Marcell Jansen hat seinen Einsatz im Länderspiel gegen Belgien möglicherweise teuer bezahlt. Der Linksfuß zog sich eine Knieverletzung zu.

Brüssel/Hamburg. Fällt Marcell Jansen möglicherweise länger aus? Der Linksverteidiger des HSV hat sich am Freitagabend beim 1:0-Sieg der deutschen Fußball-Nationalmannschaft im EM-Qualifikationsspiel in Belgien am Knie verletzt. Die Blessur ist wohl schwerwiegender als zunächst angenommen. Der 24-jährige Hamburger fällt auf jeden Fall für das zweite Quali-Spiel am Dienstag in Köln gegen Aserbaidschan aus. In Brüssel musste er zur Pause ausgewechselt werden. Eine genaue Diagnose gibt es laut DFB noch nicht, zunächst war eine Sehnenreizung in der Kniekehle diagnostiziert worden.

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Während Jansen vor einer Zwangspause steht und die Mannschaft vorzeitig gen Hamburg verließ, strahlten die restlichen DFB-Spieler, auch Joachim Löw lächelte befreit. Der große WM-Zauber war weg, aber nach dem gelungenen Start in die EM-Qualifikation herrschte im deutschen Nationalteam eine kollektive Erleichterung. „Man konnte nicht erwarten, dass alles klappt und funktioniert. Wichtig ist, dass man so ein Spiel auswärts gewinnt und die drei Punkte mitnimmt“, bilanzierte Bundestrainer Joachim Löw zufrieden.

„Wir haben an die WM anknüpfen können, auch wenn noch nicht alles optimal lief“, befand Thomas Müller, der seinem Münchner Teamkollegen Miroslav Klose das Tor des Abends (51. Minute) auflegte. „Jetzt ist es wichtig, gegen Aserbaidschan nachzulegen“, betonte Torjäger Klose, der im 102. Länderspiel zum 53. Mal erfolgreich war, mit Blick auf die viel leichtere zweite Partie am Dienstag in Köln. Löw gönnte seinen 21 Gewinnern am Sonnabend nach dem Umzug von Brüssel an den Rhein einen freien Abend.

Der Grundstein Richtung EM 2012 ist gelegt. „Es ist ein langer Weg, aber mit so einem Start ist uns etwas Gutes gelungen“, sagte Bastian Schweinsteiger, der mit einem energischen Nachsetzen gegen seinen Bayern-Kollegen Daniel van Buyten das Siegtor einleitete. „Ich kenne Daniel ja ein bisschen“, bemerkte Schweinsteiger schmunzelnd. Löw lobte vor allem die Willenskraft seiner jungen Truppe, die als Favorit gleich ein Ausrufezeichen in Gruppe A setzte. „Es war wichtig, dass man bei diesem Marathon den Rhythmus gut findet und das erste Spiel gewinnt, um nachher nicht ständig hinterherrennen zu müssen.“ Schließlich startete der Hauptkonkurrent Türkei mit einem 3:0 bei Außenseiter Kasachstan ebenfalls bestens.

Die talentierten Belgier waren laut Löw zu diesem frühen Saison-Zeitpunkt eine echte Prüfung: „Hier werden andere Mannschaften noch Punkte lassen.“ Der Sieg sorgt für Ruhe und Entspannung vor dem erwarteten Schützenfest gegen die von Berti Vogts betreuten Aserbaidschaner. „Wir werden anrennen und schauen müssen, dass wir möglichst früh in Führung gehen“, sagte Löw vorausblickend.

Der Auftritt in Brüssel und der programmierte Sechs-Punkte-Start werden auch den Ruf nach Kapitän Michael Ballack kaum laut werden lassen, auch wenn Schweinsteiger und Sami Khedira noch nicht wieder ihre WM-Dominanz erreichten. „Michael Ballack hat genau den Anspruch, den ich auch habe, dabei zu sein und zu spielen. Es ist ein rein sportlicher Wettkampf“, sagte Khedira. Es ging auch beim Neustart ohne Ballack, denn das Fundament und die bei der WM erarbeiteten Automatismen lassen die Verantwortlichen mit leuchtenden Augen in die Zukunft blicken. „Wenn ich die Perspektiven der Mannschaft sehe, habe ich ein unglaublich positives Gefühl“, verriet Löw. „Seit zehn Jahren hatten wir nicht so eine Mannschaft, bei der ich so zuversichtlich und optimistisch bin. Viele Millionen Menschen spüren, dass etwas heranwächst“, schwärmte Theo Zwanziger. Der DFB-Präsident sprach die Titel-Sehnsüchte an, „dass wir bei der EM dabei sind und die Rolle spielen, die wir bei der WM gespielt haben – und vielleicht noch ein bisschen mehr“. Die Ansprüche sind gestiegen, auch bei den Spielern. „Jeder von uns erwartet, dass wir jedes Spiel gewinnen. Wir sind der Favorit und dem müssen wir gerecht werden“, verkündete forsch Torhüter Manuel Neuer, der seinen Status als Nummer 1 weiter festigte: „Ich freue mich über jedes Spiel zu Null.“

Neben Neuer, Klose und Jansen, der bis zu seiner Verletzung Pluspunkte sammeln konnte, war der junge Holger Badstuber der Gewinner von Brüssel. Nach dem langwierigen Ausfall von Arne Friedrich setzt Löw in der Innenverteidigung auf den in Südafrika als Linksverteidiger noch gescheiterten Badstuber. „Natürlich braucht er bei uns noch ein paar Spiele auf dieser Position“, sagte Löw, aber vorerst ist der 21-jährige Münchner neben Per Mertesacker erster Kandidat: „Mir persönlich gefällt er so wie er spielt, ganz seriös und einfach. Von daher hat er gute Perspektiven.“ Badstuber freute sich über den Vertrauensbeweis des Trainers und sieht sich nun am passenden Ort. „Ich habe immer gesagt, dass ich als Innenverteidiger meine Stärken habe. Das ist meine richtige Position.“ Nach dem geglückten Neubeginn in Brüssel freuen sich die WM-Lieblinge auf ein stimmungsvolles Schaulaufen vor den eigenen Fans. „Auf das erste Heimspiel nach der WM freut man sich, wenn man so lange nicht im eigenen Land gespielt hat“, berichtete Löw.

Die Statistik

Belgien: 1 Bailly - 2 Alderweireld, 3 van Buyten, 4 Kompany, 5 Vermaelen - 10 Fellaini, 6 Simons (ab 84. Vossen), 8 Vertonghen - 7 Hazard (ab 73. Defour), 9 Lukaku (ab 73. Benteke), 11 Dembélé. Trainer: Leekens

Deutschland: 1 Neuer - 16 Lahm, 17 Mertesacker, 14 Badstuber, 2 Jansen (ab 46. Westermann) - 7 Schweinsteiger, 6 Khedira - 13 Müller, 8 Özil (ab 89. Cacau), 10 Podolski (ab 70. Kroos) - 11 Klose. - Trainer: Löw

Schiedsrichter: Terje Hauge (Norwegen)

Tore: 0:1 Klose (52.)

Zuschauer in Brüssel: 47.000 (ausverkauft)