TENNIS: Amerikaner unterliegt Max Mirnyi mit 3:6, 4:6.

Hamburg. Der Mann, den sie wegen seiner harten Aufschläge "Pistol Pete" nennen, saß wie ein Häufchen Elend auf seinem Holzstuhl und versuchte, sein erneutes Erstrunden-Aus am Hamburger Rothenbaum (auch im Vorjahr war in Runde eins Schluss) zu erklären. Nur Minuten, nachdem Pete Sampras dem Weißrussen Max Mirnyi 3:6, 4:6 unterlegen war, fiel diese Erklärung jedoch ernüchternd aus. "Ich bin sehr frustriert, wie es gelaufen ist. Ich konnte nie Druck auf seinen Aufschlag ausüben", so der 30-jährige US-Amerikaner. Dabei hatte sich der 13-fache Grand-Slam-Titelträger für die diesjährige Sandplatz-Saison so viel vorgenommen. Mit Jose Higueras (siegte 1983 am Rothenbaum) verpflichtete er im März einen Coach, der ihm neue Tricks beibringen sollte. "Ich brauchte jemanden, der mir schonungslos die Meinung sagt, auch wenn es hart ist. Wunderpillen hat auch er nicht verteilt, aber wir haben hart gearbeitet", sagt Sampras. Scheinbar nicht hart genug. "Bis zu den French Open muss ich viel tun", sagt Sampras, dem der Triumph in Roland Garros noch im Briefkopf fehlt. Sampras, dem häufiger seine behäbige Art vorgehalten wird, dem gar unterstellt wird, ein Langweiler zu sein, hat sich über seine persönliche Zukunft einige Gedanken gemacht. Nicht ganz unbegründet scheint der Verdacht, den Lockenkopf vielleicht zum letzten Mal als Aktiven in Hamburg erlebt zu haben. "Ich fühle, dass ich noch Mastersturniere gewinnen kann. So lange es noch geht, werde ich zurück kehren", gibt er zwar zu Protokoll. Aber die konkreten Zukunftsgedanken lassen einen anderen Schluss zu. "Ich sehe meine Zukunft nicht auf dem Tennisplatz", sagt Sampras. Die Medien, der ganze Rummel um seine Person, all das werde ihm nicht fehlen. "Wenn die Karriere vorbei ist, dann muss man loslassen können." Was würde er vermissen? "Den Wettkampf, den Sport an sich. Aber nicht, im Mittelpunkt zu stehen." Ein künftiges Betätigungsfeld sieht Sampras, der seit eineinhalb Jahren mit der Schauspielerin Bridgette Wilson verheiratet ist, in der Förderung der Jugend. "Ich engagiere mich schon seit längerer Zeit in einer Tennis-Akademie. Es ist wichtig, sich um die jungen Spieler zu kümmern." Dennoch sei er nicht darauf aus, sich als großer Berater aufzuspielen. "Wenn mich jemand um Hilfe bittet, dann gebe ich sie gern. Aber ich bin nicht der Typ, der alles besser wissen muss." Zudem seien die USA in punkto Nachwuchsförderung auf dem richtigen Weg. "Mit Andy Roddick und James Blake haben wir viel versprechende Talente." Die Zukunft des Tennis beschäftigt den Weltranglisten-Elften auch. "Wer das Showmatch Boris Becker gegen Henri Leconte erlebt hat, der weiß, wohin sich der Sport entwickelt. Es geht immer mehr in Richtung Show. Tennis als Event, das ist die Zukunft."