Ambitioniert, kampfbereit und wieder fit: Weitspringerin Bianca Kappler tritt bei der Leichtathletik-WM in Berlin (15.-23. August) an.

Hamburg. 6,81 Meter ist die 31-Jährige in diesem Jahr schon wieder gesprungen. Das ist Platz zehn in der Weltjahresbestenliste. Sie blieb damit nur neun Zentimeter unter ihrer Bestleistung von 2007. Was ihr noch fehlt, ist die Konstanz. Wenn die Weitspringerin Bianca Kappler in diesen Tagen nach ihren Chancen bei den Leichtathletik-Weltmeisterschaften in Berlin (15.-23. August) gefragt wird, kommt sie in ihrer Antwort schnell auf den Mann zu sprechen, der "meine Karriere gerettet hat". Und es klingt dann fast schon nach einer Liebeserklärung, wenn die gebürtige Hamburgerin über die Arbeit von Prof. Johannes Seiler ins Schwärmen gerät. Der Bremerhavener Chirurg operierte vor einem Jahr ihre gerissene Achillessehne am rechten Fuß.

"Er hat das fantastisch gemacht, mit enormen Feingefühl und offenbar speziellen Fäden. Eine Achillessehne kann man sich in jedem Krankenhaus operieren lassen. Aber die Achillessehne eines Leistungssportlers muss danach wieder extremen Belastungen standhalten. Ich habe seit der Operation keinen Rückschlag erlitten. Ohne Professor Seiler wäre ich wohl kaum in der Lage, mir wieder Gedanken über große Weiten zu machen."

6,81 Meter ist die 31-Jährige, die für den LC Rehlingen startet, in diesem Jahr schon wieder gesprungen. Das ist Platz zehn in der Weltjahresbestenliste. Sie blieb damit nur neun Zentimeter unter ihrer Bestleistung von 2007. Was ihr noch fehle, sei die Konstanz. Bei den deutschen Meisterschaften am 5. Juli in Ulm reichten 6,64 Meter immerhin zum dritten Platz. Es war ein Wettkampf der besonderen Art. Bei den nationalen Titelkämpfen 2008 in Nürnberg hatte sie sich beim Warmmachen die Achillessehne gerissen. "In den vergangenen Monaten hatte ich die Angst, mich erneut zu verletzten, scheibchenweise abgebaut. Ulm, genau ein Jahr nach dem Unfall, war noch einmal ein spezieller Fall. Da kamen die Gedanken erneut hoch. Deshalb bin ich mit meiner Leistung sehr zufrieden."

Ein Blick auf ihre rechte Wade, sagt Bianca Kappler, stimme sie für die WM optimistisch. "Die hat bislang nicht wieder den Umfang wie vor der Verletzung. Wenn ich hier noch ein bisschen Muskelmasse zulegen kann, sind in Berlin vielleicht die entscheidenden Zentimeter mehr drin." Wie viele für eine Medaille reichen würden, "darüber lohnt es sich nicht nachzudenken. Jeder Wettkampf hat seine Eigenheiten." 2007 war die dreimalige deutsche Meisterin bei der WM in Osaka mit 6,81 Meter auf Rang fünf gelandet.

Um sich intensiv auf die Welttitelkämpfe vorbereiten zu können, hat Bianca Kappler am Olympiastützpunkt Saarbrücken ein Tageszimmer bezogen. Zur Betreuung ihrer drei Jahre alten Tochter Jolina hat sie die Mutter ihres Lebensgefährten aus Österreich einfliegen lassen. "Das Training ist im Augenblick außerordentlich hart. Ich bin nach jeder Einheit kaputt und brauche die Stunden danach zur Regeneration. Weitspringen ist mein Beruf. Ich bin also eine berufstätige Mutter. Das versteht meine Familie."

Und Bianca Kappler denkt noch lange nicht ans Aufhören. Die Olympischen Spiele 2012 in London, dann wäre sie 35, sind ihr Ziel. Es wären ihre zweiten nach Athen 2004. In Griechenland wurde sie Achte. Eine Rückkehr nach Hamburg aber schließt sie aus. Die Stadt verließ sie 2003 nach Abschluss ihres Studiums (Französisch, Deutsch, Pädagogik) wegen der schlechten Trainingsbedingungen. "Ich denke noch mit Grauen an die Trainingseinheiten im Winter im Stadtpark." Dass jetzt ganz in der Nähe eine Leichtathletikhalle steht, "habe ich mit Freude registriert". Im Herbst, wenn sie ihre Eltern in Rellingen wieder besucht, "würde ich gerne dort trainieren, wenn man mich lässt". Eine Bianca Kappler ist in Hamburg immer herzlich willkommen.