Am Ende der erfolgreichsten WM seit 16 Jahren hatte sogar Felix Neureuther noch einmal eine Hand an Bronze. Der 24 Jahre alte...

Val d'Isère. Am Ende der erfolgreichsten WM seit 16 Jahren hatte sogar Felix Neureuther noch einmal eine Hand an Bronze. Der 24 Jahre alte Garmisch-Partenkirchener fuhr beim Slalom mit einem Traumlauf noch auf den vierten Rang vor und verfehlte das Siegertreppchen nur um 0,19 Sekunden. Neureuther grämte sich nicht allzu sehr - und der Deutsche Skiverband (DSV) freute sich dennoch über die beste alpine Ski-WM seit 1993. Wie damals in Japan Katja Seizinger (Super-G) und Miriam Vogt (Kombination) bescherten nun Maria Riesch mit dem Slalomsieg und Riesenslalomweltmeisterin Kathrin Hölzl dem DSV zweimal Gold. In Morioka gab es noch einmal Bronze durch Martina Ertl im Riesenslalom dazu, und Neureuther hätte in Val d'Isere diese Plakette fast noch geholt. Mit einem Lauf voller Fehler verspielte er sie allerdings im ersten Durchgang.

Nur als 14. war er ins Finale gegangen, 2,22 Sekunden entfernt vom Podium. Doch Neureuther legte die zweitbeste Laufzeit hin, nach ihm scheiterten die Favoriten der Reihe nach. Lediglich Manfred Pranger (Österreich), der Franzose Julien Lizeroux und der Kanadier Michael Janyk kamen durch und standen in der Reihenfolge oben.

"Es haben ziemlich viele Nerven gezeigt", sagte Neureuther, der bereits an ein ähnliches Happyend glaubte, wie es Hölzl und Riesch erlebt hatten, die von Platz vier bzw. sechs in ihre finalen Läufe gegangen waren. Doch Neureuthers Rückstand aus dem ersten Lauf war letztlich zu groß, "und deshalb habe ich die Medaille auch nicht verdient. Mein erster Lauf war zu fehlerhaft. Wenn ich die Fehler nicht mache, kann ich um den Sieg mitfahren. Aber ganz ehrlich: Ich war nicht gut genug."

Zuvor hatte Hölzl den DSV nach 52 Einzelwettbewerben ohne Medaille aus der Krise gefahren. Die 24-Jährige holte als erste Deutsche seit Maria Epple 1978 WM-Gold im Riesenslalom, Maria Riesch setzte am Sonnabend mit ihrem Slalomsieg noch einen drauf.

Für DSV-Alpindirektor Wolfgang Maier war es "ein Märchen", und Präsident Alfons Hörmann sprach von den "wichtigsten Einzelmedaillen seit Jahren: Der DSV steht und fällt wesentlich mit dem alpinen Bereich."

Hörmann und Maier hatten sich über Jahre anhören müssen, dass die teure Alpinsparte ein Kostgänger der etwas günstigeren, aber erfolgreicheren Nordischen und der Biathleten sei. Sie strukturierten den kränkelnden Bereich um und ernteten jetzt die Früchte ihrer Arbeit. "Für uns ist das überdimensional", sagte Maier, der hofft, dass die Alpinen "wieder einen bestimmten Stellenwert" bekommen.

Maier war als Prügelknabe des DSV nach Val d'Isere gereist und kehrt nun als "Goldschmied" in die Heimat zurück. "Diese Medaillen helfen uns, dass wir jetzt Rückendeckung bekommen, dass wir das eine oder andere Projekt weiterführen können, ohne permanent an die Wand genagelt zu werden."

Die Erfolge vernebeln den Verantwortlichen aber nicht den Blick dafür, dass sie bis zu den Olympischen Spielen 2010 und zur WM 2011 in Garmisch-Partenkirchen noch viel Arbeit haben. "Wir brauchen jetzt nicht die Nase oben zu tragen. Wir haben noch viele Baustellen. Vor allem bei den Männern", sagte Maier: "Wir sind sicher keine Skigroßmacht, wir sind immer noch ein bisschen Exoten, wenn man sieht, was andere in den Sport reinschmeißen können."

Bei den Männern sei man "überhaupt noch nicht richtig vorwärtsgekommen". Neureuther ist weiter Alleinunterhalter, nur Stephan Keppler (Ebingen) schlug sich als 15. der Abfahrt noch achtbar. Aber auch im Speedbereich der Frauen, wo neben Riesch nur Gina Stechert (Oberstdorf) und auf Sicht vielleicht noch Viktoria Rebensburg (Kreuth) in der erweiterten Weltspitze fahren, "müssen wir ansetzen", betonte Maier, "aber wir sind auf dem richtigen Weg".