Auch der Vereinsrekord von sieben Siege in Serie und der höchste Auswärtserfolg seit mehr als acht Jahren konnten Felix Magath nicht zufriedenstellen. Doch der Trainer des VfL Wolfsburg weiß, dass er das Gerede von der deutschen Fußball-Meisterschaft nicht mehr lange verhindern kann. "Nach dem Spiel gegen die Bayern können sie mich gerne nach der Meisterschaft fragen", sagte der Coach nach dem deutlichen, aber dennoch nicht überzeugenden 3:0 (1:0)-Erfolg seiner "Wölfe" bei Arminia Bielefeld.

Punkt- und torgleich sind der VfL und Magaths Ex-Klub vor dem direkten Duell in zwei Wochen in Wolfsburg, ein einziger Zähler trennt das Duo vom Spitzenreiter Hertha BSC Berlin. Fans und Medien träumen von einer großen Meister-Feier in der niedersächsischen Provinz, doch seinen Spielern hat Magath das "M-Wort" offenbar erfolgreich ausgetrieben. Gab es in den vergangenen Wochen stets mindestens einen Spieler, der ausscherte und den Titel als möglich bezeichnete, so folgten in Bielefeld alle Profis artig der Magath'schen Diktion.

Zumindest zweideutig formulierte der Torschütze zum 1:0 (19.), Christian Gentner, die Ziele. "Wir haben im Winter hart arbeiten müssen und alle wissen, wofür wir das getan haben", meinte er schmunzelnd. Nationalspieler Marcel Schäfer wurde beim Thema Meisterschaft dagegen fast schon böse. "Wir werden uns sicher nicht aus der Reserve locken lassen", meinte der Außenverteidiger: "Davon reden nur die Medien, und wenn wir einmal verlieren, schreiben sie uns wieder in Grund und Boden." Und auch Spielmacher Zvjezdan Misimovic blieb vorsichtig. "Erst wenn es am letzten Spieltag noch möglich ist, können wir das Wort Meisterschaft in den Mund nehmen. Vorher ist es sinnlos", meinte der Bosnier.

Zumindest die Aussagen seiner Spieler dürften Magath gefallen haben. Mit dem Spiel war er trotz des höchsten Auswärtssieges seit Oktober 2001 (4:0 beim 1. FC Köln) zurecht unzufrieden. "Dafür musste ich mich viel zu sehr aufregen", sagte der starke Mann beim VfL: "Wenn wir eine typische Spitzenmannschaft wären, hätten wir nicht so viele Chancen zugelassen. Wir müssen uns bei unserem Torhüter Diego Benaglio bedanken, der überragend gehalten hat."

Doch so bescheiden die Leistung der Niedersachsen war, so beeindruckend sind die Zahlen. 22 von 24 möglichen Punkten haben sie in der Rückrunde geholt. Der Brasilianer Grafite holte mit seinem 18. Saisontor (58.) Vedad Ibisevic an der Spitze der Torschützenliste ein und brauchte mit 16 Partien für diese Marke sogar noch ein Spiel weniger als der seit der Winterpause verletzte Hoffenheimer. Und Spielmacher Misimovic hat in dieser Saison bereits 15 Tore vorbereitet - der Liga-Rekord dreier Spieler liegt bei 19. "Wolfsburg liegt auf der Lauer und es darf niemanden wundern, wenn sie am Ende Meister werden", sagte Bielefelds Trainer Michael Frontzeck.

Am Samstag sah er sein Team aber auf Augenhöhe mit dem Meisterschafts-Aspiranten, auch wenn Ashkan Dejagahs 0:3 (87.) die höchste Heimniederlage der Ostwestfalen seit fast neun Jahren (0:3 im Mai 2000 gegen die Bayern) perfekt machte. "Das Ergebnis war in dieser Höhe ein Witz", meinte Frontzeck und versicherte trotz nur noch eines Platzes und zwei Punkten Abstand zum Relegationsrang: "Wenn wir so auftreten, ist mir nicht bange."