nicht aufhalten können, wohingegen die Bundesliga noch immer recht gut vom deutschen Wintermärchen des Jahres 2007 lebt.

"Ich kann mir vorstellen, dass die deutschen Klubs das Geschehen künftig ähnlich dominieren werden wie die Spanier in der Vergangenheit", sagt der Kölner Spielerberater Jochen Bergener und geht darin konform mit Bundestrainer Heiner Brand. Die führenden Vereine Ciudad Real und Barcelona beteiligten sich seltener am Wettbieten um Spitzenspieler der Bundesliga als früher. Und so ist es wohl kein Zufall, dass der Titelverteidiger eine seiner Führungskräfte, den Isländer Olafur Stefansson, an die Rhein-Neckar Löwen verloren hat.

Auch Domingo Díaz de Mera fürchtet, dass ein deutscher Gegner seiner Mannschaft den dritten Titel in Folge streitig machen kann: der HSV. "Hamburg ist stärker als Kiel und Barcelona, da bin ich mir völlig sicher", sagt der 54-Jährige. Die Mannschaft sei sehr gefestigt und kaum Veränderungen unterworfen gewesen. "Hamburg geht von allen Klubs weltweit am klügsten vor: Sie besetzen jede Position doppelt hochwertig. Sie tun das, was wir vor sechs Jahren getan haben." Es klingt wie ein Versprechen. Seither gewann Ciudad Real dreimal die Champions League.

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