Martin Schwalb hatte eigens eine Spieluhr am Zeitnehmertisch montieren lassen. Seine HSV-Handballer, so der Gedanke des Trainers, sollten im Bundesligaspiel gegen den TBV Lemgo den Moment für den letzten Wurf nicht verpassen.

Hamburg. Martin Schwalb hatte eigens eine Spieluhr am Zeitnehmertisch montieren lassen. Seine HSV-Handballer, so der Gedanke des Trainers, sollten im Bundesligaspiel gegen den TBV Lemgo den Moment für den letzten Wurf nicht verpassen. Doch dieses Kunstgriffs hätte es am Mittwochabend gar nicht bedurft. Beim 32:24 (16:12) im "Spiel um Platz zwei" war der HSV stets Herr über Raum und Zeit.

"Das waren 50 Minuten unsere beste Saisonleistung und eine klare Antwort auf das Spiel gegen Flensburg", schwärmte Präsident Andreas Rudolph. Schon beim Einlauf war der Wille spürbar, die 27:29-Heimniederlage in der Champions League fünf Tage zuvor ein einmaliges Erlebnis bleiben zu lassen. Von Anpfiff an war es der HSV, der das Tempo vorgab. Als Pascal Hens nach sieben Spielminuten zum zweiten Mal traf, stand es bereits 6:2. Bis Mitte der ersten Halbzeit wuchs der Vorsprung auf sieben Tore an (11:4, 14.).

Fortan war zwar nicht mehr jeder Hamburger Wurf ein Treffer, doch gegen die bis dahin nur individuell starken Lemgoer brachte der HSV eine Viertoreführung in die Pause. Genau jene vier Tore, die der TBV in der ersten Halbzeit von der Siebenmeterlinie liegen ließ. Zweimal warf Kraus vorbei, zweimal stand Johannes Bitter gold richtig.

Hamburgs Torwart war es auch, der mit unfassbaren 29 Paraden (55 Prozent) seinen Vorderleuten immer wieder leichtes Spiel bescherte. Viele HSV-Tore waren solche, die Handballer "einfach" nennen: freie Würfe nach Tempogegenstößen oder schneller Mitte. Die zweite Halbzeit wurde so zu einer Gala, wie sie auch die erfolgsverwöhnten Hamburger Fans nur nicht oft erlebt haben. 13 000 waren es am Mittwoch - wahrlich ein stimmungsvoller Rahmen für den Abschied des scheidenden Geschäftsführer Peter Krebs. Seine Amtszeit endet nach den Auswärtsspielen in Göppingen (Sonnabend) und bei den Rhein-Neckar Löwen (Dienstag). Krebs' Nachfolger kann die Qualifikation für die Champions League bereits in den Etat 2009/10 einplanen. Gut möglich, dass der HSV dann eine noch stärkere Mannschaft beisammenhat. Angeblich lassen Spieler des im Manipulationssumpf steckenden THW Kiel Interesse an einem Wechsel erkennen.

Die Europäische Handball-Föderation (EHF) will heute eine Erklärung zum Fall abgeben. Im Zusammenhang mit dem womöglich manipulierten Champions-League-Finale 2007 gegen Flensburg-Handewitt will der Verband pro forma ein Verfahren einleiten, wie die EHF der "Hamburger Morgenpost" bestätigte. Wettbewerbsmanager Markus Glaser schloss eine Sperre des THW Kiel für internationale Wettbewerbe wegen grober Unsportlichkeit nicht aus. Eine Analyse des Rückspiels vom 29. April 2007 hatte allerdings keine Anhaltspunkte für eine Manipulation ergeben. Schiedsrichterbestechung ist im Rechtspflegereglement der EHF nicht vorgesehen.


Statistik: Tore, Hamburg: Schröder 8, B. Gille 5, Jansen 5 (1 Siebenmeter), K. Lijewski 4, Hens 3, Lackovic 2, Torgowanow 2, M. Lijewski 1, Lindberg 2 (1); Lemgo: Kraus 4, Bechtloff 3, Glandorf 3, Strobel 3, Kubes 3, Schmetz 3 (1), Hermann 2, Preiß 2, Svavarsson 1. Schiedsrichter: Methe/Methe (Vellmar). Zuschauer: 12 961. Zeitstrafen: 4; 5.