Usain Bolt will sich auf der blauen Bahn zur Legende krönen, Ariane Friedrich setzt in ihrem „Wohnzimmer“ zum Höhenflug an.

Berlin. Die Weltstars der Leichtathletik greifen bei der WM vom 15. bis 23. August im Berliner Olympiastadion nach den Sternen und bescheren der traditionsreichen Arena ein weiteres Mega-Event in ihrer ruhmreichen Geschichte.

„Berlin ist mitreißend. Man kann sagen, das Olympiastadion ist mein Wohnzimmer“, sagt die deutsche Goldhoffnung Friedrich, die jüngst an gleicher Stelle mit 2,06 m deutschen Rekord sprang. Auch Super-Sprinter Bolt hat sich viel vorgenommen: „Wenn ich gewinne, wäre dies ein großer Schritt auf dem Weg zur Legende.“ Diskus-Vizeweltmeister Robert Harting kündigte für sein Heimspiel allerdings Böses an: „Wenn ich eine Medaille hole, reißen meine Freunde vor Freude die Sitzplätze aus der Verankerung.“

Nach seiner Modernisierung für 240 Millionen Euro in den Jahren 2000 bis 2004 stand das Stadion erstmals zur Fußball-WM 2006 weltweit im Blickpunkt. Sechs Spiele inklusive des Finals mit dem Sieg von Italien wurden dort ausgetragen. Der architektonische Mix der Arena aus Moderne und Tradition erntete viel Lob. „Es gehört zur Champions League der Stadien“, behauptete Berlins Regierender Bürgermeister Klaus Wowereit.

Neben dem Fußball-Pokalfinale, Turnfesten, Musik-Konzerten oder Papstbesuchen prägte vor allem die Leichtathletik die Geschichte des Stadions. Nach den spektakulären Auftritten von Jesse Owens bei den Olympischen Spielen 1936 mit vier Goldmedaillen sorgte das Sportfest ISTAF immer wieder für Furore. Ein Höhepunkt war der Jahrhundert-Sprung der Cottbuserin Rosemarie Ackermann, die 1977 als erste Frau über 2,00 m sprang.

„Das Gefühl war überwältigend. Es war wie im Rausch“, erinnert sich Ackermann noch heute an ihren Auftritt am 26. August 1977. Um 20.14 Uhr schraubte sich die damals 25-Jährige in der Straddle-Variante bäuchlings über die magische Marke und verblüffte sich und die Fachwelt. Erst am Morgen war die Olympiesiegerin aus der DDR angereist, noch in der selben Nacht ging es zurück über die Grenze. Die vom Veranstalter gezahlten 10.000 D-Mark musste die siebenmalige Weltrekordlerin abgeben.

Der US-Amerikaner Jesse Owens war der Star der Spiele 1936, für die Reichskanzler Adolf Hitler das Olympiastadion erbauen ließ. Der dunkelhäutige Athlet gewann Gold über 100 m, 200 m, 4x100 m und im Weitsprung und durchkreuzte die Ziele der Nazis, mit den Spielen die Überlegenheit der arischen Rasse zu demonstrieren. Owens, der mit 66 Jahren an Lungenkrebs starb, durchschaute die Ziele der Nazis und warnte schon 1935: „Wenn Minderheiten in Deutschland diskriminiert werden, müssen wir uns von den Spielen zurückziehen.“

1913 war auf Initiative von Kaiser Wilhelm II. im Stadtteil Westend das Deutsche Stadion mit Blick auf die an Berlin vergebenen Olympischen Spiele 1916 entstanden. Sie fielen im 1. Weltkrieg aus. Auf Anweisung von Hitler wurde das Stadion 1934 zu Gunsten des Berliner Olympiastadion abgerissen. „Der deutsche Sport braucht etwas Gigantisches“, soll Hitler gesagt haben.

Das Olympiastadion wurde von 1934 bis 1936 errichtet und hatte mit bei einer Kapazität von 100.000 Besuchern ein gewaltiges Ausmaß. Bei der WM 2009 bietet es nach dem Ausbau der Pressetribüne sowie der Platz-Reservierung für Sportler und Trainer nur 56.000 Besuchern Platz. In der Bundesliga zu den Heimspielen von Hertha BSC Berlin fasst die Arena 74.000 Zuschauer.