Innenminister Klaus Schlie (CDU) lehnt die Dodenhof-Erweiterung immer noch ab und stößt bei seinen Parteifreunden damit auf Unverständnis.

Kaltenkirchen. "Willkommen in der Zukunft" stand verheißungsvoll auf dem Plakat, das die Kaltenkirchener CDU am Eingang zum Bürgerhaus aufgestellt hatte. Doch wie man die Zukunft in Kaltenkirchen gestalten sollte, darüber herrschten im Saal unter Parteifreunden höchst unterschiedliche Auffassungen. Von Einigkeit im beginnenden Landtagswahlkampf keine Spur - man stritt sich öffentlich über die geplante Erweiterung des Dodenhof. Auf dem Podium saß Innenminister Klaus Schlie, der mehrfach kompromisslos auf die Rechtslage verwies und die Pläne des Einzelhandelsriesen ablehnt. Ihm standen die örtlichen Christdemokraten gegenüber, die für die Expansion sind und sich davon einen wirtschaftlichen Schub für ihre Stadt und neue Arbeitsplätze versprechen.

Ausführlich erläuterte der Minister zu Beginn der Veranstaltung die komplizierte Rechtslage und musste danach feststellen, dass sich kaum eine Hand zum Applaus hob. 30 Sekunden später wurde hingegen ausführlich geklatscht, als der bekennende Erweiterungs-Fan und Bürgermeister Hanno Krause verspätet den Saal betrat.

Schweigend verfolgte Volker Dornquast die Diskussion. In seiner Doppelfunktion eine Position zu beziehen, wäre kompliziert: Der ehemalige Bürgermeister von Henstedt-Ulzburg ist Staatssekretär in Schlies Innenministerium und will im nächsten Landtag Abgeordneter für den westlichen Teil des Kreises Segeberg werden.

Großraum-Shopping: Die neuen Einkaufswelten

Acht Outlet-Center sind in Deutschland geplant

Dodenhof will seine Verkaufsflächen um 19.000 Quadratmeter erweitern. In einem kleineren Teil sollen Möbel angeboten werden, der größere ist für einen Elektronikmarkt und andere "zentrumsrelevante Sortimente" wie Sportartikel und Bekleidung vorgesehen. "Diese Erweiterung ist nicht genehmigungsfähig", erklärte Schlie. Sie verstoße gegen die Ziele der Landesraumordnung, die auf Bundesrecht basiere. Das größere Sortiment stelle eine Gefahr für andere Einkaufshäuser in der Region zwischen Bad Segeberg, Norderstedt und Neumünster dar. Außerdem erlaube die Rechtslage nicht, dass "zentrumsrelevante Sortimente" in einem kleinen Mittelzentrum wie Kaltenkirchen angeboten werden. Dafür komme nur ein Oberzentrum wie Lübeck oder Kiel in Frage. Bereits seit dem Jahr 2003, als Dodenhof zum ersten Mal erweitert hatte, sei klar gewesen, dass ein erneuter Ausbau nicht in Frage komme.

"Das ist ein klare rechtliche Position, die wir vertreten", sagte der Minister. Einen Ermessensspielraum habe das Ministerium nicht. "Wir können nicht frei entscheiden", sagte Schlie und deutete dann doch noch einen Kompromiss an, der das Projekt allerdings erheblich verzögern dürfte: Beim Verkauf von Möbeln werde das Ministerium Dodenhof keine Begrenzungen vorschreiben. Außerdem sollte sich Kaltenkirchen mit den benachbarten Kommunen über ein "Regionales Entwicklungskonzept" verständigen, in dem auch über die Verteilung und die Veränderung der Kaufkraft gesprochen werden müsste. Er sei bereit, so Schlie, diese Gespräche in der Anfangsphase zu moderieren. "Ich zeige einen Weg auf, der mühselig ist", sagte Schlie. "Aber kein anderer wird zum Erfolg führen." Darüber herrsche Einigkeit mit dem CDU-Spitzenkandidaten und Wirtschaftsminister Jost de Jager und mit dem Koalitionspartner FDP. Noch vor wenigen Wochen hatte FDP-Chef Wolfgang Kubicki von "Planwirtschaft" gesprochen, als das Nein des Innenministeriums zu den Dodenhof-Plänen bekannt wurde.

Die Kaltenkirchener Christdemokraten konnte der Minister mit dieser Idee jedoch nicht begeistern. Bürgermeister Krause wies auf das Gutachten des renommierten Instituts GMA hin, das bei einer Dodenhof-Expansion keine negativen Folgen für den Einzelhandel feststellen konnte. Einzige Voraussetzung: Die geplante Abteilung für Unterhaltungselektronik müsste ein wenig schrumpfen. Krause informierte den Minister außerdem darüber, dass die Kaltenkirchener Stadtvertretung am Dienstag trotz der eindeutigen Neins aus Kiel den Bebauungsplan für die Dodenhof-Erweiterung absegnen werde.

"Den rechtlichen Weg ziehen wir bis zum Ende durch", kündigte Krause nach dem Ende der Veranstaltung an. "Wir glauben, dass wir im Recht sind." Er bat Schlie, kurzfristig zum Bebauungsplan Stellung zu nehmen, sobald die Stadtvertretung darüber die Entscheidung getroffen habe. Parallel dazu könne das "Regionale Entwicklungskonzept" aufgestellt werden, sagte Krause.

Eine Antwort blieb Schlie seinen Parteifreunden schuldig. "Wir wollen wir das alles den Wählern erklären?", hatte ein Besucher gefragt.