Diese März-Woche wird Paolo Guerrero so schnell nicht vergessen. Erst war der Peruaner der gefeierte Held im Uefa-Cup gegen Istanbul, nun gelangen ihm auch auf Schalke zwei Treffer. Trotz etlicher personeller Ausfälle zeigte der HSV insgesamt eine defensiv sehr starke Leistung und verdiente sich diesen Erfolg durch taktische Disziplin und einen eiskalten Torjäger. In der Tabelle bleibt der HSV Vierter. Bilder des 25. Spieltages.

HSV-Trainer Martin Jol hatte wie immer einige personelle Überraschungen parat. Neben den im UEFA Cup gesperrten Mickael Tavares und Albert Streit kehrte auch Guy Demel in den Kader zurück - und gelangte sofort in die Startelf. Jerome Boateng musste nach seinen zuletzt schwachen Leistungen auf der Bank Platz nehmen. Auch Michael Gravgaard stand nach überstandenen Adduktorenproblemen wieder zur Verfügung und verteidigte neben Joris Mathijsen. Für Piotr Trochowski hatte die Zeit dagegen nicht gereicht. Der Nationalspieler, der trotz der Verletzung zur Nationalmannschaft reisen wird, trat den Trip in den Ruhrpott gar nicht erst an. Im Sturm war der Held von Istanbul, Paolo Guerrero, als Alleinunterhalter aufgestellt Ivica Olic fiel mit einer Grippe kurzfristig aus. Auf der rechten Seite agierte überraschender Weise Jonathan Pitroipa an Stelle von Albert Streit.

Die Hamburger kontrollierten die Partie in der Anfangsphase, von Schalke war herzlich wenig zu sehen. Pitroipa kam bereist nach vier Minuten zu einer sehr guten Möglichkeit, doch er traf den Ball nicht voll und zielte zu hoch ein Torjäger wird aus dem Flügelflitzer wohl nicht mehr. Die Hausherren wachten erst nach einer Viertelstunde langsam auf und gelangten immerhin zu zwei Chancen: Jermaine Jones erzielte das vermeintliche 1:0, doch die Abseitsentscheidung war korrekt. Die größte Möglichkeit des Spiels vergab Heiko Westermann, dessen abgefälschten Schuss HSV-Torwart Frank Rost toll abwehrte. Dies war nach 27 Minuten der erste reguläre Torschuss der Schalker das sagt alles.

Auch zum Ende der ersten Halbzeit konnte der defensiv eingestellte HSV auf Sparflamme fahren und Kräfte schonen. Selbst strahlte die Jol-Elf zwar kaum Torgefahr aus, Paolo Guerrero war im Angriff auf sich allein gestellt und fiel nur durch Fouls auf. Doch ein Remis wäre nach der anstrengenden Woche ja kein schlechtes Ergebnis. Bitter für den HSV: Der bis dahin gute Alex Silva musste kurz vor dem Halbzeitpfiff mit einer Oberschenkelverletzung ausgewechselt werden, für ihn kam Collin Benjamin in die Partie.

Schalke musste nun mehr nach vorne tun, die Fans waren ob des höhepunktarmen Spiels nicht gerade erfreut. Kevin Kuranyis Kopfball flog über das Tor (48.), danach fiel den Gastgebern lange Zeit nichts ein. Das lag in erster Linie an der aufmerksamen HSV-Abwehr, die an alte Stärke erinnerte. Nach vorne taten die Rothosen nur wenig, und so fiel die Gäste-Führung aus heiterem Himmel: Boateng spielte einen weiten Pass, Schalkes Torhüter Manuel Neuer kam aus dem Strafraum und streifte den Ball nur noch mit seinem Kopf direkt vor die Füße von Guerrero, der nur noch einschieben musste (70.).

Die Königsblauen waren nun völlig von der Rolle und der HSV zeigte sein spielerisches Potenzial. Einen wunderschönen Konter über mehrere Stationen schloss erneut Guerrero erfolgreich zum 0:2 ab (74.). Die Woche des "kleinen Kriegers", der schon gegen Galatasaray doppelt traf. Niemand im Stadion hätte noch einen Pfifferling auf Schalke gesetzt, doch beim HSV schlich sich das Gefühl des sicheren Sieges ein. Die Rutten-Elf kam unverständlicher Weise zu einem Konter, den Jefferson Farfan zum Anschlusstreffer nutzte (80.)

Völlig unnötig mussten die Hamburger wieder zittern, doch Schalke war an diesem Tage einfach zu schwach, um ein zweites Mal nachzulegen. Der HSV bleibt trotz des 2:1-Sieges auf Platz vier der Tabelle, liegt aber nur noch einen Punkt hinter Tabellenführer Hertha BSC.

"Ich bin stolz auf meine Mannschaft", erklärte HSV-Trainer Jol voller Freude über den Sieg, "die Schalker hatten neun Tage zur Vorbereitung, für uns war es das 11. Spiel in 33 Tagen. Das hätte ich nicht erwartet."