Am Dienstag trifft die DFB-Auswahl in der EM-Qualifikation auf Aserbaidschan. In Köln kommt es zum ersten Heimauftritt nach der WM.

Köln. Sonnabendnacht feierten Lukas Podolski, Bastian Schweinsteiger und Co. in Köln den Sieg des Box-Weltmeisters Felix Sturm, am Dienstag wollen die deutschen Fußball-Nationalspieler selbst eine blutige Nase vermeiden. „Von der Motivation her wird das für uns gegen Aserbaidschan ganz schwierig. Wir müssen von der ersten Minute an hochkonzentriert sein, denn wir haben uns schon im letzten Spiel gegen diese Mannschaft richtig schwer getan“, sagte Nationalstürmer Miroslav Klose, der mit seinem 53. Länderspieltor für den erfolgreichen Auftakt in der EM-Qualifikation gegen Belgien (1:0) gesorgt hatte.

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Trotz der mahnenden Worte von Klose sind gegen den von Ex-Bundestrainer Berti Vogts betreuten Underdog Aserbaidschan am Dienstag in Köln (20.45 Uhr/im Liveticker auf abendblatt.de) weitere drei Punkte Pflicht. Zuvor unterstrich Bundestrainer Joachim Löw aber zum wiederholten Male, dass der beim ersten EM-Doppelpack fehlende Kapitän Michael Ballack nicht angezählt ist. Löw glaubt auch nicht, dass der 33-Jährige nach den vielen Diskussionen um seine Person in der K-Frage freiwillig das Handtuch werfen wird.

„Ich möchte die Mannschaft jetzt weiterentwickeln - und zwar sehr gern mit Michael. Das ist so geplant. Aber er muss seine Form wieder erreichen. Das traue ich ihm zu, denn er hat weiterhin großes Potenzial. Natürlich ist gerade in seinem Alter die körperliche Fitness sehr wichtig. Michael ist jedoch ehrgeizig, er stellt sich dem Konkurrenzkampf und damit dem Leistungsprinzip“, sagte Bundestrainer Joachim Löw der "Bild am Sonntag", ohne sich festzulegen, ob der Neuzugang von Bayer Leverkusen beim nächsten Doppelpack gegen die Türkei und in Kasachstan Mitte Oktober wieder dabei sein wird.

„Das muss man in der Situation entscheiden. Es sind ja noch vier Wochen bis zum nächsten Doppel-Länderspieltag. Aber das war auch kein Thema, als ich mich mit Michael getroffen habe“, sagte der Bundestrainer diplomatisch. Dass Ballack aufgibt, glaubt Löw nicht: „Es war ja klar, dass er nicht aufhört. Er hat viel für Deutschland getan in seinen fast 100 Länderspielen.“

Derweil mischte sich Ex-Nationaltorwart Oliver Kahn in die Diskussion um das Kapitänsamt ein. „Das ist eine Art politische Zwischenlösung. Ich favorisiere einen hundertprozentig starken Kapitän, der die Akzeptanz der Mannschaft hat, Stammspieler ist und Sprachrohr des Trainers“, sagte der frühere DFB-Kapitän dem Nachrichtenmagazin "Spiegel" nach dem wochenlangen Hickhack um die Binde zwischen Philipp Lahm und Ballack.

Vor dem vermeintlichen Spaziergang gegen Aserbaidschan, dem ersten Heimauftritt des WM-Dritten nach dem erfolgreichen Turnier in Südafrika, widmete sich Löw dann doch wieder der sportlichen Aktualität. „Das wird ein ganz anderes Spiel als gegen Belgien, denn wir treffen auf eine Mannschaft, die nur hinten drin steht. Wir müssen ein frühes Tor machen, um den Bann zu brechen“, sagte der 50-Jährige. Sami Khedira, Ballacks Konkurrent im Kampf um die Position im zentralen Mittelfeld, fügte hinzu: „Wir müssen Geduld haben, werden aber sicher unsere Chancen bekommen und dann den Fans ein schönes Spiel bieten.“

In Brüssel war vom WM-Glanz nicht viel zu sehen, dennoch gab es bei der DFB-Auswahl erst einmal nur strahlende Gesichter. „Wichtig war, dass wir zum Auftakt der EM-Qualifikation gewonnen haben. Denn bei einem längeren Wettbewerb, der einem Marathon gleicht, rennt man sonst den Punkten hinterher“, sagte Löw. Besonders gut gefiel dem Bundestrainer, dass „die Mannschaft einen guten Spirit bewiesen hat“.

Nach dem ersten Pflichtspiel der neuen Saison herrschte auch bei den Spielern Erleichterung: „Jeder Anfang ist schwer, deshalb war es wichtig, dass wir direkt auswärts drei Punkte geholt haben. Wir wissen, dass wir noch 13 Monate vor uns haben, bis wir uns qualifizieren können. Das wird ein weiter und harter Weg“, sagte Lahm.

„Man konnte nicht erwarten, dass nach dieser WM, die sehr viel Substanz gekostet hat, schon alles passt und klappt. Fußballerisch lief über 90 Minuten noch nicht alles rund und flüssig“, sagte denn auch Löw, der viele positive Ansätze gesehen hatte: „Wichtig war, dass wir ruhig, seriös und sachlich spielen und unsere Möglichkeiten nutzen. Das haben wir getan. Wir haben uns in der zweiten Halbzeit enorm gesteigert und viel besser das Spiel kontrolliert. Es war wichtig, in Belgien zu gewinnen, da werden andere Mannschaften noch Punkte lassen.“

Auch Miroslav Klose, der den dreimaligen Welt- und Europameister mit seinem Treffer in der 51. Minute vor einem Fehlstart bewahrt hatte, bat die Fans um Geduld. „Nach einer WM ist es immer schwierig, weil wir auch noch nicht die Spielpraxis haben. Wir sind noch mitten in der Vorbereitung und werden erst in drei, vier Wochen so weit sein, dass wir unser volles Leistungsvermögen abrufen können“, sagte der 32-Jährige.

Gegen Aserbaidschan muss Löw allerdings seine Startelf umbauen. Zwar wird Schweinsteiger, der am Sonntag wegen eines Pferdekusses im linken Oberschenkel nicht an der ersten Einheit im Kölner Südstadion teilnahm und nur Aqua-Jogging machte, einsatzbereit sein. Der Hamburger Marcell Jansen musste wegen einer Knieverletzung aber vorzeitig heimreisen. Vereinskollege Heiko Westermann wird in die Startelf rücken.

Die voraussichtliche Aufstellung:

1 Neuer - 16 Lahm, 17 Mertesacker, 14 Badstuber, 5 Westermann - 7 Schweinsteiger, 6 Khedira - 13 Müller, 8 Özil, 10 Podolski - 11 Klose - Trainer: Löw