Der neue Bürgermeister Hanno Krause erklärt, warum die Innenstadtgestaltung so wichtig ist und berichtet von seinen persönlichen Plänen.

Kaltenkirchen. Am 2. Januar hatte Kaltenkirchens neuer Bürgermeister Hanno Krause (CDU) seinen ersten Arbeitstag im Rathaus. Im Interview mit dem Abendblatt erläutert er die wichtigsten Projekte in diesem Jahr.

Hamburger Abendblatt:

Sie sind erst seit zwei Wochen im Amt und mussten sich in dieser kurzen Zeit einen Überblick über die anstehenden Aufgaben verschaffen. Was kommt auf Kaltenkirchen im Jahr 2012 zu?

Hanno Krause:

Eine der größten Herausforderungen wird die geplante Bebauung am AKN-Bahnhof in Verbindung mit der Erweiterung von Dodenhof sein. Ich werde Verhandlungen mit dem Eigentümer des Grundstücks am Bahnhof, Gazit, führen. Vereinbart ist ein Gespräch für den 23. Januar. Leider waren die Gespräche eingeschlafen. Sie wieder aufzunehmen, wird eine Herausforderung werden. Hätte Gazit nicht reagiert, wäre ich notfalls auch dort hingefahren, um zu klopfen oder zu klingeln. Die Stadt hat zugestimmt, die Baugenehmigung für das Bahnhofsumfeld zu verlängern. Dann möchten wir jetzt wissen, was die Gazit plant und sie dabei unterstützen. Ich will klare Antworten.

Welche Rolle spielt Dodenhof bei der Innenstadtplanung?

Krause:

Ich möchte Dodenhof mit ins Boot holen und Ideen gemeinsam mit dem Stadtmarketing und dem Ring für Handel, Handwerk und Industrie entwickeln. Dodenhof könnte zum Beispiel Mieter in dem Projekt am Bahnhof werden und Textilien verkaufen. Ich wünsche mir eine Art Kaufhaus, das als Magnet für die Innenstadt dient. Das käme dem Einzelhandel zugute. Wir haben ein sehr großes städtisches Interesse an dem Unternehmen. Dodenhof ist ein riesiger Arbeitgeber, der konkurrenzfähig an seinem Standort bleiben muss.

Wie wollen Sie die Landesplanung des Innenministeriums davon überzeugen?

Krause:

Ich meine, dass es einen Ermessensspielraum gibt, den es für die Stadt auszunutzen gilt. Die Landesplanung sollte die Interessen Kaltenkirchens beachten. Dass die Erweiterung dem Einzelhandel in der Innenstadt schaden könnte, ist nicht mehr als eine Vermutung. Ich sage sogar: Weil Dodenhof relativ nah an der Innenstadt liegt, sind Synergieeffekte zu erwarten, wenn es eine Verbindung zwischen den Standorten gäbe - zum Beispiel mit unserem Stadtbus. Und ein zusätzliches Engagement Dodenhof am AKN-Gelände könnte die Diskussion mit der Landesplanung möglicherweise entspannen.

Wie sieht die Zukunft des ehemaligen Krankenhausgeländes aus?

Krause:

Am 11. Januar habe ich dazu ein erstes Gespräch mit der Geschäftsführung der Paracelsus-Kliniken geführt. Davon erhoffe ich mir eine Perspektive auf dem Gelände. Vereinbart wurde, dass Paracelsus uns Vorschläge dazu im ersten Quartal 2012 mitteilen wird. Sicher ist: Ein Krankenhaus wird es in Kaltenkirchen nicht mehr geben. Auch für den Handel dürfte der Komplex kaum nutzbar sein. Ich kann mir sehr gut eine größere Maßnahme im sozialen Bereich vorstellen, wie altersgerechtes Wohnen mit Betreuung.

Wie schätzen Sie die städtischen Finanzen ein?

Krause:

Im Jahr 2009 hatten wir 640 Euro Schulden pro Einwohner, 2011 waren es 1280. Diese Situation ist unter anderem mit dem Bau der Abwasserdruckleitungen und des Pumpwerks Nord entstanden. Das ist nicht bedenklich, da die Stadt nur in Vorlage getreten ist und die Ausgaben über die Abwassergebühren wieder hereingeholt werden. Weitere große Investitionen waren nötig für die Bauarbeiten im Gymnasium und für den Grunderwerb für Gewerbeflächen, beides zweckmäßige Investitionen in die Zukunft. Außerdem hat die Stadt Laufzeiten für Kredite verlängert.

