Der HSV Hamburg hat vom dreimaligen Champions-League-Sieger Ciudad Real die Grenzen in der Königsklasse aufgezeigt bekommen.

Hamburg. Als Erster hatte Johannes Bitter den Schock überwunden. Der HSV-Torhüter, der bei der 26:32-(12:14)-Niederlage gegen Ciudad Real nicht immer ein glückliches Händchen hatte, war bei der Analyse des Vorrundenspiels der Champions Legaue voll auf der Höhe. „Wenn gegen ein Team dieses Kalibers zwei, drei Prozent Konsequenz und Engagement in Angriff und Abwehr fehlen, hat man keine Chance. Wir wussten, dass wir noch nicht so gut waren, wie wir nach unseren bisherigen Siegen gemacht wurden, wir wissen aber auch, dass wir nicht so schlecht sind, wie wir uns gegen Ciudad präsentiert haben.“

Sechs Spieler hatten den spanischen Meister nach der vergangenen Saison verlassen, vier Neuzugänge muss Trainer Talant Dujshebaev derzeit integrieren. „Der Prozess wird erst in einigen Monaten abgeschlossen sein“, sagt der Kirgise. Nach dem Auftritt in Hamburg muss der Satz als Drohung verstanden werden. Der Titelverteidiger scheint aus seinem Revirement nicht nur unbeschadet, sondern gestärkt herauszugehen.

Viermal hatten sich die Hamburger mit der besten Handballmannschaft der Welt gemessen, Bilanz: ein Sieg, drei Niederlagen, im fünften Duell wurden dem HSV erstmals Leistungsunterschiede aufgezeigt. Das fing bei den Torhütern an. Während Ciudad Reals José Javier Hombrados (16 von 42 Würfen gehalten) regelmäßig Füße und Hände an den Ball bekam, selbst wenn die Hamburger frei am Kreis auftauchten, waren Bitter (8 von 29) und Per Sandström (4 aus 15) nur bedingt abwehrbereit. Kein Wunder, dass der HSV den Markt für einen neuen Torhüter sondiert. Sandströms Vertrag läuft im Juni 2010 aus.

Aber auch die Deckung des deutschen Vizemeisters ließ die zuletzt gelobte Geschlossenheit vermissen, der Angriff die Durchschlagskraft. Das lag natürlich auch an der Klasse der Spanier. Die bekamen sogar einen wie Igor Vori in den Griff. Das war in dieser Saison bisher keiner Mannschaft gelungen. Der kroatische Kreisläufer warf erstmals kein Tor. „Einige hatten einen gebrauchten Tag, andere waren zu sehr mit sich selbst beschäftigt“, kritisierte HSV-Trainer Martin Schwalb.

Dass in dem oft einseitigen Spiel in der zweiten Halbzeit halbwegs Stimmung in der Color-Line-Arena aufkam, lag an dem Kampfgeist der Hamburger, die sich mit viel Macht, aber letztlich mit zu wenig Geschick gegen die Pleite stemmten. Das Ergebnis der Bemühungen war niederschmetternd. Zwischenzeitliche Resultatskorrekturen blieben der einzige Erfolg. Als Matthias Flohr den Siebentorerückstand aus der 38. Minute (13:20) neun Minuten später auf 21:23 verkürzen konnte, keimte ein letztes Mal Hoffnung auf. Sie starb schnell. Am Ende riefen einige Zuschauer, „aufhören, aufhören“. Der TV-Sender Eurosport kam dieser Aufforderung unfreiwillig nach. In der Schlussphase fiel im Großraum Hamburg das Bild aus.

Tore: HSV: Lindberg 7 (4 Siebenmeter), G. Gille 5, K. Lijewski 5, Duvnjak 3, Lackovic 3, M. Lijewski 1, Grundsten 1, Flohr 1; Ciudad Real: Canellas 6 (2), Abalo 4, Gull 4, Garcia 3 (2), Morros 3, Metlicic 3, Källman 2, Fernandez 2, Enterrios 2, Aguinagalde 1, Rodriguez 1, Davis 1. Schiedsrichter: Dentz/Reibel (Frankreich). Zuschauer: 7340. Zeitstrafen: 2; 5.

Aktuelle News, Ergebnisse und Hintergrundberichte rund um das Thema HSV Handball und aus der Handball Bundesliga per SMS-Dienst auf Ihr Handy.