Auf dem Handballfeld ist der THW Kiel dafür bekannt, in der Bedrängnis stets eine passende Reaktion zu zeigen. In der Manipulationsaffäre hat der deutsche Rekordmeister seinem eigenen Siechtum wochenlang tatenlos zugesehen. Die Trennung von Geschäftsführer Uwe Schwenker, gegen den die Staatsanwaltschaft wegen des Verdachts der Untreue ermittelt, kommt viel zu spät - und sie ist halbherzig.

Auf dem Handballfeld ist der THW Kiel dafür bekannt, in der Bedrängnis stets eine passende Reaktion zu zeigen. In der Manipulationsaffäre hat der deutsche Rekordmeister seinem eigenen Siechtum wochenlang tatenlos zugesehen. Die Trennung von Geschäftsführer Uwe Schwenker, gegen den die Staatsanwaltschaft wegen des Verdachts der Untreue ermittelt, kommt viel zu spät - und sie ist halbherzig.

Bei allen Verdiensten Schwenkers um den THW: Dass der Manager, der zu allen Vorwürfen beharrlich schweigt, im Hintergrund weiter die Fäden ziehen darf, zeugt nicht eben von einem Willen zur brutalstmöglichen Aufklärung. Eine Suspendierung Schwenkers als klarer Schnitt und Zeichen für einen Neuanfang wäre die einzig passende Reaktion gewesen. Sie hätte bereits nach Auftauchen der ersten Indizien erfolgen müssen, spätestens aber nachdem HSV-Präsident Andreas Rudolph seine Zeugenaussage öffentlich machte. Anstatt dieses schwerwiegende Indiz ernst zu nehmen, verfolgt Kiels mächtiger Mann Georg Wegner offenbar die Strategie, Rudolph als Selbstdarsteller zu diskreditieren, ihn in angebliche Widersprüche zu verwickeln und seine Aussage somit unglaubwürdig erscheinen zu lassen.

Das mag juristisch ein erlaubter Kniff sein. Sportlich ist es infam. Eine Frage allerdings muss sich Rudolph gefallen lassen: Wieso hat er sein heikles Wissen 20 Monate für sich behalten? Hierauf sind drei Antworten denkbar. Erstens: Er wollte den Aufschwung des Handballs und damit seines Projekts HSV nicht gefährden. Zweitens: Rudolph behielt Schwenkers intime Bekenntnisse als Faustpfand ein, um es bei passender Gelegenheit gegen den ungeliebten Nordrivalen einzulösen. Oder drittens: Das Schweigen ist als stummes Einverständnis mit der offenbar gängigen Bestechungspraxis im europäischen Handball zu werten. Befriedigend wäre keine dieser Antworten.