Werden die Schulden weiter steigen?

Krause:

Die weitere Entwicklung jeder Stadt ist mit Kosten verbunden. Investitionen in unsere Infrastruktur sind gut angelegtes Geld. Dabei hat Kaltenkirchen als Mittelzentrum auch seine wichtige Funktion für das Umland. Um investieren zu können, müssen wir auch über Einnahmeerhöhungen nachdenken, die möglichst dauerhaft sind. Nur dann kommen wir darum herum, freiwillige Leistungen für Vereine und Kultur kürzen zu müssen. Diese Leistungen sind wichtig für eine lebhafte Stadt.

Wo soll das Geld herkommen?

Krause:

Die Stadt muss über die Anhebung der Grundsteuer A und B nachdenken. Ich rede dabei von Hebesätzen, wie sie vergleichbare Städte schon längst zugrunde legen. Wir sollten uns am Durchschnitt orientieren. Auch die Hundesteuer sollte auf ein durchschnittliches Maß angehoben werden. Darauf hat schon das Rechnungsprüfungsamt hingewiesen. Persönlich finde ich es schwierig, so kurz nach meinem Amtsantritt Steuererhöhungen vorzuschlagen. Aber ich muss ehrlich sein und mit den Realitäten umgehen.

Wo kann die Stadt Kosten senken?

Krause:

Bei den Personalkosten der Verwaltung. Das Rechnungsprüfungsamt, das Kaltenkirchen zwingend einrichten muss, besetzten wir erst einmal mit nur einer Person. Die zusätzlich in der Stadtbücherei geplante halbe Stelle wird zunächst nicht besetzt. Außerdem wollen wir die Höhe der Kassenkredite senken, um Zinsen zu sparen. Und natürlich insgesamt sparsam mit den Mitteln der Stadt umgehen.

Wann werden die Pläne umgesetzt?

Krause:

Ich durfte den Haushalt in allen Fraktionen vorstellen und gehe davon aus, dass im Februar über einen ausgeglichenen Haushalt entschieden werden kann.

Wann fährt die S-Bahn bis nach Kaltenkirchen?

Krause:

Am 14. Januar treffen sich die Vertreter der Kommunen entlang der AKN-Strecke, um darüber zu sprechen. Ich halte die Elektrifizierung der Strecke für zwingend erforderlich, insbesondere wenn wir an den Umweltschutz denken. Was für ein Unsinn, wenn wir die alten AKN-Dieseltriebwagen durch neue Dieseltriebwagen ersetzen würden. Eine schnelle und zeitgemäße Anbindung an Hamburg ist wichtig für die Pendler und die Standortentwicklung Kaltenkirchens. Das haben auch meine aktuellen Gespräche mit den Gewerbeunternehmen ergeben. In einer boomenden Metropolregion ist es nicht hinnehmbar, dass eine Bahnverbindung auch künftig wie seit Jahrzehnten betrieben werden soll

Hat das Parkhaus am AKN-Bahnhof noch eine Zukunft?

Krause:

Es muss dringend saniert werden, das könnte nach Aussage des TÜV bis zu vier Millionen Euro kosten. Wir brauchen jetzt eine Analyse, ob ein Neubau nicht wirtschaftlicher wäre. Dieser Neubau könnte Bestandteil der Innenstadtplanung auf dem Bahnhofsumfeld sein.

Welche "Baustellen" bearbeitet der Bürgermeister außerdem?

Krause:

Die Verwaltung wird mit der Einführung der doppelten kaufmännischen Buchführung modernisiert, und die Wirtschaftsförderung wird intensiviert. Wir arbeiten an Plänen, wie die Feuerwache erweitert werden könnte. Ganz oben auf der Agenda steht der Ausbau der Kinderbetreuung. Der ,Große Karl' muss für die Bewohner sicherer werden. Die Bürger wünschen eine Busverbindung vom Seniorenzentrum zur Holstentherme. In der Stadt fehlt ein 24-Stunden-Apothekennotdienst.

Wie sieht Ihre persönliche Planung aus?

Krause:

Ich ziehe mit meiner Familie in den Osterferien von Ahrensburg nach Kaltenkirchen. Wir haben kurzfristig ein Haus am Krückauring gefunden. Auch bei der Suche haben wir festgestellt, dass Kaltenkirchen sehr beliebt ist. Es gab keine große Auswahl. Daraus kann ich eine Schlussfolgerung ziehen: Wir brauchen neue Gebiete für den Wohnungsbau.