HAMBURG. Es ist keine sieben Monate her, da sorgte Patrik Sinkewitz schon einmal für schwarze Bildschirme. An Heiligabend krachte der Hesse mit seinem Porsche in einen Stromverteiler. Danach ging im Fuldaer Stadtteil Edelzell nichts mehr. Jetzt zog er erneut den Stecker: bei ARD und ZDF. Erstmals in der Geschichte der Tour de France beendeten die öffentlich-rechtlichen Sendeanstalten wegen eines Dopingfalls die Berichterstattung über das wichtigste Rennen des Jahres - zumindest bis das Ergebnis der B-Probe vorliegt.

Teamsponsor T-Mobile schloss derweil einen Ausstieg nicht mehr aus. Man werde nach Abschluss der Tour darüber entscheiden, erklärte Kommunikationschef Christian Frommert: "Wir müssen die Faktenlage prüfen." Die derzeitigen Ereignisse seien "sehr, sehr enttäuschend und schockierend" und ein "herber Rückschlag". Die sechs verbliebenen Fahrer dürften die Tour aber beenden.

ZDF-Chefredakteur Nikolaus Brender sprach von einer "Gelben Karte für die Tour". Die ARD stellte die Übertragung bereits gestern Mittag ein und strahlte stattdessen eine Sondersendung zum Thema Doping im Radsport aus. Brender hatte sich nach Bekanntwerden der Vorwürfe mit ARD-Programmdirektor Günter Struve abgesprochen: "Wir haben uns intensiv beraten über diesen Fall und haben entschieden, dass wir jetzt erst einmal bis zu seiner Klärung aus der Tour aussteigen." Für Tour-Direktor Patrice Clerc der falsche Weg. Der Franzose sieht die Zuschauer als Leidtragende.

Ende Mai hatten sich die ARD-Intendanten trotz der jüngsten Doping-Enthüllungen für die Übertragung des Topereignisses entschieden. Sie behielten sich jedoch vor, auf neue Erkenntnisse oder aktuelle Entwicklungen zu reagieren. Struve sagte, man habe vor der Tour mit den Rennställen gesprochen und diese hätten geschworen, "dass alles absolut sauber ist".

Die Radsportanhänger, die weiter nicht auf Livebilder von der Tour verzichten wollen, können auf Eurosport bauen. Der Privatsender kündigte an, die Übertragungen fortzusetzen. "Das ist der Stand der Dinge", sagte Eurosport-Sprecher Werner Starz. "Wir sehen die Tour aus einem internationalen Blickwinkel."