Die Friesen waren schon immer ein wenig eigen, deswegen praktiziert man hier auch ganz spezielle Sportarten wie Boßeln oder Klootschießen. Das Schöne daran, die sportlichen Betätigungen werden immer schön feierlich begossen – gern auch nach jedem Wurf und Sprung.

Friesische Kampfsportart
"Lüch up und fleu herut!- Nimm auf und lass fliegen! - heißt das Motto beim Klootschießen, dem friesischen Nationalsport. Das ist leichter gesagt als getan, denn der Kloot, eine kleine mit Blei gefüllte Hartholzkugel, der fast ein Pfund schwer ist, muss von einem Absprungbrett so weit wie möglich geschleudert werden. Ein geübter Werfer schafft an die 80 m, zudem wird die Trullerweite hinzugerechnet, die Spanne, die die Kugeln nach dem Ausrollen zurücklegen. Gespielt wird traditionell im Winter auf gefrorenem Marschboden, weil die Bauern dann über Freizeit verfügten.

Boßeln
Boßeln geht ähnlich, es wird nur mit einer etwas größeren Kugel gespielt, die mit geschicktem Drall über eine Asphaltstraße gerollt werden muss. Das runde Geschoss wird vom nächsten Spieler wieder aufgenommen und weiter geworfen. Ziel ist, für eine bestimmte Strecke die wenigsten Würfe zu brauchen. Zumindest offiziell, denn so richtig lustig wird das Spiel erst durch das Drumherum, die einzelnen Würfe werden mit fröhlichem Gejohle der Umstehenden und jeweils einem tüchtigen Schluck aus der Pulle fachkundig begleitet. Bei so vielen Fachmännern sind Oberschiedsrichter von Nöten. Dies sind die "Käkler und Mäkler".

Reisigbesen werfen
Etwas kunstloser ist das Reisigbesen-Werfen: Wer da ursprünglich nach wem geworfen hat, ist nicht überliefert. Spekulativ: Vielleicht schwangen friesische Ehefrauen beim verspäteten Erscheinen ihres friesischen Göttergattens nicht die Bratpfanne, sondern anderes Gerät.

Padstockspringen: Hüpfende Bauern
Wegen der vielen Entwässerungsgräben mussten sich die Bauern früher etwas einfallen lassen, um zu ihrem Vieh zu kommen: Sie nahmen daher einen Padstock mit und sprangen über die bis zu drei Meter breiten Hindernisse. Stabspringende Bauern dürften ein köstlicher Anblick gewesen sein. Traditionell wird die Angelegenheit von viel Grog begleitet - das ist auch heute noch so - dann fällt man weicher.

Ringreiten - Ritterlich
Beim Ringreiten wird im wahrsten Sinne des Wortes Augenmaß verlangt: Reiter müssen mit einer Lanze zielsicher in einen Ring, der an einem Band hängt, stechen. Die Ringe sind von unterschiedlicher Größe, manche sind aber nur wenige Zentimeter groß.

Bildungsprädikate
In Ostfriesland kann man auch ganz besondere Bildungsprädikate erwerben wie das Ostfriesenabitur oder das Sauerkrautdiplom. Wie Karriere fördernd diese Abschlüsse sind, ist zwar nicht bekannt, dafür machen sie aber viel mehr Spaß als anderswo. Ostfriesenabitur
Vor über 25 Jahren erfanden einige Ostfriesen aus Wittmund das Ostfriesenabitur. Dabei werrden nicht nur Boßeln- und Besenwerfen-Künste verlangt, sondern es sind auch andere "Friesen-Essentials" gefragt wie die feine friesische Art, Tee zu trinken, Fingerfertigkeit beim Krabbenpulen sowie Kuhmelken, körperliche Geschicklichkeit beim Padstockspringen und eine flinke Zunge beim Plattdütsch-Snacken. Andernorts wird man in weitere bodenständige Tätigkeiten eingeweiht. Zum Beispiel in Großfehn in den Teebeutel-Weitwurf. In Butjadingen kann man das Stallburschen-Diplom (u.a. mit Torfstapeln) ablegen. Bereits 125.000 Absolventen haben es geschafft (Durchfallen ist unwahrscheinlich).

Sauerkrautdiplom
Im Kohlosseum in Dithmarschen, Europas größtem Kohlanbaugebiet, kann man ein sehr spezielles Diplom machen: das Sauerkrautdiplom. Wer das Prinzip der Milchsäuregärung kapiert hat, darf unter meisterlicher Anleitung Biokohl putzen, vierteln, schnitzeln und dann gekonnt mit der Faust in den Gärtopf drücken. Diese deftige, aber sehr gesunde Mahlzeit darf man anschließend mit nach Hause nehmen.